Predigt zum Christkönigssonntag (Lk 23,35-43)

Wenn wir Jesus als König feiern …

Wenn wir Jesus Christus als König feiern, dann feiern wir nicht jemanden, der sich als Titelbild irgendeiner Hochglanzbroschüre der so genannten Regenbogenpresse eignet … und auch niemanden, wie zum Beispiel den in diesem Jahr verstorbenen König von Thailand, wo jede und jeder, der nicht richtig über den Tod des Königs trauert, Angst haben muss, dass er eingesperrt oder auf andere Weise bestraft wird.

Das Königtum Jesu ist anders, ja völlig anders, eben so, wie es uns das Evangelium des heutigen Sonntags sehr deutlich und auch sehr drastisch vor Augen hält. Der „König der Juden“ hängt wie der größte Verbrecher aller Zeiten am Kreuz und dort verkündet er: „Amen, ich sage dir, noch heute wirst du bei mir im Paradies sein“.

Das Christkönigsfest gibt es erst seit 1925. Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Herrschaftsordnungen Europas und großer Teile der Welt waren zerstört. Königreiche, die Jahrhundertelang regierten, gab es nicht mehr. In dieser Situation setzte der Papst ein Zeichen, in dem er der Menschheit jenes Königsbild vor Augen führte, das unzerstörbar ist, das Königtum Jesu Christi – ein Königtum, das nicht von dieser Welt ist, ein Königtum, das eben ganz anders ist: Nicht der ist der Größte, der herrscht, sondern der, der dient. Jesus Christus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave, der Diener aller Menschen. Er war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Daher hat Gott ihn erhöht und ihm den Namen verliehen, vor dem jedes Knie sich beugt: Jesus Christus ist der Herr.

Der heilige Franz von Sales lebte in einer Zeit, in der Kaiser und Könige die Geschicke Europas bestimmten. Das war völlig normal und selbstverständlich. Franz von Sales selbst hatte Kontakt zu den Königen von Frankreich: Heinrich IV., Ludwig XIII. Obwohl diese Fürsten große Macht besaßen und die Geschichte ihres Landes prägten, überzeugte Franz von Sales dennoch eine ganz andere Art des Königseins, zum Beispiel die Art und Weise, wie der erste König von Frankreich, der heilige Ludwig sein Königtum verstand uns ausübte. Von ihm schreibt er zum Beispiel:

„Ich kann nicht genug den Eifer bewundern, mit dem der hl. Ludwig diesen Rat befolgte; er ist in jeder Hinsicht einer der größten Könige, die je die Sonne gesehen. Er bediente die Armen beim Essen, das er ihnen gab, und lud täglich deren drei an seinen Tisch. Oft aß er selbst mit unvergleichlicher Liebe die Suppenreste, die sie übriggelassen hatten. Wenn er (was sehr oft geschah) die Kranken in den Hospitälern besuchte, bediente er vor allem jene mit den schrecklichsten Krankheiten: die Aussätzigen, Krebskranken und andere Unglückliche. Bloßen Hauptes und kniend leistete er ihnen seine Dienste. Er verehrte in ihnen den Heiland der Welt und liebte sie so zärtlich, wie eine Mutter ihre Kinder.“ (DASal 1,147).

Welcher König, welcher Präsident, welcher Kanzler tut das heute in unserer Welt? Mir ist keiner eingefallen, und das mag deutlich machen, wie sehr sich das Königtum Jesu von allen anderen Königinnen und Königen dieser Welt unterscheidet.

Darum also geht es, wenn Christen vom Königtum sprechen … es geht weder um Glanz und Glimmer, und schon gar nicht um Macht, die anderen befiehlt, was sie zu tun haben. Es geht um Jesus Christus, den Gekreuzigten, der sein Leben opferte, damit andere Leben können … diesem König folgen wir, diesen König feiern wir und diesen König sollten wir nachahmen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS