Arbeitsgemeinschaft „Salesianische Spiritualität“ kam in Eichstätt zusammen

Vom 3. auf den 4. März 2017 kam in Eichstätt die „Arbeitsgemeinschaft Salesianische Spiritualität“ zu ihrer alljährlichen Tagung zusammen, die sich diesmal unter dem Motto „Sales 2017“ mit der Frage beschäftigte, wie man die Botschaft des heiligen Franz von Sales den Menschen heute vermitteln kann.

Herz spricht zum Herzen

Zu Beginn der Tagung referierte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft P. Johannes Haas OSFS zum Thema „Von Herz zu Herz“ und nahm dazu den „Brief über die Predigt“ in den Blick, den Franz von Sales an seinen Freund André Fremyot, Bischof in Bourges, geschrieben hat. „Belehren und bewegen“ seien für Franz von Sales wichtige Aufgaben des Predigers, so P. Johannes Haas.

Gleichwohl ging es dem Heiligen aber auch darum, von Herz zu Herz zu sprechen und so dem Menschen zu einer Umkehr zum Leben in Fülle zu helfen, die im Willen Gottes konkret wird. Wichtig sei zudem, zu Gottes Ehre zu predigen und dazu das göttliche Wort zu verkündigen. Dabei sei es nötig, sich sowohl an der Lehre wie auch dem Leben der Kirche zu orientieren.

Das Thema „Herz spricht zum Herzen“, zentrale Aussage des Predigtbriefes, griff auch Diakon Raymund Fobes, Sekretär der Arbeitsgemeinschaft, auf. In seinen Augen muss eine Seelsorge von Herz zu Herz heute von Wahrhaftigkeit, also der Einheit von Verkündigung und Lebensstil, sowie von Einfühlsamkeit in den anderen geprägt sein. Eine solche Seelsorge kann so auch bewirken, dass die Kirche ihrem Auftrag nachkommt, „Salz der Erde“ zu sein.

In Liturgie und Dogmatik

Mit den liturgischen Gebeten am Fest des heiligen Franz von Sales befasste sich der promovierte Liturgiker und stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Pfarrer Dr. Stefan Hauptmann aus Markt Indersdorf bei Dachau in einem Vortrag. Er zeigte nicht nur, dass die Entwicklung der liturgischen Gebete sehr stark von dem Bild abhingen, das die jeweilige Zeit von Franz von Sales hatte, sondern dass es auch heute verschiedene Übersetzungen der im Original lateinischen Texte gibt. So beten die Salesianer Don Bosco etwa die Präfation am Fest mit einer freieren Übersetzung, die stärker einen ökumenischen Akzent setzt, als die wörtliche Übertragung des lateinischen Textes ins Deutsche.

Über einen Zugang zu Franz von Sales über die Dreifaltigkeit Gottes sprach Prof. Manfred Gerwing, Dogmatiker an der Katholischen Universität Eichstätt. Er stellte heraus, dass der dreifaltige Gott zutiefst mit seiner ganzen Schöpfung in Liebe verbunden ist. Der Mensch sei zur Antwort auf diese Liebe gerufen. Nach unserem Tod können wir dieser Liebe unverhüllt begegnen.

Allerdings sei ein glückliches Leben in der Ewigkeit nur dem möglich sei, so Gerwing in der Diskussion, der auch hier die Gemeinschaft mit Gott gesucht habe, denn die Gottesliebe muss man lernen. Wer sich nie darum auf Erden gekümmert habe, der werde sie auch in der Ewigkeit nicht erfahren – und dann wird die Ewigkeit für ihn die Hölle sein. Die allerdings, die sich nach Gottes Liebe gesehnt haben, dann aber verzweifelt und so zum Atheismus gekommen seien, wie etwa Friedrich Nietzsche, könnten auf ein glückseliges Leben in der Ewigkeit hoffen, da sie sich ernsthaft mit der Gottesliebe auseinandergesetzt hätten..

Über ökumenische Impulse aus der salesianischen Botschaft sprach anlässlich des Reformationsgedenkjahrs Dr. Thomas Günther aus Paderborn, Schriftleiter des Jahrbuchs für Salesianische Studien. Günther sah in der Lehre des Heiligen, der gerade auch durch seinen Umgang mit den Calvinisten geprägt war, eine Möglichkeit zur ökumenischen Begegnung in einem gemeinsamen Sich-Auf-den-Weg-machen. In diesem Sinne stehe Franz von Sales für eine Einheit in Verschiedenheit, machte er doch immer wieder deutlich, dass die Kirche von ganz unterschiedlichen Charakteren lebte.

Erfahrungen aus der Praxis

Ganz persönliche Eindrücke von ihrer Begegnung mit der salesianischen Spiritualität vermittelte Saskia Greber von der Gemeinschaft des heiligen Franz von Sales der Schweiz, und P. Thomas Vanek, Provinzial der deutschsprachigen Provinz der Sales-Oblaten, sprach über ein Projekt anlässlich des in diesem Jahr begangenen 450. Geburtstages des Heiligen. Hier geht es um bemerkenswerte Einblicke in die Kindheit von Franz von Sales – und Vanek verwunderte nicht zuletzt mit der Aussage, dass der Heilige der Sanftmut als Baby ein echtes Schreikind war.

Lyrik in der Klosterkirche

Neben den Vorträgen fand auch eine Autorenlesung in der Kirche des Salesianums statt. Josef Dirnbeck, Schriftsteller aus Nürnberg und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft gab mit lyrischen Texten Kostproben aus seinem Buch „Der Himmel ist offen. An der Orgel wurde er von Rudolf Pscherer begleitet.

Raymund Fobes