Predigt zum 1. Adventsonntag (Mk 13,33-37)

Türöffner sein

Advent, das ist die Zeit der Achtsamkeit und Wachsamkeit. Der Advent erinnert uns an etwas, das eigentlich an jedem Tag unseres Lebens gilt: Jesus Christus will kommen und wir heißen ihn willkommen. Das heutige Evangelium macht uns das besonders deutlich: „Gebt Acht und bleibt wach!“ … „Seid also wachsam!“ … „Seid wachsam!“

Wie geht das jetzt konkret? Achtsam und wachsam auf das Kommen Jesu im Alltag sein? Die Zeit des Advents weist uns darauf hin, dass es dabei vor allem um die Kleinigkeiten geht. Es gibt eine ganze Reihe von Symbolen, die den Advent begleiten: der Adventkranz, die Kerzen, das Grün der Nadelbäume, der Barbarazweig, das Nachdenken, wem ich wie eine Freude machen kann. Die Heiligen, die den Advent begleiten, weisen uns ebenfalls auf dieses Achtsam- und Wachsamsein auf das Kommen Jesu hin. Allen voran die Gottesmutter Maria und Johannes der Täufer, aber auch die Heiligen Barbara, Nikolaus, Ambrosius, Lucia, Franz Xaver oder Johannes vom Kreuz. Alle diese adventlichen Zeichen und Gestalten sagen: Besinnt euch und denkt darüber nach, wie ihr in eurem Leben Gott willkommen heißen könnt. Was müsst ihr tun, um wach und achtsam zu sein, wie seid ihr vorbereitet? Oder wie der heilige Franz von Sales es einmal formulierte: „Seht, Christus kommt uns suchen; die Kirche lädt uns ein, ihn gut zu empfangen: Es werden Zeichen sein…“ (DASal 9,142), die euch daran erinnern.

Das heutige Evangelium spricht vom „Türhüter“, dem befohlen wird, „wachsam zu sein“. Dieser „Türhüter“ erinnert mich an ein weiteres, sehr beliebtes Symbol, das den Advent begleitet: Der Adventkalender. Jeden Tag dürfen wir ein weiteres Türchen aufmachen und schauen, was sich dahinter verbirgt. Das können vollkommen unterschiedliche Dinge sein, deren Kreativität grenzenlos ist. Es gibt da ja mittlerweile die verrücktesten Kreationen. Wir könnten diese Tradition des Adventkalenders einmal dazu nutzen, jeden Tag für Jesus Christus eine Tür aufzumachen, durch die er in mein Leben eintreten kann. Ich nehme mir einfach jeden Tag etwas vor, das ich für Jesus Christus tun möchte, damit er sich bei mir willkommen fühlt:

„Jesus, heute öffne ich dir die Tür der Herzlichkeit, ich will den Menschen, denen ich begegne, herzlich begegnen.“

Oder: „Heute öffne ich dir die Tür der Freude: Ich werde einem bestimmten Menschen eine kleine Freude machen.“

Oder: „Heute öffne ich dir die Tür des Gebetes: Ich werde mir extra Zeit zum Beten nehmen.“ Und so weiter.

Es gibt wirklich tausende kleine Türen, die ich öffnen kann, um Gott deutlich zu machen, dass ich achtsam und wachsam bin und dass er bei mir willkommen ist. Ich darf und soll dabei durchaus grenzenlos kreativ sein.

Einen Rat des heiligen Franz von Sales möchte ich allerdings auch noch hinzufügen. Er schrieb: „Man verrichtet kleine Dinge dann in ausgezeichneter Weise, wenn man sie mit dem festen Willen tut, Gott zu gefallen.“ (DASal 4,304). Letztlich sollte es also bei allem, was ich mir vornehme oder tue, darum gehen, Gott zu gefallen.

So wünsche ich uns allen, dass es uns in den kommenden Wochen des Advents gelingt, für Gott viele kleine Türen zu öffnen, die ihm deutlich machen, dass er in meinem Leben willkommen ist und die ihm gefallen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS