Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag (Joh 3,16-18)

Zusammenfassung

Eine ereignisreiche Zeit liegt hinter uns. Und dabei denke ich nicht an die dramatischen Ereignisse rund um die Corona-Pandemie, die die Welt noch immer in Atem hält und uns sicher noch eine Zeitlang beschäftigen wird.
Nein, ich denke an die Ereignisse des Kirchenjahres, an unsere kirchlichen Feste und Feiern der letzten Monate. Der Advent, mit seinen Verheißungen: Gott ist im Kommen, bereitet dem Herrn den Weg. Die Weihnachtszeit, die Zeit der Menschwerdung Gottes: Gott wird einer von uns, um ganz bei uns, ja in uns sein zu können. Die Zeit des Wirkens Jesu Christi, Gottes Hinwendung gerade zu den Armen, Kranken, Ausgestoßenen – die unendliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die im Wirken Jesu allen Menschen spürbar wird. Die Fastenzeit, die österliche Bußzeit, die uns jedes Jahr die Möglichkeit gibt, sich dieser Barmherzigkeit und Liebe anzunähern, die Zeit der Umkehr, des Nachdenkens darüber, ob ich mich noch auf dem richtigen Weg befinde oder daran etwas ändern muss. Schließlich die Karwoche: die dramatischen Ereignisse um das Kreuz, den Tod und die Auferstehung Jesu: sein Erlösungswerk, damit wir Menschen das Leben haben, das Leben in Vollendung. Dies wird dann in der Osterzeit ausgefaltet. Der Auferstandene, seine Begegnungen mit den Frauen, mit Maria Magdalena, den Aposteln im Abendmahlsaal, am See Genezareth. Seine Verherrlichung an Christi Himmelfahrt: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören – Seid sicher, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. All das vollendet sich an Pfingsten bei der Ausgießung des Heiligen Geistes, Gottes Kraft und Energie, der Sturmwind, der die Jüngerinnen und Jünger hinaustreibt in alle Welt, um die Frohe Botschaft Jesu allen Menschen aller Sprachen, Rassen und Nationen furchtlos zu verkünden.
Diese zentralen Themen unseres Glaubens und noch vieles mehr haben wir in den letzten Monaten gefeiert, vieles davon in eingeschränkter Form, aber vielleicht gerade deshalb mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen. All das findet nun seinen Höhepunkt im heutigen Fest: dem Fest der göttlichen Dreifaltigkeit. Der Abschnitt aus dem Johannesevangelium, den wir gerade eben gehört haben, fasst das gesamte Heilsgeschehen, das unseren christlichen Glauben ausmacht, noch einmal zusammen:
„Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Damit wir das nicht vergessen, wirkt der Heilige Geist in unserer Welt und treibt die Kirche an, unermüdlich das Wirken Gottes zu bezeugen und am Aufbau des Reiches Gottes mitzuarbeiten.
„Der Heilige Geist ist das Band der Liebe zwischen Gott Vater und Gott Sohn“ (DASal 11,139), so schreibt der Heilige Franz von Sales. Und er empfiehlt: „Lassen wir uns vom Wehen des Heiligen Geistes vorwärts bewegen.“ (DASal 3,157)
Gott wirkt in unserer Welt als Schöpfer, Gott wirkt als Jesus Christus, als Erlöser und Heiland, Gott wirkt als Heiliger Geist, als Tröster und Lebendig-Macher … Diese Erfahrungen, die in der Heiligen Schrift grundgelegt sind, wurden in der Kirche durch den Glaubenssatz „Gott ist ein Gott in drei Personen“ zusammengefasst.
Dieser Glaube an die Dreifaltigkeit Gottes, die wir heute feiern, erinnert uns also an die jahrtausendealte Erfahrungsgeschichte zwischen Gott und den Menschen. Dieser Glaube an die Dreifaltigkeit Gottes macht uns aber genauso deutlich, dass für uns Menschen Gott immer auch der Unfassbare, der Unbegreifliche bleiben wird und bleiben muss. Gott wäre „sehr armselig“, schreibt daher auch der Heilige Franz von Sales, „würden wir kleinen Geister ihn begreifen“ (vgl. DASal 3,225). Unsere Aufgabe ist vielmehr der Dank und Lobpreis, das Staunen und Anbeten. Ehre sei dem Vater, Ehre sei dem Sohn, Ehre sei dem Heiligen Geist, heute und in alle Ewigkeit. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS