Predigt zum Gründonnerstag (Joh 13,1-15)

Drei Grundbotschaften

ich habe einmal einen krebskranken Mann begleitet. Einmal in der Woche habe ich ihn besucht – entweder zu Hause oder im Krankenhaus, je nach Zustand seiner Behandlung. Das meiste, das ich dabei tat, war dasitzen und zuhören. Am Anfang redete der Mann noch über alles Mögliche – über Gott und die Welt, sein Leben, seine Geschichte, Nachrichten aus der Zeitung, Fußballergebnisse … im Laufe der Zeit aber wurden die Gespräche immer wesentlicher, bis er mir dann am Ende genau das sagte, was ihm wirklich auf dem Herzen lag. Zwei Tage nach diesem Gespräch fiel er ins Koma und eine Woche später war er gestorben.

Diese Erfahrung hat mir deutlich gemacht, dass der Mensch, der weiß, dass er sterben wird, in die Tiefe geht – zum Wesentlichen. Je mehr das Sprechen schwer fällt, umso mehr wägen wir genau ab, was wir sagen. Wir sagen nur noch das, was wichtig ist. In genau einer solchen Situation befinden wir uns heute, wo wir das Letzte Abendmahl Jesu betrachten. Jesus weiß, dass seine Stunde gekommen ist. Das, was er in dieser Stunde sagt, liegt ihm also wirklich am Herzen, und ist somit fundamental für unseren christlichen Glauben.

Und das sind genau drei Dinge: Demut – Liebe und die Eucharistie:

„Der Größte von euch ist der, der dient“. Das ist die Botschaft der Fußwaschung. Es ist das genaue Gegenteil von dem, was uns die Welt jeden Tag vor Augen führt. Der Wahlsieger, der Olympiasieger, der Nobelpreisträger und Oscargewinner ist der, der den Menschen dient, der sich niederbeugt, niederkniet, die Füße wäscht, das tut, was die niedrigsten Sklaven tun müssen. Franz von Sales sagte das einmal sehr pointiert: „Machen wir uns zu Sklaven der Liebe, deren Leibeigene glücklicher sind als Könige.“ (DASal 4,312)

Die zweite Botschaft Jesu an diesem Abend lautet: „Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe. Bleibt in meiner Liebe.“ Die Liebe ist der Kern unserer Botschaft – In der Gottesliebe, der Nächstenliebe und der Selbstliebe ist alles zusammengefasst, was Gebote, Gesetze, Propheten überliefert haben. Jesus hat uns dafür ein Beispiel gegeben, nach dem wir handeln sollen. Franz von Sales ist als „Lehrer der Liebe“ in die Kirchengeschichte eingegangen. Er hat nämlich genau das begriffen, was Jesus seinen Jüngern beibringen wollte: „Die Liebe gibt den Dingen ihren Wert. Die Liebe allein bestimmt den Wert unseres Tuns“ – sonst nichts.

Und schließlich sagt uns Jesus Christus beim letzten Abendmahl: „Das ist mein Leib, das ist mein Blut – tut dies zu meinem Gedächtnis.“ – Nicht erst das Zweite Vatikanische Konzil hat die Eucharistie, die Heilige Messe, als Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens bezeichnet. Franz von Sales tat das schon vierhundert Jahre vorher: die Heilige Messe ist das „Herz der Frömmigkeit“, das „unfassbare Geheimnis“, das die ganze  Tiefe der göttlichen Liebe umfasst. (DASal 1,90).

Merken wir uns das: Demut – Liebe – Eucharistie. Das ist unser Erbe, das Jesus Christus uns hinterlassen hat, das ist das Wesentliche. Darauf kommt es an – in all unserem Tun in der Pfarrgemeinde, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Welt. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS