Predigt zum 8. Sonntag im Jahreskreis (Mt 6,24-34)

Sorgt euch nicht

Im Mittelpunkt des heutigen Evangeliums steht die Aussage Jesu: „Sorgt euch nicht“ – „Macht euch keine Sorgen“.

Wenn wir diese Aussage mit dem heutigen Faschingssonntag verbinden, bzw. mit den letzten Tagen der diesjährigen Faschingszeit, dann könnten wir tatsächlich meinen, das klingt ja fast wie ein Faschingsscherz. Die Nachrichten präsentieren uns nämlich fast täglich Argumente dafür, dass wir Menschen uns sehr wohl Sorgen machen sollten: Krieg, Bürgerkrieg, Terrorismus … Erderwärmung und Umweltkatastrophen … Erdbeben und Überschwemmungen … Umweltzerstörung und Artensterben … Luftverschmutzung und Wassernot … Flüchtlingswellen, Hunger und Armut … Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Korruption und Extremismus … „Die Narren gehen immer bis zum Extrem“, kommentierte einmal der heilige Franz von Sales die Situation seiner Zeit (DASal 11,173). Dieser Kommentar könnte tatsächlich auch in einer heutigen Tageszeitung stehen.

Sollen wir also – angesichts all dieser Meldungen – tatsächlich die Worte Jesu ernst nehmen und uns keine Sorgen machen? Heißt das nicht, die Augen vor der Not dieser Welt verschließen – oder einfach eine rosarote Brille aufsetzen, den Kopf in den Sand stecken und nichts mehr hören, sehen und sprechen?

Mein Lieblingszitat in den Werken des heiligen Franz von Sales lautet übrigens folgendermaßen:

„Mag das Schiff diesen oder jenen Kurs nehmen, mag es nach Westen oder Osten, nach Süden oder Norden streben, mag dieser oder jener Wind es treiben, die Kompassnadel wird doch stets nach Norden zeigen. Mag nicht nur um uns herum, sondern auch in uns alles drunter und drüber gehen, mag unsere Seele traurig oder vergnügt und fröhlich, verbittert und unruhig oder friedlich … sein…: immer soll unser Herz, unser Geist und der höhere Wille gleich der Kompassnadel unablässig auf die Gottesliebe als ihr einziges und höchstes Gut schauen und ausgerichtet sein.

‚Ob wir leben oder sterben“, sagt der Apostel [Paulus], ‚wir gehören Gott an‘ (Röm 14,8). ‚Wer wird uns von der Liebe Gottes trennen?‘ Nein, nichts wird uns je von dieser Liebe trennen, weder Leid noch Angst, weder Tod noch Leben, weder gegenwärtiges Leid noch Furcht vor zukünftigem Unglück…: ‚Nichts wird uns trennen von dieser heiligen Liebe, die in Jesus Christus begründet ist,‘ (Röm 8,35). Dieser unwandelbare Entschluss, niemals Gott zu verlassen oder seine beglückende Liebe aufzugeben, dient unserer Seele als Gegengewicht, um sie in heiligem Gleichmut mitten im Wandel der wechselnden Lebensumstände und Ereignisse zu halten“ (DASal 1,230).

Ich glaube, genau darum geht es, wenn wir Jesus vier Mal hintereinander sagen hören: „Sorgt euch nicht – Macht euch keine Sorgen“. Es geht um die Frage: Wohin zeigt die Kompassnadel unserer Seele? Orientieren wir uns an Gott und seiner Liebe – oder lassen wir uns von anderen Sternen leiten? Trauen wir heute Gott überhaupt zu, dass er unsere Welt, unser Leben im Griff hat – oder glauben wir nur noch an unsere menschlichen Fähigkeiten und Mächte? – Dann, ja dann sollten wir uns tatsächlich sehr viele Sorgen machen.

Franz von Sales traute nur Gott alles zu – und so vertraute er sich Gott ganz an. „Nichts kann uns trennen von der Liebe Christi“. Darauf stützte sich sein Optimismus und den ließ er sich von nichts und niemandem nehmen. „Wer Gott vertraut“, so war er überzeugt, und so stand es auch auf seinem Bischofswappen, „Wer Gott vertraut, der wird nicht untergehen“. Genau dieses Vertrauen möchte uns auch Jesus Christus vermitteln: „Sorgt euch nicht – euer himmlischer Vater wird für euch sorgen“. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS