Predigt zum Osterfest (Mk 16,1-7)

Die Botschaft vom leeren Grab

Zumindest in Österreich wurden im letzten Jahr in den öffentlichen Diskussionen im Zusammenhang der Corona-Pandemie immer wieder zwei Begriffe genannt: Der „Marathon“, den wir zu durchlaufen haben, und das mittlerweile berühmte „Licht am Ende des Tunnels“, das einfach nicht kommen will.

Diese beiden Begriffe oder Bilder können uns eigentlich auch sehr gut das Ostergeschehen nahebringen, das wir gerade feiern.

Wir haben eine 40-tägige Fastenzeit oder österliche Bußzeit hinter uns. Der Marathon umfasst eine Strecke von etwas mehr als 40 Kilometer. Die Fastenzeit ist also mit einem Marathon vergleichbar, der uns jeden Tag – Schritt für Schritt – näher an das Ostergeschehen heranführen will. Am Beginn der Fastenzeit, am Aschermittwoch, standen das Aschenkreuz und die Worte: „Bedenk o Mensch, dass du Staub bist und zu Staub werden wirst … Kehr um und glaub an das Evangelium.“ Heute durchschreiten wir die Ziellinie dieses 40-tägigen Fastenzeit-Marathons mit dem Jubelruf: „Halleluja – Jesus ist auferstanden.“ Die Asche des Aschermittwochs brennt wieder und hat sich verwandelt in das leuchtende Osterfeuer.

Der heilige Franz von Sales schreibt in einem Brief: „Da stehen wir nun am Ende der heiligen Fastenzeit und feiern die glorreiche Auferstehung. Ach, wie sehr wünsche ich doch, dass wir mit unserem Heiland auferstanden seien! Ich will ihn darum anflehen, wie ich es täglich tue; … mit einem besonderen Gefühl des Vertrauens auf diese unermessliche Güte … Ja, … wir müssen wohl guten Mut haben“ (DASal 5,141).

Und zu diesem „guten Mut“, von dem Franz von Sales schreibt, verhilft uns das Bild vom „Licht am Ende des Tunnels“. Die Feier der Osternacht macht uns dieses Licht besonders deutlich. Am Beginn, beim Hereintragen der Osterkerze, steht das Licht Christi. Eine einzelne Flamme, die das Dunkel erleuchtet. Und dieses Licht wird mit Hilfe der Osterkerze verteilt und breitet sich aus. Im Kirchenraum wird es immer heller und heller.

Im Exultet – dem großen Osterlob – wird dann gesungen: „Diese Kerze mit dem Licht Christi möge leuchten, um das Dunkel zu vertreiben … sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: unser Herr Jesus Christus.“

„Wir sind,“ schreibt der heilige Franz von Sales, „mit Jesus Christus in seinem Tod begraben, damit wir nicht mehr das alte, sondern das neue Leben haben“ (DASal 5,263-264)“

Das ist die Osterbotschaft, das Licht am Ende des Tunnels, die Botschaft vom leeren Grab. Für die Jüngerinnen und Jünger war am Ostermorgen klar, es wird keine altes Leben, keine alte Normalität mehr geben. Durch die Kreuzigung und den Tod Jesu hat sich alles verändert, da können wir nicht mehr zurück. Aber es wird ein ganz neues Leben, eine neue Normalität geben: die Normalität mit dem Auferstanden Herrn Jesus Christus. An diese neue Normalität müssen wir uns gewöhnen, die uns deutlich macht: Am Ende des Tunnels steht nicht der Tod, das Grab, sondern neues Leben.

Die Osterbotschaft lautet: Ihr sucht Jesus den Gekreuzigten? Er ist nicht hier, im Dunkel eines Grabes, er ist auferstanden. Er hat den großen Stein des Todes gesprengt und lebt.

Der Auftrag des Osterfestes lautet: Geht und sagt es allen: Halleluja, Jesus lebt. Das Licht Jesu vertreibt jede Finsternis. Es gibt eine Zukunft, eine neue Normalität, ein neues Leben. Habe Mut. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS