Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1,29-39)

Jesus – Heiland – Seligmacher

Wäre in diesem Jahr ganz normale Faschingszeit inklusive Krim- und Opernball, würde ich wahrscheinlich folgenden Witz, passend zum eben gehörten Evangelium, erzählen: Warum hat Petrus Jesus verleugnet? – Weil er seine Schwiegermutter geheilt hat!

Leider ist vielen Menschen zur Zeit gar nicht zum Lachen zumute. Wir befinden uns in einer Pandemie, es gibt viele Kranke und Tote, die Zahlen gehen einfach nicht zurück – und die Lockdown-Maßnahmen zehren an unseren Gemütern. Wirtschaftliche Sorgen und Zukunftsängste machen sich breit.

Die Worte Ijobs, die wir zur Lesung hörten, passen da eigentlich besser als ein Witz: Von Tagelöhnern, die auf ihren Lohn warten, ist da die Rede, von „Monden – also Monaten – voller Enttäuschung“, „Nächte voller Mühsal“ … Und die ständige Frage: „Wann darf ich aufstehen?“, und die Erkenntnis: „das Leben ist nur ein Hauch, nie mehr schaut mein Auge Glück“.

Da sehnt man sich schon nach ein bisschen Hoffnung. Unser gutes Gesundheitssystem ist Gott sei Dank nicht zusammengebrochen und hoffentlich bleibt das auch so. Und es gibt mittlerweile eine Impfung, schleppend zwar, aber doch mit der Aussicht nach dem berühmten Licht am Ende des Tunnels.

Mir ist in dieser Coronazeit auch dank der Sanierung unserer Pfarrkirche wieder einmal bewusst geworden, dass am Kirchturmkreuz der Krim-Kirche drei Buchstaben angebracht sind, nämlich JHS. Es sind die griechischen Anfangsbuchstaben des Namens JESUS: Jota – Eta – Sigma. Der Name Jesus ist also über unser Pfarrgebiet geschrieben. Diese drei Buchstaben wurde später noch anders gedeutet: JHS steht für Jesus – Heiland – Seligmacher. Das ist praktisch die Kurzversion der Erzählung aus dem Markusevangelium, die wir gerade gehört haben: Jesus wird als der so lange und sehnsuchtsvoll erwartete Heilsbringer beschrieben. Er heilt nicht nur die Schwiegermutter des Petrus, er heilt auch Kranke und Besessene. Die ganze Stadt versammelt sich vor der Haustür, um dieses Heil zu erfahren. Jesus wird – so wie ein wirksamer Impfstoff – als Heilmittel erlebt, das uns von allen Sorgen und Nöten befreien kann. Oder wie der heilige Franz von Sales meint: „Wie glücklich werden Sie sein, wenn Sie sich mitten in der Welt Jesus Christus in Ihrem Herzen bewahren!“ (DASal 6,43)

Jesus wird allerdings auch als derjenige beschrieben, der sich an einen einsamen Ort zurückzieht, um zu beten, und der trotz des großen Andrangs an Heil-Suchenden beschließt, anderswohin zu gehen, denn er ist gekommen, seine Botschaft überall zu verkünden. Hier wird deutlich: Jesus versteht sich nicht nur als Heiland, sondern auch als Seligmacher. Es geht ihm nicht nur um das körperliche Wohl, sondern auch um das seelische. Er will nicht nur Krankheiten heilen, er will auch verkündigen, er will den Menschen sagen: Das Reich Gottes ist viel mehr als Gesundheit und Wohlbefinden. Es öffnet unseren Blick für die Ewigkeit. „Herr Jesus,“ betete daher der heilige Franz von Sales, „lebe und herrsche in unseren Herzen von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (DASal 1,23). Es geht also nicht nur darum, ob wir wieder reisen dürfen, einkaufen oder tanzen, es geht um das Ziel auf das wir uns alle – egal ob mit oder ohne Corona – hinbewegen. Es geht um die Ewigkeit.

Vielleicht ist der heutige Sonntag eine gute Gelegenheit, einmal zur Krim-Kirche zu gehen und hinaufzuschauen auf das Kreuz über dem Kirchturm und die Buchstaben zu betrachten, die dort stehen: J H S – Jesus unser Heiland, Jesus unser Seligmacher. „Blicke auf zu Jesus“, sagte der heilige Franz von Sales. „Verleugne ihn nicht aus Furcht vor der Welt“ (DASal 1,262). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS