Predigt zum Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr (Lk 2,16-21)
Das Erste und Wichtigste im Neuen Jahr?
Wie hat das Neue Jahr begonnen? Was waren heute Früh beim Aufwachen meine ersten Gedanken?
Am 1. Jänner 1612 schrieb der heilige Franz von Sales einen Brief an die heilige Johanna Franziska von Chantal (DASal 5,235). Und dort schrieb er: „Der erste Brief dieses Jahres musste an unseren Herrn und an Unsere liebe Frau geschrieben werden.“ Das war seine volle Überzeugung: Das erste und wichtigste am Beginn eines Neuen Jahres ist der Kontakt mit Jesus Christus und mit seiner Mutter Maria. Wir wissen auch, was Franz von Sales da geschrieben hat:
„O Jesus, erfülle unser Herz mit dem heiligen Balsam Deines göttlichen Namens, damit sich sein süßer Duft in all unseren Sinnen verbreite und sich über alle unsere Handlungen ergieße.“
Jesus Christus soll also unser Herz erfüllen, damit all unsere Gedanken und Handlungen seinen Duft verbreiten.
Und dann wendet sich Franz von Sales an Maria: „O heilige Jungfrau, … lehre uns, [den Namen Jesus] so auszusprechen, wie es sich gebührt, damit alles in uns das Heil atme, das dein Leib für uns getragen hat.“
Maria soll uns also helfen, dass wir im Neuen Jahr von Gott nur so sprechen, wie es ihm und seiner Größe gebührt.
Ich weiß schon, dass heute kaum noch jemand auf die Idee kommt, das Neue Jahr mit solchen Vorsätzen zu beginnen. Aber vielleicht ist es daher umso wichtiger, dass wir uns an diesen ersten Brief des heiligen Franz von Sales erinnern. Vielleicht täte es uns und unserer Welt gut, uns von Anfang an wieder klar und eindeutig an Jesus Christus auszurichten: Alle unsere Handlungen, all unser Denken, Reden und Tun soll seinen Duft verbreiten … Maria, die alles so wunderbar in ihrem Herzen bewahrte, wie es das heutige Evangelium formulierte, möge uns dabei helfen, dass wir als Christen unserer Uraufgabe gerecht werden und von Gott und seiner Größe Zeugnis geben.
Den zweiten Brief schrieb Franz von Sales dann an Johanna Franziska von Chantal. Mit diesem Brief wünscht er ihr „ein gutes Neues Jahr“ und weiht ihr „Herz der göttlichen Güte“. Und dann schreibt er: „Mögen wir dieses Jahr so leben können, dass es uns als Fundament für das ewige Jahr diene!“
Auch dieser Wunsch kommt eigentlich heute kaum noch vor. Wir wünschen uns ein gutes Neues Jahr, viel Gesundheit, Erfolg und Wohlergehen … aber wer denkt heute an das Ewige Leben? Wie würden Menschen heute reagieren, wenn wir ihnen wünschen, dass Sie in diesem Neuen Jahr so leben, dass es als Fundament für das Ewige Leben dient? Und dennoch glaube ich, dass ein solcher Wunsch eigentlich das Beste ist, was man einander wünschen kann: Ich wünsche dir, dass du im kommenden Jahr so lebst, das dir dieses Jahr als Fundament für das Ewige Leben dient.
Es gäbe also viel zum Nachdenken an diesem 1. Jänner: Wie wichtig ist mir Jesus Christus wirklich? An welcher Stelle steht er in meinem Denken, Reden und Tun? Welche Bedeutung hat seine Mutter Maria für mich? Und ist es mein Ziel für das kommende Jahr, dass dieses Jahr mit allem, was es bringen wird, als Fundament für mein Ewiges Leben dient?
So wünsche ich uns allen, dass wir dieses neue Jahr, das gerade erst begonnen hat, auch wirklich gut nützen werden – zur größeren Ehre Gottes, zum Heil für unsere Welt und für unser Ewiges Leben. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS