Predigt zum 3. Adventsonntag (Mt 11,2-11)

Zeit der Hoffnung

Advent ist Hoffnungszeit. Kinder hoffen, dass sie ihre Geschenke bekommen, die sie sich wünschen; Erwachsene hoffen, dass Weihnachten ohne größeren Stress und Probleme über die Bühne gehen wird; die Wirtschaft hofft auf große Umsätze; caritative Organisationen hoffen auf viele Spenden, und alle hoffen auf Frieden, auf ein Ende der Krisen aller Art, die die Welt bewegen, erschüttern und herausfordern. Und das war vor zweitausend Jahren nicht viel anders, als die Menschen in die Wüste hinauszogen, um Johannes den Täufer zu erleben, der eine Botschaft verkündete, auf die man Jahrhunderte lang gehofft hatte: Der Messias ist im Kommen. Johannes der Täufer selbst ist sich unsicher und lässt Jesus fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“

Die Antwort, die Jesus Christus gibt, ist klar und deutlich: Alles, was prophezeit wurde, geht genau jetzt in Erfüllung: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube können wieder hören. Und es geschieht sogar noch mehr: Tote stehen auf und den Armen wird die frohe Botschaft verkündet. Wer all diese Zeichen richtig deutet und ernst nimmt, der ist selig, der ist auf dem richtigen Weg.

Jesus erhebt also gegenüber Johannes dem Täufer den Anspruch, genau der zu sein, worauf Israel seit Jahrhunderten hoffte – und der alles andere in den Schatten stellt.

Daran werden wir im Advent jedes Jahr erinnert: In Jesus Christus erfüllen sich alle Wünsche, Träume und Hoffnungen der Menschheitsgeschichte und Aufgabe der Kirche ist es, diese Hoffnung lebendig zu erhalten und wie Johannes der Täufer immer und immer wieder darauf hinzuweisen, dass Jesus Christus der von Gott gesandte Retter ist, auf den wir alle unsere Hoffnungen bauen können, dürfen und müssen.

Das, was also seither jede Generation, jeder Mensch immer wieder zu lernen hat, ist, dass das, was Jesus damals verkündete, tatsächlich stimmt und immer noch volle Gültigkeit besitzt. „Selig ist,“ sagt Jesus, „wer an mir keinen Anstoß nimmt“, wer also tatsächlich glaubt, dass sich in Jesus Christus die Hoffnung der Welt erfüllt.

Wir Christinnen und Christen sind seit jeher dazu berufen, diese Hoffnung in der Welt mit unseren jeweiligen Fähigkeiten lebendig zu halten. Der heilige Franz von Sales sagte das einmal in einer Predigt zu seinen Zuhörerinnen und Zuhörern mit folgenden Worten:

„Ihr habt wahrlich allen Grund, euch von Herzen darüber zu freuen, dass sich Gott euer für ein so hervorragendes Werk bedienen will; ihr habt allen Grund, euch als hochgeehrt von seiner göttlichen Majestät anzusehen, da Gott von euch dasselbe erwartet, was er auch von seinen Aposteln verlangte und wozu er sie in die Welt ausgesandt hat, dasselbe, wozu der Herr selbst in die Welt gekommen ist. Er kam, den Menschen ‚das Leben‘ zu geben (Joh 20,21). Und nicht nur einfach ‚das Leben‘, sondern ein ‚überreiches‘, ein besseres Leben durch die Gnade, die er ihnen schenken will. … Sie werden das Leben haben, wenn sie an meine Worte glauben, die ihr ihnen erschließt; sie werden das Leben in reicher Fülle besitzen, wenn ihr ihnen meine Lehre vorlebt“ (DASal 2,88-89).

Das ist also unser Auftrag und unsere Aufgabe: die Lehre vorleben, die sich in Jesus Christus erfüllt. An uns, an unserem Verhalten, an unserer Hoffnung soll die Welt erkennen und erfahren, dass Jesus Christus genau derjenige ist, der uns dieses Leben in Fülle schenkt. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS