Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis (Mk 9,30-37)

Zwei Lehren

der Lehrer Jesus Christus erteilt seinen Jüngerinnen und Jüngern, und damit natürlich auch uns heute, zwei ganz wichtigen Lehren seiner Botschaft.

Seine erste Lehre lautet: „Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.“ Für uns bedeutet diese Lehre: Ja, ich werde sterben, wann und wie ist mir nicht bekannt, mein Tod jedoch ist unausweichlich und sicher. Aber ebenso sicher ist meine Auferstehung. Was die Jünger damals nicht verstanden, ist noch heute schwer zu verstehen – vor allem dann, wenn wir mit dem Tod konfrontiert sind. Die erste Lehre Jesu stellt uns also vor die Frage: Glaube ich tatsächlich daran, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Durchgang zu einem neuen Leben? Glaube ich tatsächlich daran, dass ich mit dem Tod nicht in ein finsteres bodenloses Nichts falle, sondern in die Arme Gottes, der mich aufhebt und mich aufnimmt in seine ewige liebende Gegenwart? Die Lehre Jesu ist eindeutig: Der Tod ist nicht das Ende, sondern die Vollendung, der Übergang zu einem neuen Leben. „Drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.“

Deshalb schreibt auch der heilige Franz von Sales in seiner „Abhandlung über die Gottesliebe“: „Der Tod [ist] … nichts anderes ist als der Übergang von einem Leben in das andere, und … das Sterben [ist] nichts anderes als das Überschreiten der Grenzen dieses sterblichen Lebens, um in das unsterbliche Leben einzugehen“ (DASal 4,153).

Und nun zur zweiten Lehre Jesu, die nicht unser Lebensende, sondern unseren ganz normalen Lebensalltag betrifft. Jesus sagt: „Wer der Erste und Größte sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein – Wer ein solches Kind aufnimmt, der nimmt mich auf und den, der mich gesandt hat.“ Wer ist bei uns Menschen normalerweise der Größte und der Erste? Es ist eindeutig der Sieger: also der Olympiasieger, der Weltmeister, der Wahlgewinner, der Oscar- oder Nobelpreisträger … alle die, die über rote Teppiche gehen, werden von uns die Ersten und die Größten genannt. Bei Jesus aber ist das nicht so – und das ist seine Lehre: Bei ihm ist der Erste und Größte der Diener aller. Also der, der unscheinbar und im Verborgenen Gutes tut und davon überzeugt ist, dass jeder kleinste Dienst für die anderen ein Dienst für Gott ist.

Franz von Sales schreibt darüber in seiner Abhandlung über die Gottesliebe: „Dieses Glas Wasser oder dieses Stück Brot, das eine fromme Seele aus Liebe zu Gott einem Armen reicht – es ist damit gewiss noch wenig getan und es ist nach menschlichem Urteil kaum der Erwähnung wert. Gott aber belohnt es und verleiht der Seele Wachstum in der Liebe“ (DASal 3,164). Oder in den Geistlichen Gesprächen sagt er: „Ein Becher frischen Wassers einem Dürstenden liebend gereicht (Mt 10,42; Mk 9,40), ist den Himmel wert … Gott freut sich über das Geringste, was ihr im Gehorsam tut“ (DASal 2,159). Es sind also die Kleinigkeiten, die kleinen Details, mit denen wir den anderen dienen, die uns vor Gott zu den Größten, zu den Ersten machen.

Diese beiden Lehren Jesu sind wichtig und wesentlich für unser christliches Leben. Woran glaubst du als Christ? Unsere Antwort auf diese Frage ist kurz und einfach:

Ich glaube daran, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern dass ich auferstehen werde in das Ewige Leben in Gottes liebender Gegenwart.

Und ich glaube daran, dass die größte Tat darin besteht, im Verborgenen und Unscheinbaren den anderen zu dienen und für sie da zu sein. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS