Predigt zum Pfingstfest (Joh 20,19-23)

Kleine Katechese über den Heiligen Geist

Einmal im Jahr, am Pfingstfest tritt der Heilige Geist – die dritte göttliche Person – in das Zentrum des liturgischen Geschehens. Heiliger Geist wird aber auch oft als die unbekannte Größe des dreifaltigen Gottes bezeichnet. Und so ist es sicherlich ganz gut, uns wieder einmal in kurzen Zügen in Erinnerung zu rufen, woran wir den eigentlich glauben, wenn wir im Glaubensbekenntnis sprechen: „Ich glaube an den Heiligen Geist“. Ich verwende dafür vor allem die Aussagen aus dem Katechismus, bzw. des heilige Franz von Sales.

Also was heißt das: Ich glaube an den Heiligen Geist?

Es heißt, den Heiligen Geist ebenso als Gott anzubeten wie den Vater und den Sohn. Es heißt daran glauben, dass Heiliger Geist in unser Herz kommt, damit wir als Kinder Gottes unseren Vater im Himmel erkennen. Vom Geist Gottes bewegt, können wir außerdem das Angesicht der Erde verändern.

In seiner Betrachtung über das Glaubensbekenntnis schreibt Franz von Sales: „Wie Gott alles, was er schuf, durch das Wirken des Heiligen Geistes geschaffen hat, so wirkte er jetzt durch den Heiligen Geist diese übernatürlichen Dinge, die nur der Glaube fassen kann“ (DASal 10,361).

Unter welchen Namen und Zeichen erscheint der Heilige Geist?

Auf Jesus Christus kommt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube herab. Die Taube ist seit jeher das Symbol des Friedens und der Liebe. Die ersten Christen erfahren den Heiligen Geist wie lebendiges Wasser, wie den Lebensatem, oder – so wie am Pfingstfest – wie brausenden Sturm und flammendes Feuer. Jesus Christus selbst spricht vom Beistand, Tröster, Lehrer und vom Geist der Wahrheit. In den Sakramenten der Kirche wird Heiliger Geist durch die Handauflegung und die Salbung mit Öl geschenkt. Ein ganz wichtiges Element bei der Feier der Heiligen Messe, das wir oft gar nicht so richtig wahrnehmen, ist die sogenannte „Paraklese“ – also das „Herabrufen des Heiligen Geistes“. Der Priester breitet dabei seine Hände über die Gaben von Brot und Wein und betet: „Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.“

Franz von Sales meint dazu: „Der Heilige Geist überschattet und wirkt diese Dinge, die jedes Wort und jeden Verstand übersteigen“ (DASal 10,361).

Was tut nun der Heilige Geist in der Kirche? Der Heilige Geist ist es, der die Kirche aufbaut und antreibt. Er erinnert sie an ihre Sendung: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium“. Er beruft Menschen in seinen Dienst und schenkt ihnen die nötigen Gaben – die so genannten Charismen – also die Gnadengeschenke des Heiligen Geistes, die dem Aufbau der Gemeinde dienen. Und der Heilige Geist führt uns immer tiefer in die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott.

Der heilige Franz von Sales bezeichnet den Heiligen Geist als „das Band der Liebe zwischen Gott Vater und Gott Sohn“ (DASal 11,139).

Und was tut der Heilige Geist in meinem Leben? Der Heilige Geist öffnet mich für Gott, er lehrt mich beten und hilft mir für andere da zu sein. Er beschenkt mich in der Taufe und Firmung unter anderem mit seinen sieben Gaben: Weisheit, Rat und Stärke, Einsicht und Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.

Franz von Sales fasst all das zusammen: „Wenn das gnädige Wehen des Heiligen Geistes unser Herz berührt, läuft unsere Seele und segelt im Meer der Gebote“ (DASal 12,41).

Im Großen Glaubensbekenntnis der Kirche beten wir: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird.“

Machen wir uns heute am Pfingstfest wieder bewusst, dass der Heilige Geist unser Leben trägt und prägt, es in Bewegung hält, voranbringt und zu einem glücklichen Ende führt. Lassen wir uns, wie Franz von Sales schreibt, „in aller Freiheit vom milden Wehen des Heiligen Geistes vorwärts bewegen und tragen“ (DASal 3,157). Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS