Predigt zum Requiem P. Ernst Tiefenbacher (1 Thess 4,13-14.18, Joh 11,21-27

Unser Ziel: Leben bei und mit Gott

Liebe trauernde Mitchristen, Frau Linseisen, Verwandte, Freunde, Mitbrüder von P. Ernst Tiefenbacher!  Wir sind in diesen Stunden zusammen, um in Trauer und Schmerz, um in zuversichtlicher Hoffnung und um im Glauben an Auferstehung für unseren Ernst zu beten:

Wir gehen gleichsam MIT IHM jetzt den letzten gemeinsamen irdischen Weg: Wir haben gerade Ernst zur letzten Ruhestätte, zum Grab begleitet, wir feiern nun miteinander und für ihn Gottesdienst und Eucharistie und wir danken Gott für das Leben von Ernst mit uns und vielen Menschen. Dieser Weg jetzt ist „ein Weg“ unter vielen irdischen Wegen, die Ernst mit vielen von uns in ganz verschiedener Weise gegangen ist. Dieser Weg heute hat aber EIN Markenzeichen, das ihn vielleicht von so manchem rein irdischem Weg unterscheidet. Dieser Weg jetzt hat auf jeden Fall EIN ZIEL,- und das ist ein Ziel, das für uns als Christen bedeutend und lebensprägend vertraut sein kann und ist:

Als Christen wissen wir im Glauben, dass der Tod nicht das Ende des Lebens ist, sondern das Tor, durch das irdisches begrenztes Leben hineingeht in volles Leben,- erfüllt und glücklich -, in das Leben bei und mit Gott und allen Liebenden.

Dieses Wissen im Glauben haben wir gerade in der Lesung von Paulus gehört; – er sagt es damals den Christen in Thessalonich, er sagt es heute uns: „Ihr braucht nicht trauern wie jene, die keine Hoffnung haben, sondern ihr seid eingeladen, aus dem Tode aufzustehen und so wie Christus Jesus selbst für immer bei Gott zu sein!“ Diese Botschaft hat für unser Leben schon in dieser Welt große Bedeutung, weil sie uns einlädt, unser rein irdisches Leben immer wieder von daher „anders zu gestalten“, „anders“ als wenn wir nicht an Christus und Auferstehung glauben. Ernst hat sein irdisches Leben – im auf und ab dieser Welt und seiner Lebensgestaltung – zu Ende gelebt. Wir sind eingeladen, dieses sein Leben auch unter diesem Zeichen der Auferstehung zu sehen:

Schauen wir jetzt in einigen kurzen Stichworten nochmals auf sein vergangenes Leben: Ernst ist 87 Jahre alt geworden, er stammt aus Wien, ist dort und dann in Oberösterreich aufgewachsen und ist nach der Matura in unseren Orden eingetreten.  In dieser Zeit kannte er dann auch Hubert Leeb, mit dem ihn die ganze weitere Zeit in Vielem verband und gemeinsam erleben ließ. P. Hubert beschreibt mit ein paar Worten Ernst;- er nennt ihn: „seinen Weggefährten, Freund und Mitbruder!“. Das klingt für einen Menschen sehr anerkennend und schön! 1958 hat Ernst in unserem Orden die 1. Profeß versprochen und damit sein Leben in den Dienst der Nachfolge Christi gestellt und dies im Geist des hl. Franz von Sales. Das zu leben, im Alltag in die Tat umzusetzen, ist für uns Salesoblaten, für Jeden persönlich und für uns als Gemeinschaft immer eine Herausforderung, die mal mehr mal weniger gelingt, die uns aber immer wieder anspornt, die tolle Lebensfreude im salesianischen Geist zu leben und weiter zu schenken.  Ernst hat in diesem Geist  1964 die Priesterweihe empfangen und war dann die gesamte Zeit seines Lebens in Ingolstadt tätig. Seine Begabungen und Fähigkeiten führten ihn großenteils in die Jugendarbeit: Er war Erzieher bis 1970 im Tillyheim; dann auch Verwalter des Tillyheimes von 1994 – 2012; zeitgleich war er Verwalter und wirtschaftlicher Leiter des KIM-hauses von 1970 – 2012; dann von 1989 -2015 der Vorsitzende des Brasilienhilfe e.V.. Diese Aufgaben konnte er gut verwirklichen und wertvoll für die kirchliche Jugendarbeit einbringen. Doch sein priesterliches Berufen-Sein war damit nicht ganz erfüllt: So hat er in Adelshausen als Pfarrprovisor von 1978 -2004 eifrig mitgewirkt und dann von 2004 -2015 in den Gemeinden Langenbruck, Hög und Puch sich seelsorgerlich eingebracht. Seit 2012 lebte und wohnte er zurückgezogen in einer Wohnung in Ingolstadt, wo Sie, liebe Frau Linseisen, ihn in seinem Lebensabend und seiner fortschreitenden Krankheit liebevoll und aufmerksam begleitet haben. Ihnen persönlich und Ihnen allen, die Sie mit P. Ernst in diesen vielen Jahren zusammengelebt, gearbeitet, geplant, getrauert, gefeiert, gebetet haben, mit ihm seine Wege gegangen sind, sage ich an dieser Stelle  herzlich „DANKE“ und „VERGELT´s GOTT“ !

Hier lenke ich unsere Gedanken nochmals hin zum heutigen Tag: Er lädt uns – als Christen – ein, diese irdischen Wege – wie auch immer sie waren und sind – mit dem entscheidenden Weg, dem Weg durch das Tor zum ewigen Leben zusammen zu sehen. Das Evangelium, das wir gerade gehört haben, zeigt uns BEIDE Wege im menschlichen Leben: Vielleicht sieht sich Mancher von uns derzeit mehr in der Marta, die nicht wahrhaben will, dass Jesus nicht da war, als ihr Bruder Lazarus, Jesu Freund starb; „Warum hat er das nicht verhindert?“ Oder vielleicht sieht sich so Mancher von uns derzeit mehr in der Marta, die nach ein paar Worten, in denen Jesus sie an ihren Glauben erinnert, bekennt: „Ja, ich glaube, ich glaube, dass du der Messias bist und all dieses irdische Leid auf dich nimmst, veränderst, wandelst, heilst!“

Wir sind Salesoblaten und haben für diese Lebenssituation, die Jeden von uns – mal früher mal später – treffen kann, die beste Wegweisung zur Lebensgestaltung: Es ist die Wegweisung, die tatsächlich gelöst leben und aus dem Glauben heraus das Leben gelingend gestalten läßt. Diese Wegweisung gibt und Franz von Sales, wenn er sagt: „Die Zeit, Gott zu suchen, ist das Leben. Die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod. Die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit!“

Liebe Mitchristen, diese optimistische Glaubensbotschaft ist uns allen zugesagt. Es liegt an uns, sie zu glauben!

Sie zu glauben, aber nicht nur theoretisch oder als schöne geistige Weisheit, sondern zu glauben – so gut wir es können – mit Herz und Seele, Verstand und Gefühl, Wort und Tat,- und daraus zu leben:

Daraus leben können wir schon in dieser Welt; – so wird dieses Leben immer wieder Freude und wird im Glauben an einen liebenden Gott gelingen! Das wünsche ich Ihnen allen persönlich und uns miteinander.

Amen!

P. Josef Prinz OSFS (21.01.2021, Eichstätt)

 

Gedenkgottesdienst in Adelshausen

Am Samstag, 18. September 2021 fand ein Gedenkgottesdienst für Pater Ernst Tiefenbacher OSFS in der Pfarrgemeinde Adelshausen statt, in der er viele Jahre als Seelsorger tätig war. Hauptzelebrant und Prediger war Pater Provinzial Thomas Vanek OSFS:

Jak 3,16-4,3; Mk 9,30-37

Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? – So fragt Jesus seine Jünger im heutigen Evangelium. Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? – So könnte Jesus auch uns jetzt fragen. Denn schließlich hat uns ein besonderer Anlass zu diesem Gottesdienst heute hierhergeführt: wir wollen uns an unseren verstorbenen P. Ernst Tiefenbacher nicht nur erinnern, sondern ihm vor allem danken für die Zeit, in der er in dieser Gemeinde als Pfarrprovisor tätig war, für die vielen Begegnungen mit ihm und die vielen Gottesdienste, die er zusammen mit dieser Gemeinde gefeiert hatte und sie so über die vielen Jahre hindurch geprägt und geformt hat. Weil im Januar ein Gottesdienst in dieser Art (mit so vielen Menschen) wegen der Corona-Pandemie nicht möglich war, wollten wir ihn zu gegebener Zeit nachholen. Auch wenn P. Ernst´s Abschied von dieser Welt nun schon neun Monate zurückliegt, so verliert die Erinnerung an ihn in keiner Weise ihre Intensität. Schließlich war er ja auch vorher schon zunehmend gezeichnet durch Krankheit einige Jahre hier nicht mehr physisch präsent. Aber er muss einen so tiefen Eindruck (bei Ihnen) hier hinterlassen haben, dass auch nach einem Dreivierteljahr das Bedürfnis nach Wertschätzung und Dankbarkeit ihm lebendig geblieben ist. Worüber also habt ihr auf dem Weg gesprochen? Jede/r von uns allen hatte wohl ihre/seine Gedanken an P. Ernst und hatte vielleicht mit jemanden darüber gesprochen: vielleicht über eine besondere Begegnung mit ihm, über ein besonderes Erlebnis mit ihm oder über einen Gottesdienst, der unvergesslich geblieben ist. Vielleicht aber auch über den Eindruck, den er durch seine Treue zur Seelsorge in dieser Gemeinde hinterlassen hat.

Den Jüngern war es wahrscheinlich ein wenig peinlich, auf die Frage Jesu ehrlich zu antworten, daher schwiegen sie, denn sie hatten sich ja über die Macht unterhalten, über die Rangordnung unter ihnen, wer der Größte und der Stärkste unter ihnen ist, vielleicht wer bei Jesus am meisten gilt, oder wer das Sagen hat. Jesus offensichtlich bekam es dann doch heraus, worüber sie gesprochen hatten, denn sonst wäre er wohl nicht auf die Frage der Macht und der Stärke und der Rangordnung unter ihnen eingegangen. Und ich denke, es war wahrscheinlich gar nicht schwer für ihn, darauf zu kommen, weil die Thematik von Macht und Rangordnung die Menschen überall beschäftigt, wenn sie in einer Gruppe oder Gemeinschaft zusammen sind. Dann stellt sich diese Frage ja meist von selbst. Auch der Priester und Pfarrer ist in seiner Gemeinde immer mit dieser Frage konfrontiert. Schließlich hat er eine Leitungsaufgabe und die muss er auch wahrnehmen. Es ist letztlich eine Kunst (Gratwanderung), zu leiten und gleichzeitig so zu sein, wie Jesus es seinen Jüngern zu erklären versucht. Leitung im Sinne Jesu ist ein Dienst an den Menschen. Dabei geht es um Sorge, um Aufmerksamkeit, um Sensibilität, Klarheit und Entschiedenheit. Das Kind, das Jesus in die Mitte stellt, soll darauf hinweisen, dass man die Menschen dann am meisten erreicht und anspricht, wenn man sie wie ein Kind, das auf Schutz und auf Versorgung angewiesen ist, mit Liebe, Sorge und Wohlwollen betrachtet und danach handelt. P. Ernst hatte wohl aus seiner eigenen Kindes- und Jugenderfahrung dieses Bedürfnis eines Kindes nach Schutz und Liebe gut gekannt und vielleicht ist er dadurch als Priester und Seelsorger besonders aufmerksam und wohlwollend den ihn anvertrauten Menschen begegnet. Auch wenn er die Arbeit in Ingolstadt im Büro des KIM-Hauses und als Verwalter der Projekte des Brasilienhilfe e.V´s als seine Hauptaufgabe betrachtete, so war es ihm immer ein Anliegen, auch seelsorglich zu wirken und die Sakramente zu feiern. Dazu werden ja die Priester in der Weihe besonders beauftragt. P. Ernst war gerne Priester. Und ich denke, er verstand sich selbst als Verwalter und Koadjutor von P. Hubert Leeb in der KIM- und Brasilienmission priesterlich gesandt zu all den Menschen, die er möglicherweise nur über den Schriftverkehr kannte. Sein Dienst im Hintergrund war möglichweise der Grund, dass er dann in den Pfarren, in denen er tätig war, das leben konnte, was ihm als Priester im Herzen bewegte. P. Leeb, der heute mit uns bei diesem Gottesdienst besonders verbunden ist, hat mich in den letzten Tagen noch gebeten, ein herzliches Memento an P. Ernst bei diesem Gottesdienst zu verlesen: Wir gingen zusammen den gleichen Weg der Vorbereitung zum Ordenspriester. Er wurde vom Orden freigestellt, mir in der KIM-Arbeit und später zum Aufbau der Werke in Brasilien zu helfen. Er hat die KIM-Zentrale in Ingolstadt geleitet und meine ganzen sozialpastoralen Projekte in der EU vorbereitet, dass sie Unterstützung bekamen. Er war mein kritischer und helfender Freund.

Ich danke dem Orden und dem Verständnis meiner Mitbrüder, dass wir in selbständiger Freiheit unser Leben aufbauen und im salesianischen Geist der Liebe und Menschlichkeit vielen Menschen im Glauben Mut machen und sie aus dem Elend zu einem würdigen Leben befreien konnten. Ich gebe den Dank dieser Menschen dem Orden weiter, der uns zur Offenheit, Bereitschaft und Wagnis ermutigte.

Ich fühle mich in Liebe, in der Offenheit und Menschlichkeit unserer salesianischen Berufung mit Euch verbunden und wünsche dem Ernst bei Gott seinen verdienten Frieden und Euch die Freude den Menschen ein glückliches Leben in Gott zeigen zu können.“

So wollen wir jetzt beim Feiern der Eucharistie ganz verbunden sein mit P. Ernst, der mitten unter ist, so wie die Verstorbenen bei jeder Eucharistie als die Seelen derer gegenwärtig sind, die wir in unseren Herzen mitgenommen haben. Amen