Predigt beim Requiem P. Franz Grömer (1 Kor 12, 27-13,3; Mk 3,13-19)

Nicht WAS, sondern WIE sie es taten …

Man könnte sich vielleicht fragen, in welchem Zusammenhang die Erwählung der 12 Apostel, die wir jetzt (grade) als Evangelium gehört haben, mit dem Leben unseres verstorbenen Mitbruders Franz Grömer steht. Jesus erwählt sich aus den vielen Jüngerinnen und Jüngern, die er erwählt hat, noch einmal 12 aus, die er bei sich haben wollte und die er aussenden wollte, damit sie predigen und mit seiner Vollmacht Dämonen austreiben. Und dann zählt der Evangelist die 12 Namen einzeln auf … Petrus, Jakobus, Johannes, Andreas und Philippus … übrigens die Apostel sind auf diesem Relief hier im Altarraum dieser Kapelle wunderbar dargestellt! Er zählt die Namen einzeln auf, von einigen wird im Laufe des Evangeliums noch einiges erzählt, von anderen berichtet der Evangelist außer ihrem Namen nichts mehr. Wichtig war offensichtlich nicht, WAS sie alles taten und WIE sie es taten, wichtig war, DASS sie von Jesus erwählt wurden, DAMIT sie bei ihm waren und DAMIT er sie aussenden konnte. Apostel heißt ja Gesandter. Das ist einer, der von seinem Herrn die gesamte Vollmacht übertragen bekommt und als sein Stellvertreter auftritt. Und was auch immer er tut, sein Herr steht ganz und gar hinter dem, was der Apostel im Namen seines Herrn tut. P. Franz Grömer war ein Oblate des hl. Franz von Sales. Franz von Sales war sogar sein Namenspatron. Ob es Fügung war oder irgendwelche mir nicht bekannten Gründe, dass er schließlich als ein Franz von Sales in das Konvikt St. Josef der Franz von Sales-Oblaten kam, um von diesem Internat aus das Rieder Gymnasium zu besuchen, weiß ich nicht. Es scheint aber, dass unseren P. Franz die Spiritualität dieser unserer Ordensgemeinschaft entsprochen hat, sicher auch angesprochen hat, dass er schließlich in unseren Orden eintrat und sich nach der Zeit der Ausbildung und Prüfung für sein ganzes Leben dazu entschied. Und wenn Sie mit uns Sales-Oblaten irgendetwas zu tun haben, dann können sie beobachten, dass wir keine einheitlichen und uniformen Exemplare sind, sondern eine ziemlich bunte Gemeinschaft mit vielen bunten, individuellen Typen, die sich eben in dieser spirituellen Ecke des hl. Franz von Sales wohl fühlen, der die Menschen dazu aufforderte, das zu sein, was sie sind und das ganz zu sein, also nicht verstellt und verbogen – ohne Maske und ohne Kosmetik. Franz von Sales also hatte verstanden, warum Jesus 12 Apostel auswählte, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Würde Franz von Sales heute hier stehen und uns als seine Jünger anschauen, ich glaube, er hätte seine Freude mit uns, weil auch wir nicht unterschiedlicher sein können. Ich glaube auch, dass wir bei unserem Franz Grömer das so sagen können. Er passte in dieses salesianische Farbenspektrum hinein. Und wenn der hl. Paulus in seinem Brief an die Korinther eben schreibt, dass in der Kirche, dem Leib Christi, Gott die Menschen ganz unterschiedlich beruft und auch einsetzt, dann stimmt das bei P. Franz zu, denn die einen setzte er als Apostel ein, die anderen als Propheten und die dritten als Lehrer. P. Franz war die meiste Zeit seines Lebens Lehrer. Und es schien, dass er seine Berufung vor allem im Lehrberuf fand. Offensichtlich interessierte ihn bereits in seiner Gymnasialzeit so viel, dass er mit seinem Wissen hervorstach. Bei der Matura in Ried, so hat mir sein damaliger Präfekt P. Köckeis erzählt, habe er brilliert mit seinem Wissen, dass die Professoren nur so staunten. Und nach dem Gesetz, dass man das, was man sich zutraut, auch gerne macht, war er dann nach seinem Studium und seiner Priesterweihe eigentlich sofort in unserer Spätberufenenschule in Fockenfeld als Lehrer tätig. Die literarischen Fächer Deutsch und Geschichte waren seine Unterrichtsfächer. Da kannte er sich aus, davon hatte er ein Menge an Wissen zu bieten. Ich erinnere mich, wenn ich manchmal in Fockenfeld zu Besuch war, saß ich ihm beim Essen gegenüber und die Konversation mit ihm war gespickt mit Zitaten aus der Literatur und Vergleichen aus der Geschichte. P. Franz Grömer war ein Literat, ein Lehrer. Sein Priestertum lebte er eher zurückgezogen. Große Auftritte am Altar und bei Gottesdiensten waren nicht das seine. Und dennoch liebte er die Eucharistie. Wenn auch oft alleine und später im Altenheim dann alleine auf seinem Zimmer, aber er feierte die Eucharistie treu und regelmäßig. Und ich kann mir vorstellen, dass er aus dieser Begegnung mit dem Herrn für seine Tätigkeit im Lehrberuf Kraft und Mut schöpfte. So hat P. Franz Grömer Jahrzehnte lang mit seinem Wissen und seinem Einsatz in Fockenfeld vielen Priestern den Weg bereitet. Auch wenn er als Priester nicht viel in Erscheinung trat, so unterstützte und förderte er einige Hunderte, die aus unserer Spätberufenenschule schließlich hervorgegangen sind und gerne Gottesdiensten vorstehen und Sakramente spenden. So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel, die anderen als Propheten, die dritten als Lehrer eingesetzt! Wie schwer muss es für ihn und sein Bildungsinteresse, für seine Freude an den vielen Büchern, die er mir im Altenheim in Neuburg mit Stolz zeigte, gewesen sein, als die Krankheit der Demenz ihn immer mehr befiel. Wie klein doch schließlich die Welt dann für jeden wird und sich auf ein einfaches Zimmer reduziert, wenn schwere Krankheiten hereinbrechen und nicht mehr loslassen!
Heute, da wir auf die Vollendung des Lebens von P. Franz schauen und ihn auch bei Gott vollendet glauben, dürfen wir dankbar sein für alles das, was er aus Liebe zu Gott und den Menschen getan hat. Auch das führt uns zur Spiritualität des hl. Franz von Sales. Es ist der Schlüssel der Liebe, der wo immer er aufsperrt, die Menschen befreit, fördert und erfreut und sie an ihre Würde erinnert, die sie durch die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus ein für alle Mal geschenkt bekommen haben. Deshalb sagt Paulus: … hätte ich aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Abschließen möchte ich mit einem Stichwort, das mit P. Franz untrennbar verbunden steht. Das ist sein Porzellan: seine Teller, seine Tassen und Untertassen, seine Schüsseln, seine Vasen … die überall in unseren Häusern noch immer an ihn erinnern. Ich weiß es nicht, warum er gerade den Vertrieb von Porzellangeschirr zu seinem Hobby erwählt hat, aber ich sehe heute noch die Kofferräume von den Autos, die in Fockenfeld vorbeikamen, voll mit Porzellangeschirr, das P. Franz von seinem Lager in Fockenfeld in die ganze Welt schickte. Ich vermute, er wollte mit diesen schönen Gegenständen Freude machen und etwas zur Ästhetik der Haushalte beitragen, zu denen er sein Geschirr schickte.

P. Franz ist heimgegangen zu seinem und zu unserem Gott. Wir glauben daran, Paulus schreibt sogar. Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel. Wir wünschen unseren P. Franz, dass er dieses von Gott selbst errichtete Haus im Himmel jetzt nach den schweren Zeiten seines Krankseins und Leidens jetzt genießen kann. Und dass Gott ihm den Tisch in seinem Reich mit dem Geschirr der Himmels decken möge. Amen

P. Provinzial Thomas Vanek OSFS (Dachsberg, 19.6.2015)