Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1,29-39)
Jesus – Heiland – Seligmacher
Da wir uns mitten in der Faschingszeit befinden und der Wiener Opernball vor der Tür steht, ein kleiner Witz zum eben gehörten Evangelium: Warum hat Petrus Jesus verleugnet? – Weil er seine Schwiegermutter heilte!
Ich weiß gar nicht, ob solche Witze heute überhaupt noch erzählt werden dürfen, also ob sie überhaupt noch „politisch korrekt“ sind, und ich weiß auch nicht, ob einer jeden, einem jeden von uns heute überhaupt zum Lachen zumute ist. Wir feiern zwar jedes Jahr Fasching, aber nicht allen Menschen können deshalb fröhlich sein, weil sie mit unterschiedlichstem Leid konfrontiert sind: Krankheiten, Tod, Krieg, wirtschaftliche Sorgen, Zukunftsängste. Die Worte Ijobs, die wir zur Lesung hörten, passen da eigentlich besser als irgendein Witz, egal ob politsch korrekt oder nicht: Von Tagelöhnern, die auf ihren Lohn warten, ist da die Rede, von „Monden – also Monaten – voller Enttäuschung“, „Nächte voller Mühsal“ … Und die ständige Frage: „Wann darf ich aufstehen?“, und die Erkenntnis: „das Leben ist nur ein Hauch, nie mehr schaut mein Auge Glück“.
Wenn man so etwas hört, da sehnt man sich schon nach ein bisschen Hoffnung.
An unserem Kirchturmkreuz sind übrigens drei Buchstaben angebracht, nämlich JHS. Es sind die griechischen Anfangsbuchstaben des Namens JESUS: Jota – Eta – Sigma. Der Name Jesus ist also über unser Pfarrgebiet geschrieben. Diese drei Buchstaben wurde später noch anders gedeutet: JHS steht für Jesus – Heiland – Seligmacher. Das ist praktisch die Kurzversion der Erzählung aus dem Markusevangelium, die wir gerade gehört haben: Jesus wird als der so lange und sehnsuchtsvoll erwartete Heilsbringer beschrieben. Er heilt nicht nur die Schwiegermutter des Petrus, er heilt auch Kranke und Besessene. Die ganze Stadt versammelt sich vor der Haustür, um dieses Heil zu erfahren. Jesus wird als Heilmittel erlebt, das uns von allen Sorgen und Nöten befreien kann. Oder wie der heilige Franz von Sales meint: „Wie glücklich werden Sie sein, wenn Sie sich mitten in der Welt Jesus Christus in Ihrem Herzen bewahren!“ (DASal 6,43)
Jesus wird allerdings auch als derjenige beschrieben, der sich an einen einsamen Ort zurückzieht, um zu beten, und der trotz des großen Andrangs an Heil-Suchenden beschließt, anderswohin zu gehen, denn er ist gekommen, seine Botschaft überall zu verkünden. Hier wird deutlich: Jesus versteht sich nicht nur als Heiland, sondern auch als Seligmacher. Es geht ihm nicht nur um das körperliche Wohl, sondern auch um das seelische. Er will nicht nur Krankheiten heilen, er will auch verkündigen, er will den Menschen sagen: Das Reich Gottes ist viel mehr als Gesundheit und Wohlbefinden. Es öffnet unseren Blick für die Ewigkeit. „Herr Jesus,“ betete daher der heilige Franz von Sales, „lebe und herrsche in unseren Herzen von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (DASal 1,23). Es geht also nicht nur darum, dass es uns auf dieser Welt gut geht, es geht auch um das Ziel, auf das wir uns alle hinbewegen. Es geht um die Ewigkeit.
Vielleicht ist der heutige Sonntag eine gute Gelegenheit, einmal zum Kirchturm hinaufzuschauen und die Buchstaben zu betrachten, die dort stehen: J H S – Jesus unser Heiland, Jesus unser Seligmacher. „Blicke auf zu Jesus“, sagte auch der heilige Franz von Sales. „Verleugne ihn nicht aus Furcht vor der Welt“ (DASal 1,262). Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS