Predigt zum Fest Erscheinung des Herrn (Mt 2,1-12)

Drei Empfehlungen

In Frankreich gibt es bis heute am Fest der Erscheinung des Herrn – oder der heiligen Drei Könige den Brauch, einen besonderen Kuchen zu backen. In diesem Kuchen wird eine Bohne versteckt – und der- oder diejenige, die dieses Kuchenstück mit der Bohne bekommt, darf König oder Königin sein und Wünsche äußern, die von der Familie dann erfüllt werden.

Der heilige Franz von Sales hat diese Königsbohne auch einmal erhalten und er nützte diese Gelegenheit, um drei Wünsche oder Empfehlungen zu äußern, die für ihn gegen Ende seines Lebens besonders wichtig geworden sind. Diese drei Empfehlungen können vielleicht auch für uns heute bedeutsam sein:

Seine erste Empfehlung lautet: „Ich glaube an die Treue Gottes, ich überlasse mich ganz seiner sorgenden Liebe.“ (DASal 2,98)

Gott ist treu, weil er Liebe ist, und so können wir eigentlich nichts Besseres tun, als uns voll und ganz in die Hände Gottes fallen zu lassen, weil wir uns voll und ganz auf Gott verlassen können. Dieses Gottvertrauen ist auch die Haltung des Volkes Gottes, die Haltung der Sterndeuter aus dem Osten und die Haltung von Josef und Maria: Gott lässt uns nicht im Stich, er sorgt für uns, seine Prophezeiungen gehen irgendwann in Erfüllung.

Die zweite Empfehlung des heiligen Franz von Sales ist ein Gebet: Guter Gott, „je mehr du mir nimmst, desto mehr gebe ich“ (DASal 2,104). Die Haltung, die in diesem Gebet zum Ausdruck kommt, ist mein Zeichen dafür, dass ich Gott auch dann vertraue, wenn in meinem Leben Dinge passieren, die ich eigentlich nicht will oder nicht verstehe. In solchen Situationen soll ich Gott nicht verlassen oder gar ablehnen, sondern im Gegenteil noch mehr auf ihn und seine Liebe vertrauen. Die Sterndeuter glaubten, den neugeboren König im Palast in Jerusalem zu finden, aber dort fanden sie ihn nicht. Gott war ganz woanders, in einem Stall in Betlehem. Die Sterndeuter brachen ihre Suche nicht enttäuscht ab, sondern machten sich erneut auf den Weg und folgten dem Stern, auch wenn dieser sie in eine völlig andere Richtung lenkte, als sie selbst dachten und wollten.

Und schließlich die dritte Empfehlung: „Euer Geist soll in allem den heiligen Gleichmut bewahren“ (DASal 2,107). Dieser heilige Gleichmut wurde für Franz von Sales gegen Ende seines Lebens immer mehr zu seiner wichtigsten Lebenshaltung. Diese Tugend darf aber nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden, so nach dem Motto: Alles ist egal. Gleichmut bedeutet vielmehr, den Mut haben, auch dann an Gott festzuhalten, wenn alles gegen ihn spricht. Auch das ist ein Haltung, die durch Maria, durch Josef und durch die Sterndeuter deutlich wird. Ihnen wird im Traum geboten, nicht zu Herodes zurückzukehren, und sie gingen einen anderen Weg. Maria und Josef nahmen die Flucht nach Ägypten auf sich, weil es ihnen so geboten wurde. Der Mut, an Gott festzuhalten, auch wenn alles dagegen spricht, ließ sie diese Entscheidungen treffen.

Die Sterndeuter ließen in Betlehem drei Schätze zurück: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Franz von Sales sah darin Symbole für seine drei wichtigen Grundhaltungen: Das Gold, als Symbol ihres Glaubens an die Treue und Sorge Gottes; der Weihrauch als Symbol ihrer Gebete, in denen zum Ausdruck kommt, dass Gott sie auch dann erhört, wenn alles anders läuft als sie dachten. Und schließlich die Myrrhe des heiligen Gleichmutes, an Gott festhalten, selbst dann, wenn sein Wille nicht verstehbar ist.

Nehmen wir diese drei Symbole mit in das neue Jahr. Vielleicht helfen sie auch uns auf unserem Weg durch das Leben: Gott ist treu und sorgt für uns; unsere Gebete werden erhört, aber manchmal anders als geplant; und Gottes Wille ist immer Ausdruck seiner Liebe, auch wenn wir ihn nicht verstehen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS