Predigt zum Osterfest (Joh 20,1-9)

Erneuerung des Lebens

Das Osterfest macht uns jedes Jahr deutlich, dass unser Gott ein Gott des Lebens ist. Das Christentum ist also nicht lebensfeindlich, sondern will dem Menschen, ja der gesamten Schöpfung dazu helfen, alles Lebensfeindliche, alles Tötliche zu überwinden, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben.

Wichtige Zeichen und Symbole werden daher am Osterfest erneuert: eine neue Osterkerze: Christus, das Licht des Lebens, das die Finsternis erhellt; die neuen Heiligen Öle für die Taufe, die Firmung, die Krankensalbung: Christus, der das Leben liebt, begleitet unser Leben von der Geburt bis zum Tod mit seiner Kraft und seinem Segen; das neue gesegnete Weihwasser: Christus, das Wasser des Lebens, das uns reinigt und von der lebensfeindlichen Sünde erlöst.

„Die Kirche“, so sagt der heilige Franz von Sales, „bietet uns das ganze Jahr hindurch von Zeit zu Zeit besondere Feste, um uns zu ermutigen, unsere guten Vorsätze zu erneuern. Denn ich bitte euch, wer wollte sich am hohen Osterfest nicht ganz erneuern …, wenn er Unseren Herrn in seiner Auferstehung ganz erneuert sieht?“

An Ostern erneuern wir daher auch unseren Glauben, der in der Taufe grundgelegt ist: Ja, ich widersage dem Bösen, das nur den Tod bringt, Ja, ich glaube an den Gott des Lebens, der Liebe, des Lichts und der Freude.

Die landläufige Meinung, dass unser Glaube einengt, die Lebensfreude nimmt, immer nur alles verbietet und Gebote, Vorschriften und Gesetze kennt, die uns knechten und zügeln, ist also völlig falsch. Das Osterfest, das wichtigste und höchste Fest der Christen spricht nämlich eine völlig andere Sprache:

Das Grab ist leer, Sünde und Tod sind besiegt, das Folterwerkzeug Kreuz ist zum Baum des Lebens geworden. Mit Gottes Hilfe kann selbst die größte Katastrophe einen Wert und einen Sinn haben. Christen sind daher lebensfrohe, hoffnungsvolle Menschen. Sie lassen sich von lebensfeindlichen Strukturen nicht unterkriegen, sondern glauben an die Kraft der Auferstehung, weil sie an einen Gott glauben, der durch seinen Tod am Kreuz das Leben neu geschaffen hat.

Der Stein ist weg … das Grab ist leer. Das war die Erfahrung von Maria Magdalena und den ersten Jüngern am Ostermorgen nach der Karfreitagskatastrophe. Der Stein, das ist das Symbol für alles, was das Leben behindert. Er wurde einfach weggesprengt. Das Grab, das Sinnbild für alles, was einengt, zusperrt, endgültig tot sein lässt, ist leer: der Tod hat keine Macht mehr.

Möge es uns an diesem Ostermorgen genauso ergehen, wie den Jüngern, die sahen und glaubten. Mögen auch uns die Augen aufgehen und der Glaube an das Leben wachsen.

Genau deshalb preist ja der heilige Franz von Sales all jene Menschen „glücklich“, „die ganz Gott gehören wollen und oft sagen: Es lebe Jesus!“ (vgl. DASal 7,205). Ein jeder Mensch, der an Jesus Christus und seine Auferstehung glaubt, taucht nämlich ein in die Fülle des Lebens. Ein jeder Mensch, der sich voll und ganz Gott hingibt, dem wird höchstes Glück geschenkt, Glück, das durch nichts und niemanden zerstört werden kann.

Danken wir Gott dafür, dass wir die Gnade haben, so wie die Jüngerinnen und Jünger zu sehen und zu glauben. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS