Predigt zum 2. Adventsonntag (Mk 1,1-8)

Drei wichtige Aufgaben im Advent

Das heutige Evangelium liefert uns eigentlich eine klassische To-Do-Liste für eine gute Vorbereitung auf das Hochfest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus: Bereitet den Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen. Kehrt um, lasst euch eure Sünden vergeben, seid demütig.

Es sind drei wesentlichen Aufgaben, die uns der Rufer in der Wüste, Johannes der Täufer, ans Herz legt, um gut vorbereitet das Weihnachtsfest feiern zu können. Über all dem steht quasi als Überschrift ein Wort des heiligen Franz von Sales, das da lautet: „Wo mehr Liebe, da mehr Vollkommenheit“, also: Die Liebe ist und bleibt das Kriterium dafür, das darüber entscheidet, ob ich gut auf Weihnachten vorbereitet bin oder nicht.

„Bereitet den Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen“ … Das bedeutet: Schaut euch wieder einmal euren Lebensweg an, all das, was in eurem Leben, in eurem Alltag, so alles geschieht. Ist dieser Weg offen für Jesus Christus – oder gibt es da Barrieren, Baustellen, Hindernisse, die weggeräumt werden müssen, damit Jesus freie Bahn hat und gut ankommen kann? Was hindert Jesus daran, dass er direkt in mein Herz hineinkommen und dort Wohnung nehmen kann? Will ich das überhaupt, dass mir Jesus Christus so nahe kommt? Welche Interessen stehen ihm entgegen? Was in meinem Leben hat nichts mit dem zu tun, was das Wesen der Botschaft Jesu ausmacht: die Liebe zu Gott, die Liebe zum Nächsten, die Liebe zu mir selbst?

Die zweite Aufgabe lautet: Kehrt um, lasst euch eure Sünden vergeben. Wenn man auf dem falschen Weg ist, und nicht umkehrt, dann hat man selber Schuld, wenn man nicht ans Ziel kommt. Jedes Navigationsgerät im Auto weiß das. „Bitte wenden!“ bedeutet: Du bist auf einen falschen Weg. Wenn du so weiterfährst, dann kommst du nicht an dein Ziel. Umkehr ist also nichts Böses, sondern etwas sehr Gutes: Sie hilft einem, das Ziel zu erreichen. Sündenbekenntnis, das Eingestehen von Fehlern, ist keine Schikane, um mir das Leben zu vermiesen, sondern eine Chance für einen Neuanfang, meinem Lebensweg wieder die richtige Richtung zu geben. Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen. Jeder Sportler weiß das, jeder Manager eines Großkonzerns. Im Christentum gibt es die Beichte, das Sakrament der Versöhnung. Es ist das Geschenk Gottes, das mir hilft, aus meinen Fehlern zu lernen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Und schließlich die dritte Aufgabe: die Demut, eine Tugend, die mittlerweile sogar wieder bei unseren Politikern angekommen ist. Das Wahlergebnis macht mich demütig, sagen die Sieger – und sie haben Recht, wenn sie es nur ehrlich meinen. Demut heißt nicht, du wirst klein gemacht und unterdrückt. Demut bedeutet: Es gibt jemanden, der ist größer als du – und dieser Größere schenkt dir sein Vertrauen. Das war auch die Haltung des Johannes des Täufers. Nach mir wird einer kommen, der ist größer als ich – und ich bin es nicht wert, ihm seine Schuhe zu binden. Und trotzdem kommt dieser Jesus zu mir und will von mir getauft werden. Trotzdem kommt dieser Jesus zu mir und sagt: Folge mir nach, ich brauche dich. „Liebe ist Demut, die sich niederneigt – und Demut ist Liebe, die zur Höhe steigt.“ Eine demütige Haltung bedeutet: Gott ist viel größer als ich, aber dieser Gott liebt mich so sehr, dass er sich ganz klein macht, zu mir kommt und mich hineinnimmt in seine Liebe.

Wer sich gut auf Weihnachten vorbereiten möchte, der sollte sich also diese drei Aufgaben zu Herzen nehmen:

Die Hindernisse, die Gott daran hindern, in mein Herz zu kommen, aus den Weg räumen; Umkehren, wenn ich erkenne, dass ich einen Fehler gemacht habe oder in einer falschen Richtung unterwegs bin; und schließlich die Demut: Gott ist größer als ich … aber er kommt zu mir, weil er mich liebt. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS