Predigt zum Requiem Br. Helmut Gabelt (Mt 25, 14 ff)

Ausgestattet mit reichen Talenten und Fähigkeiten

Im Evangelium sagt Jesus in einem Gleichnis, dass Gott jedem Menschen seine je eigenen Talente gibt, je nach den Fähigkeiten eines jeden Menschen. Da gibt es keine Gleichmacherei und keine Schablone. Jeder Mensch ist einmalig und unverwechselbar.

So steht unser lieber Br. Helmut vor uns: ausgestattet mit reichen Talenten und Fähigkeiten. Mit Eifer war er um das Wohl der Gemeinschaft besorgt, besonders lagen ihm die alten und kranken Mitbrüder am Herzen. Er hatte aber auch Zeit für seine Verwandten und für Menschen außerhalb des Klosters, wenn sie ihn um Hilfe baten. Kraft für diesen rastlosen Einsatz schöpfte er aus dem Glauben, den er immer wieder in der Mitfeier der Eucharistie und im Gebet stärkte.

Das Gleichnis von den Talenten enthält eine unerbittliche Forderung: die Talente werden den Dienern anvertraut, damit sie damit arbeiten. Die Talente einfach nur aufbewahren, genügt nicht, keinen Verlust machen, das reicht nicht aus. Der erste und zweite Knecht werden gelobt und belohnt, weil sie mit den Talenten gearbeitet haben. Der dritte Knecht wird getadelt und bestraft, weil er faul gewesen ist und das Geld einfach vergraben hat.

Gott hat dem Menschen die Schöpfung übertragen. So heißt es am Beginn des Schöpfungsberichtes: „Macht euch die Erde untertan.“ Das ist der Auftrag an den Menschen, das Schöpfungswerk zu vollenden. Da hat jeder Mensch eine Aufgabe, auch wenn sie noch so gering sein mag, er hat eine Funktion im Ganzen dieses Ausbaus der Schöpfung. Das gilt auch für das Reich Gottes, das von Christus gegründet wurde. Er ruft Menschen, die bereit sind, beim Aufbau zu helfen und fordert ihren Einsatz. Da geht es nicht darum, welchen Beitrag ich leiste, sondern dass ich meinen Beitrag leiste. Der hl. Franz von Sales sagt, dass jeder bei diesem Aufbau seine ihm zugedachte Aufgabe hat, und er fügt hinzu, dass die Aufgabe unerledigt bleibt, wenn er sie nicht erfüllt.

Christenleben ist darum kein bequemes Sitzen auf Ruhebank, kein weltfremdes Träumen, kein geruhsames Warten auf das Ende, sondern Einsatz aller Kräfte und Entfaltung der je eigenen Fähigkeiten und Talente, Auskaufen der Zeit, die mir gegeben ist. So hat Br. Helmut sein Leben als Christ und Ordensmann verstanden. Er hat treu die ihm übertragenen Aufgaben erfüllt und seine Fähigkeiten eingesetzt zum Wohl der Gemeinschaft und der Menschen, besonders derer, die in Not und auf Hilfe angewiesen sind. So hat er sich ganz eingebracht und mit seinen Talenten gearbeitet.

Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten hat noch einen ganz tröstlichen Gedanken: nicht das Ergebnis entscheidet, sondern der Einsatz. So kann es sein, dass es auch den einen oder anderen Misserfolg gibt, dass Manches anders verläuft als es geplant war. So wollte Br. Helmut Priester werden, aber bald hat er gespürt, dass das nicht sein Weg war. So hat er sich auf andere Weise für die Menschen und das Reich Gottes eingesetzt. Er hat nicht verzagt, sondern neu angefangen. Und so ist er ans Ziel gelangt.

Gott überträgt uns, je nach unseren Fähigkeiten, die passenden Talente und er lässt uns die Freiheit, damit zu arbeiten oder sie zu vergraben. Das Urteil steht uns nicht zu. Entscheidend ist, dass wir bemüht sind, mit unseren Talenten zu arbeiten, sie fruchtbar zu machen, um so Gottes Auftrag zu erfüllen. Br. Helmut hat mit den ihm anvertrauten Talenten gearbeitet. Wir glauben, dass er jetzt die Stimme des Herrn hören durfte: „Du guter und getreuer Diener, gehe ein in die Freude deines Herrn!“

P. Konrad Eßer OSFS, Haus Overbach, 3. August 2017