Predigt zum 3. Adventsonntag (Mt 11,2-11)

Freude, die trägt

„Gott ist ein Gott der Freude“ (DASal 6,89) … so meint jedenfalls der heilige Franz von Sales. Das, was er jedoch unter Freude versteht, hat mit jener oberflächlichen Ausgelassenheit, die in der Welt manchmal um sich greift, nichts zu tun. Es ist vielmehr eine Freude, die in die Tiefe geht – und den Menschen tragen kann, selbst dort, wo es im Leben finster und dunkel ist.

Es ist jene Freude, von der auch das heutige Evangelium erzählt, obwohl dort das Wort „Freude“ selbst kein einziges Mal vorkommt. Ja, die Situation, die da beschrieben wird, spricht eigentlich genau vom Gegenteil: Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis. Sein Projekt, seine Visionen, sein Lebenswerk, alles, woran er geglaubt, wovon er geträumt hat, drohen zu scheitern. Er muss sogar damit rechnen, dass sein Leben bald zu Ende geht – wer damals im Gefängnis saß, musste immer mit der Todesstrafe rechnen, da war man keinesfalls zimperlich, und Anwälte, die einen verteidigten, gab es nicht.

Johannes der Täufer ist sich unsicher – und er will es nun ganz genau wissen. Ist dieser Jesus wirklich der Messias, den wir seit vielen Generationen erwarten? Hat sich nun endlich erfüllt, was Gott uns schon Jahrhundertelang versprochen hat? Johannes schickt seine Jünger aus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Fragt Jesus direkt und verlangt von ihm eine klare Antwort, ich habe jetzt keine Zeit mehr für Ausflüchte: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?

Die Antwort, die Jesus dann gibt, ist der Grund, warum diese Stelle des Evangeliums eine Frohbotschaft ist, eine Botschaft der Freude, obwohl das Wort Freude selbst gar nicht vorkommt. Jesus sagt: Sperrt doch eure Ohren und eure Augen auf … dann könnt ihr selbst entscheiden: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium – also die frohe Botschaft, die Botschaft der Freude verkündet. Das sind doch Beweise genug, dass sich erfüllt hat, was Gott uns so lange versprochen hat.

Johannes der Täufer hat natürlich sofort gewusst, dass Jesus die Prophezeiung des Jesaja anspricht, die wir heute zur Lesung gehört haben – und in dieser Prophezeiung ist die Freude tatsächlich grenzenlos: die Wüste jubelt und jauchzt … die Menschen jubeln und ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Und dort steht auch genau die Antwort, die Johannes im Gefängnis so dringend hören wollte: „Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott!“ Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.

„Gott ist ein Gott der Freude!“ – aber einer Freude, die nicht einfach nur lustig ist, sondern die uns auch in den dunklen Stunden des Lebens Halt geben will und kann. Die uns sagt: „Habt Mut – fürchtet euch nicht!“ Seht doch, Gott ist im Kommen.

Diesen Gott feiern wir heute am dritten Adventsonntag – dem Sonntag der Freude. Und diesem Gott gehen wir entgegen, wenn wir uns auf das Hochfest seiner Geburt vorbereiten. Es ist eine Freude trotz allem, eine Freude, die Halt gibt, Mut macht und uns sagt: Gott steht an der Tür und klopft an. Er versucht es immer wieder, auch wenn wir immer wieder zusperren. Gott ermutigt uns trotzdem, immer wieder aufzumachen und ihn in unsere Mitte aufzunehmen.

Das wäre eine wirklich gute Vorbereitung auf Weihnachten in der kommenden dritten Woche des Advent: Öffnen wir uns wieder für Gott und seine Botschaft – Machen wir uns offen für sein Kommen in unserem Leben. Er ist es tatsächlich, nach dem wir uns sehnen. Er ist der Gott der Freude, der uns Mut macht, Kraft und Halt gibt. Franz von Sales empfiehlt: „Erwecken Sie oft in sich den Geist der Freude … und glauben Sie fest daran, dass dies der echte Geist der Frömmigkeit ist; und wenn Sie sich manchmal von dem entgegengesetzten Geist der Traurigkeit und Bitterkeit befallen fühlen, werfen Sie umso mehr Ihr Herz mit ganzer Kraft auf Gott.“ (DASal 7,219). Wer ihm vertraut, der wird nicht verloren gehen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS