Predigt zur Beerdigung P. Winfried Kruac OSFS (Phil 3,20f)

Zuhause angekommen

An dem Tag, an dem sich P. Winfried wegen seines positiven Corona-Befundes in Quarantäne begeben musste, fuhr er mich am Morgen noch nach Kinding zum Bahnhof. Während der Fahrt erzählte er mir anhand der Strecke, wie viele Unfälle ihm da schon passiert seien. Dies geschah während seiner Zeit in Eichstätt Anfang der 1980er Jahre, als er ständig nach Fockenfeld fahren musste. Einmal hatte er sogar einen Totalschaden: rasant war er früher unterwegs. Und manchmal blitzte es beim Autofahren auch noch heute durch, selbst bei dieser Fahrt. Er verabschiedete sich von mir mit den Worten: „Komm gesund wieder nach Hause!“

P. Winfried selbst ist jetzt zu Hause angekommen. Als Christen vertrauen wir darauf.

Schneller und anders als er oder wir es jedoch erwartet hätten: plötzlich und ohne großen Abschied, ohne die Sakramente der Kirche. Er, der als Krankenhausseelsorger so viele bis in den Tod hinein begleitet und getröstet hatte. Er erlebte seinen ganz eigenen, stillen und persönlichen Advent, seine Ankunft im Vaterhaus.

Jesus Christus ist ihm entgegen gekommen und hat ihn den Weg nach Hause geführt:

Unsere Heimat ist im Himmel“, so sagt es uns der Apostel Paulus. „Von dorther erwarten wir Jesus Christus, den Herrn, als Retter.“

Jeder, der P. Winfried gekannt hat, weiß um seine Liebe zur Heiligen Schrift, zu Jesus Christus und zur Eucharistie. Besonders dort erlebte er ganz tief die Gegenwart Gottes im Geheimnis des Glaubens. Zusammengefasst in dem Zitat des Hl. Franz von Sales auf seiner Parte:

Lieben muss ich dich, mein Gott, mehr als mich selbst, da ich ganz dein und in dir bin.“

Nach seiner Kindheit und Jugend in Esslingen am Neckar, in Ehingen an der Donau und schließlich in Ulm, kam er 1968 über die KIM-Bewegung, einem Kreis junger Missionare nach dem II. Vatikanum, mit 20 Jahren zu den Oblaten des Heiligen Franz von Sales.

Nach seiner Ordensausbildung in Pleystein, den Studien in Eichstätt und Innsbruck sowie seinem Pastoraljahr in München wurde er nach seiner Priesterweihe 1975 an seine erste Stelle gesandt.

Als Kinder-und Jugendkaplan begeisterte er mit seiner Glaubensfreude im 19. Wiener Gemeindebezirk in der Pfarre Krim. Einer seiner ehemaligen Kommunionkinder und späterer Ministrant, übrigens bis heute, erinnerte sich im Rückblick:

Ich sehe es heute noch vor mir, wie P. Winfried am Altar stand und mit wohlgenährt gewölbter Albe „Laudato si“ und „Du bist das Licht der Welt“ schmetterte – unsere zarten Kinderstimmen mitreißend.

Eines kam jedenfalls bei mir – und gewiss nicht nur bei mir – zu 100 % an: hier, in der Kirche, in der Heiligen Messe, passiert etwas ganz anderes als sonst wo, etwas Größeres, etwas Überirdisches.

Es ist die riesengroße Dankbarkeit, dass, wie ich doch erst viel später realisierte, Gott mir diesen Mann geschickt hat, der den Samen meines Glaubens gepflanzt hat.“

Viele sind jetzt hier versammelt, die ebenfalls dankbar sind für P. Winfried, der sie auf ihren Weg des Glaubens begleitet hat:

-als geistlicher Begleiter, Beichtvater und Exerzitienleiter

-als Krankenhaus-und Schwesternseelsorger in Neuburg ab 1992 für knapp 25 Jahre

-als treuer und eifriger geistlicher Mitarbeiter im Exerzitienhaus St. Ulrich in Hochaltingen

-als Aushilfsseelsorger rund um Neuburg und Eichstätt

-als Mitbruder, Verwandter, Freund und spiritueller Mensch

Seit seiner Rückkehr nach Eichstätt 2017 hatte er aber auch noch Zeit für eine weitere Leidenschaft, die des Radfahrens und des Erkundens von Natur und Landschaft, wenn ihn auch seine ganzen Erkrankungen doch immer mehr daran hinderten.

Treu hat er im Stundengebet und in der Messliturgie für die Verstorbenen gebetet, dass sie von Christus in das Land der Verheißung, des Lichtes und des Friedens geführt werden.

Er selber ist jetzt dort angekommen auf seiner letzten Reise, er ist in dieses Land heimgekehrt und hat Platz genommen am Tisch des himmlischen Festmahles, der für uns alle einmal gedeckt ist.

P. Winfried wird jetzt ein eifriger Beter für uns alle sein im Kreis der Heiligen, die im Licht sind. Amen.

P. Stefan Weig OSFS, Eichstätt, 6.12.2021