Predigt zum 6. Sonntag der Osterzeit (Joh 14,23-29)

Wichtige Weisungen

Die Abschiedsrede Jesu beim letzten Abendmahl bereitet seine Jüngerinnen und Jünger auf die Zeit nach seinem Tod und seine Auferstehung vor. In einer solchen Situation werden nicht mehr viele Worte gemacht, sondern nur noch Wesentliches gesagt. Welche wichtigen Botschaften hat nun Jesus an seine Jüngerinnen und Jünger weitergegeben?

Die erste wichtige Botschaft lautet: „Wenn ihr mich liebt, dann haltet mein Wort.“ Oder anders gesagt: Tut, was ich euch in den letzten Jahren beigebracht habe. Haltet euch daran, egal was auch geschieht. Wer das tut, zu dem wird Gott kommen und bei ihm wohnen.

Es geht also um die Treue zum Wort Gottes in guten wie in bösen Tagen. Es geht darum, sich immer wieder vom Wort Gottes ansprechen zu lassen und dieses Wort in die Praxis umzusetzen. Es ist unser Zeichen, dass wir Jesus Christus lieben.

Mit dem heiligen Franz von Sales könnten wir also sagen: „Ja, ich will in Zukunft gern beten, die heiligen Sakramente empfangen, das Wort Gottes hören, seine heiligen Einsprechungen und Ratschläge befolgen“ (DASal 1,49).

Die zweite wesentliche Botschaft Jesu bereitet uns auf das Pfingstfest vor: Wir werden nicht allein gelassen, sondern Heiliger Geist wird uns beistehen. Er wird uns alles lehren und uns immer wieder an das Wort Gottes erinnern. Beistand, Lehre und Erinnerung sind also drei Grundaufgaben des Heiligen Geistes. Wenn wir auf unserem christlichen Weg stolpern, ist Heiliger Geist an unserer Seite, wenn wir nicht mehr weiterwissen, wird er unser Lehrer sein, und wenn wir auf Jesus und seine frohe Botschaft vergessen sollten, wird er uns daran erinnern.

„Rufen wir Tag und Nacht“ schreibt Franz von Sales: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe“ (DASal 4,298) – Rufen wir diese Bitte Tag und Nacht.

Eine dritte wichtige Botschaft der Abschiedsrede Jesu ist der Friede, aber nicht wie die Welt ihn gibt, sondern es ist der Friede Jesu Christi. Weltliche Friedensverträge – egal ob im privaten oder im öffentlichen Leben – stehen auf wackeligen Beinen. Sie werden immer wieder gebrochen, im Kleinen genauso wie im Großen. Der Friede Jesu Christi aber ist Frieden in Vollendung, Frieden für die Ewigkeit, geschlossen durch seinen Tod am Kreuz. Wer diesen ewigen Frieden haben möchte, der wird ihn nur bei Jesus Christus finden.

Ein sehr schönes Wort folgt auf diesen Frieden: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ Jesus spricht uns Mut zu. Er sagt nicht, dass der Weg einfach ist, aber er sagt: Egal, was auf diesem Weg geschieht, es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Habt Mut, verzagt nicht. Daher schreibt Franz von Sales in seinen Briefen immer wieder: „Bleiben Sie in Frieden, … in inniger Vereinigung mit [dem] göttlichen Bräutigam“ (DASal 5,87).

Und schließlich: Das Fortgehen Jesu bedeutet nicht, dass er uns verlässt, im Gegenteil: Er sagt: Ich werde mit meinem Vater, der größer ist als ich, zurückkommen.

All das sagt uns Jesus kurz vor seinem Tod:

  • Haltet am Wort Gottes fest.
  • Vertraut auf Heiligen Geist.
  • Ich schenke euch meinen Frieden.
  • Verzagt nicht, habt Mut.
  • Ich komme mit Gott zurück.

Unsere tägliche Aufgabe ist es, an diese Worte Jesu wirklich zu glauben. Jesus hat sicher gewusst, dass all das nicht leicht sein wird. Er hat uns auf die Schwierigkeiten, Probleme, Herausforderungen des Glaubenslebens vorbereitet, damit wir Stand halten und treu bleiben.

So fasst es auch der heilige Franz von Sales einmal zusammen:

„Mein Gott, … wie glücklich werden Sie … sein, … wenn Sie in Ihren Entschlüssen Ihm treu bleiben, der Sie so treu liebte bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8)… Bleiben Sie mit Jesus, leben Sie in ihm und durch ihn.“ (DASal 6,40). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS