Predigt zum 28. Sonntag im Jahreskreis (Lk 17,11-19)

Bitte – Lobpreis – Dank – Sendung

Wenn wir uns diese Episode der Heilung der zehn Aussätzigen noch einmal genauer anschauen, dann entdecken wir darin eigentlich vier Grundhaltungen, die für unser Glaubensleben und unsere Gottesbeziehung wichtig sind:

Am Anfang des heutigen Evangeliums steht die Bitte um das Erbarmen: „Meister, hab Erbarmen mit uns!“

Als zweites folgt das Lob Gottes: „Er lobte Gott mit lauter Stimme.“

Dann folgt der Dank: „Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm.“

Und schließlich kommt die Sendung durch Jesus Christus: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“

Bitte, Lobpreis, Dank und Sendung … kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Es sind eigentlich genau jene Elemente, die auch bei jeder Heiligen Messe, bei jeder Eucharistiefeier, eine wesentliche Rolle spielen:

Bei jeder Heiligen Messe bitten wir um das Erbarmen Gottes, wir preisen Gott, wir danken ihm und zum Schluss werden wir gesegnet und gesendet.

Vielleicht erkennen wir also mit Hilfe dieses Evangeliums von den zehn Aussätzigen, von denen nur ein einziger, noch dazu ein Samariter, also einer, der eigentlich gar nicht zum Volk Gottes gehört, umkehrt und Danke sagt, wieder etwas deutlicher den Wert der Eucharistie für unseren Glauben und unsere Gottesbeziehung.

Vielleicht wird uns dadurch wieder deutlich, warum der heilige Franz von Sales und so viele andere mit ihm die Heilige Messe als „Sonne der geistlichen Übungen“ bezeichnen, als „Mittelpunkt der christlichen Religion“, „Herz der Frömmigkeit“, „Seele der Andacht“ und als „unfassbares Geheimnis, das die unendliche Größe der Liebe Gottes umfasst“.

Genau in dieser Feier verhalten wir uns nämlich wie dieser eine dankbare Samariter: Wir bitten um das Erbarmen Gottes, wir loben Gott mit lauter Stimme, wir danken ihm und wir werden von ihm gesendet: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet!“

Und sollten wir uns einmal die Frage stellen, wie wir uns denn beim Beten verhalten sollen, dann gibt uns der dankbare Samariter ebenfalls ein Beispiel: Bittet um das Erbarmen Gottes, lobt ihn, dankt ihm und lasst euch von ihm senden. In diesen vier Elementen ist eigentlich alles enthalten.

Jeden Sonntag haben wir wieder eine Woche geschafft, und eine neue Woche liegt vor uns. Im Zentrum des Sonntags steht für uns Christinnen und Christen die Feier der Eucharistie … und den Grund dafür liefert uns das heutige Evangelium: Wir bitten Gott um sein Erbarmen, damit er heilt, was in der vergangenen Woche nicht gelungen ist, wie loben und preisen ihn, und wir danken ihm, um schließlich von ihm in eine neue Woche gesendet zu werden. „Damit“, so schreibt der Heilige Franz von Sales, „Damit soll jede Woche ihren Anfang nehmen und ihr Ende finden, so dass wir am siebten Tag, am Sonntag, stets zum Herzen Jesu zurückkommen.“ (DASal 5,57)

Ich weiß, all das sind jetzt keine großartigen Neuigkeiten, und es klingt auch nicht besonders spannend. Allerdings schadet es sicher nicht, wieder einmal an diese grundlegenden Themen unseres Glaubens erinnert zu werden, damit es uns nicht so ergeht, wie den neun anderen Aussätzigen, die trotz ihrer wunderbaren Heilung auf all das einfach vergessen haben, so als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, dass Gott in unserer Welt und in unserem Leben ständig seine heilsamen Wirkungen verbreitet.

Erinnern wir uns wieder einmal daran, und vielleicht auch an die Worte von Psalm 98, wo es heißt: „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten vollbracht … jauchzt dem Herrn, alle Lande, freut euch jubelt und singt“. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS