Predigt zum 6. Sonntag im Jahreskreis (Mk 1,40-45)
Berührt
Berührungen sind in Zeiten einer Pandemie mit Vorsicht zu genießen. Die Gefahr der Ansteckung ist zu groß. Abstandhalten (mittlerweile ist der berühmte „Babyelefant“ sogar auf zwei Meter angewachsen) – Maske tragen – Hände waschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln, kein Friedensgruß … das alles sagt uns: Pass auf, dass du der oder dem Anderen nicht zu nahekommst. Das Virus könnte schneller als du denkst auf dich überspringen.
Bei Gott brauchen wir allerdings keine Angst vor seiner Nähe zu haben. Seine Ansteckung ist nämlich nicht gefährlich, sondern ganz im Gegenteil: sie ist heilsam. Oder wie der heilige Franz von Sales in seinem Buch „Abhandlung über die Gottesliebe (Theotimus)“ (DASal 3,112) schreibt:
„Wenn der göttliche Heiland unsere Natur berührt, macht er diese wertvoller und liebenswerter.“
In den Evangelien finden sich eine Reihe von Beispielen, in denen von der heilsamen Berührung Jesu Christi die Rede ist. Besonders deutlich wird dies bei den Heilungen von „Aussätzigen“. Das eben gehörte Evangelium schildert uns eine solche heilsame Berührung durch Jesus Christus sehr eindrucksvoll:
Jesus „streckte die Hand aus, berührte den Aussätzigen und sagte: Ich will – werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.“
Dabei muss man natürlich mitbedenken, dass die Aussätzigen ja gerade die „Unberührbaren“ waren, von denen man sich fernzuhalten hat, weil sie hochansteckend waren. Sie wurden deshalb aus der Gesellschaft ausgestoßen, damit niemand Gefahr lief, durch eine Berührung mit ihnen „unrein“ zu werden. Die Aussätzigen waren sogar verpflichtet, die Menschen, die ihnen zu nahe kamen, vor ihnen zu warnen. Und was macht Jesus? Er geht auf die Aussätzigen zu, ja er berührt sie sogar und sie werden rein.
Sehr schön sind auch jene Erzählungen, die davon berichten, dass man Jesus berühren will, wenigstens den Saum seines Gewandes, weil die Menschen spürten, dass von diesem Jesus eine Kraft ausging, die heilte. Und Jesus lässt sich berühren, weil er eben wollte, dass die Menschen durch ihn wertvoller und liebenswerter werden, oder biblisch ausgedrückt, dass sie das Leben haben und dieses Leben in Fülle, in Vollendung haben.
In drei Tagen ist Aschermittwoch, der Beginn der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit. Wir bereiten uns also in den kommenden Wochen wieder auf das Osterfest vor, das größte Fest der Christenheit. Wir wissen heute noch nicht, wie und unter welchen Bedingungen wir dieses Fest in diesem Jahr werden feiern können. Eines aber ist jetzt schon sicher: Wir dürfen uns auch in diesem Jahr von Jesus Christus berühren und damit wertvoller und liebenswerter machen lassen, zum Beispiel durch das Lesen der Bibel, das persönliche Gebet oder durch die vielen Möglichkeiten gelebter Nächstenliebe. Und wir dürfen von den berührenden Erfahrungen mit Jesus Christus erzählen, genauso wie der Aussätzige aus dem heutigen Evangelium. Das Schweigegebot Jesu, an das er sich ohnehin nicht gehalten hat, gilt nämlich seit dem Tod und der Auferstehung Jesu nicht mehr. Ganz im Gegenteil, seit der Auferstehung Jesu sind wir beauftragt, hinaus in alle Welt zu gehen und die Botschaft Jesu überall zu verkünden.
Lassen wir uns also vom Erlösungswerk Jesu, seinem Leiden, Sterben und Auferstehen wieder neu berühren und anstecken, damit wir Zeugnis geben von der heilsamen Berührung durch Jesus Christus und voll Freude in die Welt verkünden: „Halleluja – Jesus lebt!“ Amen.