Predigt zum Fest Geburt Johannes des Täufers (Lk 1, 5-17)

Seine Bescheidenheit

Johannes der Täufer gehört zu den ganz Großen Gestalten der Bibel. Das mag schon allein die Tatsache zeigen, dass es nur drei Personen gibt, von denen die Kirche in der Liturgie auch das Geburtsfest feiert: das ist nur bei Jesus Christus der Fall, bei seiner Mutter Maria und eben von Johannes dem Täufer.

Bei allen anderen … bei den Aposteln, Jüngerinnen und Jüngern, Märtyrern, Heiligen und Seligen feiern wir den Gedenktag des Todes.

Warum ist dieser Johannes der Täufer von so großer Bedeutung Er ist eben jener Profet, der das Kommen des Messias Jesus Christus ankündigte, ihm den Weg bereitete und dann mit seinem ganzen Wesen, seinen Worten und Taten auf Jesus Christus zeigte, auf das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.

Interessant ist, dass der heilige Franz von Sales an Johannes den Täufer noch etwas ganz anderes bewunderte, nämlich dessen Bescheidenheit und Demut. Johannes der Täufer wusste ja, wer Jesus Christus ist – der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes – und trotzdem blieb er in der Wüste und wartete dort, bis der Herr zu ihm kommt. Und auch dann folgte er Jesus nicht, wie dies andere taten, sondern blieb seiner Aufgabe als Buß- und Wüstenprediger treu, weil Johannes eben wusste, dass genau das Gott von ihm erwartet und wünscht. Seine Aufgabe, die ihm Gott zudachte, bestand eben nicht darin, Jesus Christus zu folgen, sondern ihn zu verkünden und auf ihn hinzuweisen.

Johannes der Täufer lehrt uns, dass es nicht darauf ankommt, dass wir das tun, was uns gefällt, was wir für richtig halten, sondern, dass wir schlicht und einfach den Willen Gottes erfüllen, auch wenn uns dieser Wille in die Wüste führt, auch wenn wir diesen Willen Gottes nicht verstehen, auch wenn wir in diesem Willen Gottes geduldig ausharren müssen.

Johannes der Täufer hat uns dafür ein Beispiel gegeben. Er hat mit seiner ganzen Person nicht auf sich selbst gezeigt, sondern auf Jesus Christus, das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt. „Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe zu binden“, sagte er. Er ist es, dem ihr folgen sollt, nicht mir. Ich taufe euch nur mit Wasser, er aber, Jesus Christus, wird euch mit Heiligem Geist taufen. Folgt ihm, meine Aufgabe besteht nur darin, Wegweiser für Jesus Christus zu sein.

So möge uns der heilige Johannes der Täufer beistehen und helfen, dass wir immer dem Willen Gottes folgen und durch unser Leben dazu beitragen, dass die Menschen zu Jesus Christus geführt werden. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS