Predigt zum Requiem Pater Helmut Engel (Joh 20,19-20)
Jeden Sonntag Ostern feiern
Vor einiger Zeit habe auf einem Auto einen Aufkleber gelesen: „Jeden Sonntag Ostern feiern!“ Heute feiern wir Ostern, auch wenn tiefe Trauer uns erfüllt. Ein lieber Mensch hat sein Ziel erreicht. Nach langer Krankheit, aber doch unerwartet ist unser Bruder und Verwandter, unser Mitbruder und Bekannter P. Helmut Engel von uns gegangen und heimgekehrt zu Gott.
Das Evangelium sagt uns viel über Ihre Situation heute. Da herrschen Trauer und vielleicht Angst, Angst auch vor dem eigenen Tod. Von den Jüngern heißt es, dass sie bei verschlossenen Türen versammelt waren. Sie mussten und wollten sich schützen. Sie mussten damit rechnen, dass es ihnen wie ihrem Meister ergehen würde. Deshalb verriegelten sie die Türen. Was bedeutet das: die Türen von Innen verschließen? Das heißt: Ruhe von außen haben, heißt aber auch: die Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Aber ein Leben hinter verschlossenen Türen, in der Isolation, ist letztlich kein Leben mehr. Wo Angst und Verschlossenheit herrschen, wo die Türen zu sind, da gibt es keinen Ausweg mehr, auch keinen Ausweg aus der Angst. Das ist die Situation der Jünger: sie schließen die Tür zu.
Wie geht es nun weiter in der Ostergeschichte? Wie geht es weiter mit denen, die aus Angst den seelischen Tod erleiden hinter verschlossenen Türen? Gott findet sich damit nicht ab! ER zeigt sich als Retter, er tritt in ihre Mitte und begegnet ihnen, und zwar lebendig, gegenwärtig, wirksam in der Welt und im Leben. Er begegnet ihnen schon jetzt, nicht erst nach dem Tod!
Da kommt ER, Jesus, der Gekreuzigte, mehr noch, der Auferstandene, unerwartet, und er kommt mit dem Friedensgruß. Er zeigt ihnen seine Wunden und wünscht ihnen den Frieden! Das dreht die Welt völlig um! Sie hatten vielleicht eine Strafpredigt erwartet: warum habt ihr mich verraten und verlassen? Aber sie hören ein Wort des Friedens. Gott dreht die Welt um, wie es der hl. Franz von Sales sagt: Gottes Wille ist immer Gottes Liebe! Aus dem Tod wird Leben. Das dreht die Herzen der Apostel um. Die da vor Angst vergingen, freuen sich jetzt. Nach dem Karfreitag mit all seinem Leid und seiner Enttäuschung kommt jetzt echte, wahre Freude auf: ER lebt! Es ist Ostern! Nach aller Angst wird den Jüngern deutlich: das letzte Wort Gottes nicht der Tod, sondern das Leben, nicht die Angst, sondern der Friede. Der Friedens-Gruß Jesu löst die Grundstimmung echter Freude aus, Freude darüber, dass die Angst aufgehoben ist und das Leben gesiegt hat. Dies alles, das Unerwartete, geschieht genau dann, wenn wir selbst Angst haben und die Türen des Herzens zu machen.
P. Helmut hat diese Angst nicht gekannt, es hat gelebt aus dem Glauben, und er war stets bemüht, aus diesem Glauben heraus den Menschen zu begegnen. So hatte er stets ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die Menschen, die ihm hier in Haus Overbach und in seinen Gemeinden anvertraut waren.
Jeden Sonntag Ostern feiern! Osterglaube heißt: die Türen öffnen sich, Jesus kommt herein in unser Leben und sagt uns den Frieden, und er hinterlässt uns den Frieden, damit wir weitermachen können, ohne Angst, für den lieben Verstorbenen im ewige Leben in der Herrlichkeit des Himmels, für uns, die Hinterbliebenen, im Vertrauen auf Gottes Nähe und Hilfe, indem wir es lernen, neu mit ihm zu leben. Trotz aller Trauer dürfen wir Ostern feiern! Denn Gottes Liebe hat über den Tod gesiegt!
P. Konrad Eßer OSFS, Haus Overbach, 13.05.2019