Predigt zum Weihnachtsfest (Lk 2,1-14)

Von Waschmaschinen und den kleinen Dingen

Friedhöfe, bzw. die Verstorbenen, die dort begraben sind, können uns manchmal durch ihr Leben, von dem sie erzählen, auch eine weihnachtliche Botschaft vermitteln.

In diesem zu Ende gehenden Jahr zum Beispiel beerdigte ich Christoph … dieser Name bedeutet „Christusträger“, und ich glaube, das war er wirklich. Er hatte seit seiner Kindheit kein leichtes Leben. Er war ein Mensch mit besonderen Bedürfnissen. Von ihm habe ich aus seiner Lebensgeschichte zwei Weisheiten mitgenommen, die uns durchaus auch das Weihnachtsfest, also das Fest der Menschwerdung Gottes, näher erklären können.

Die erste Weisheit: Immer, wenn Christoph bei einem Gespräch den Faden verlor und nicht weiterwusste, sagte er einfach den Satz: „Was nur hat Gott mit einer Waschmaschine zu tun?“ Das hat die anderen immer zum Lachen oder Schmunzeln gebracht. Wenn man aber über diese Frage genauer und ernsthaft nachdenkt, dann enthält sie eigentlich eine sehr schöne Erkenntnis: Eine Waschmaschine ist nützlich, sie erleichtert einem das Leben, man braucht sie immer wieder und sie gehört zu unserem ganz normalen Alltag, zu unserem Haushalt. Genau das ist auch die Botschaft des Weihnachtsfestes. Gott wird Mensch, das Kind von Betlehem, um uns deutlich zu machen: Ich möchte ganz nahe bei euch sein, in eurem Alltag, in eurem Haushalt, ich bin nützlich, ich erleichtere euer Leben und ihr braucht mich immer wieder. Die Engel, die die Geburt Jesu verkündeten, haben dafür natürlich viel erhabenere Worte: „Euch ist der Retter geboren, Christus, der Herr.“ Der Prophet Jesaja nennt ihn: „Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ Das Zeichen aber ist ein Kind, in Windeln gewickelt, in einer Krippe … unscheinbar, ganz nahe, mitten im alltäglichen Leben der Menschen … eben wie eine Waschmaschine. Deshalb meint auch der heilige Franz von Sales: „Gott wollte den Menschen ein ganz besonderes Geschenk machen. Deshalb wird Unser Herr im Dunkel der Nacht geboren und zeigt sich uns als kleines Kind in einer Krippe liegend.“ (DASal 9,208)

Die zweite Weisheit, die Christoph mir mitgegeben hat, war die Aussage der Verwandten über ihn. Sie meinten: „Durch Christoph haben wir alle gelernt, dass wir auch mit ganz kleinen Dingen glücklich sein können.“ Christoph war glücklich, wenn er in der Kirche die Glocke läuten durfte, oder wenn es ihm möglich war, mit der Straßenbahn zu fahren und in seiner geschützten Arbeitsstelle seine einfache Arbeit verrichten zu können. Damit wir uns diese Weisheit merken, dass es keiner großen Dinge bedarf, um glücklich zu sein, wurde Gott Mensch – in einem unbedeutenden Dorf, am Rande der Welt, in einer Futterkrippe, bei Ochs und Esel. Die Menschheit hatte zu ihrem Glück einen ganz anderen König erwartet … wie so oft, dachten sie, dass Gottes Macht und Herrlichkeit unbedingt mit großem Prunk und Getöse zusammenhängen muss, um wahr zu sein. Gott lehrt uns in seiner Menschwerdung etwas ganz anderes: Es sind die kleinen Dinge, die uns glücklich machen. Oder wie der heilige Franz von Sales sagt: „Wie überaus lieblich ist doch das Geheimnis der hochheiligen Geburt Unseres Herrn! Alle und jeder können hier einen tiefen Grund des Trostes finden.“ (DASal 9,212)

Weihnachten enthält wahrlich viele Botschaften, die uns Gott vermitteln möchte. In diesem Jahr können wir uns die beiden Weisheiten mit nach Hause nehmen, die uns Christoph hinterlassen hat: Gott möchte uns ganz nahe sein … wie eine Waschmaschine, mitten in unserem Alltag, unserem Haushalt … und es sind die kleinen Dinge, die glücklich machen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS