Predigt zum 24. Sonntag im Jahreskreis (Mk 8,27-35)

Gottes Widersacher

vielleicht ist es wirklich an der Zeit, sich in einer Predigt auch einmal mit dem Satan, dem Teufel zu beschäftigen. Anlass dazu gibt die Szene, von der wir soeben gehört haben. Jesus sagt da zu Petrus ziemlich heftig: „Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“

Der Satan ist, auch wenn wir modernen Menschen das vielleicht gerne hätten, aus der Bibel leider nicht weg zu löschen. Er spielt darin immer wieder eine Rolle, beginnend bei der Schöpfung, bei den Versuchungen Jesu in der Wüste bis hin zum letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes. Von der Tradition her ist er der gefallene Engel Luzifer – also ein Erzengel, der einmal, wie der Name sagt, der Lichtträger war, dann aber katastrophal abstürzte, weil er mächtiger sein wollte als Gott. Nun begleitet er die Geschichte zwischen Gott, den Menschen und der Schöpfung als Satan, das bedeutet: der Widersacher, der Gegner Gottes, oder als Teufel, Diabolos – das bedeutet: der Verwirrer, der alles durcheinanderbringen und ins Chaos stürzen will.

Die vielen Bilder, die uns im Laufe der Geschichte von ihm gezeichnet wurden, haben leider dazu geführt, dass wir diesen Gottesgegner und Chaoten ins Reich der Märchen und Fantasygeschichten verbannten. Es gibt vielleicht das Böse, aber den Bösen, den gibt es nicht.

Die Bilder, die uns die Bibel zeichnet, sprechen jedoch eine andere Sprache. Und die heutige Szene zwischen Petrus und Jesus zeigt uns auch, dass wir das durchaus ernst nehmen sollten.

Petrus ist es, der aus einer inneren Eingebung heraus Jesus als den Christus, den Messias erkennt und bekennt. Er hat begriffen, dass dieser Jesus mehr ist als ein Prophet, etwas viel Größeres als Elija oder Johannes der Täufer. In Jesus wird göttliche Vollmacht offenbar, die jede andere Macht und Größe übersteigt. Und dieser Jesus spricht plötzlich davon, dass er vieles erleiden muss und sogar getötet wird. Dass Leid und Tod etwas mit Gott und seinem Willen zu tun hat, dass passte dem Petrus überhaupt nicht. Und was tut Petrus, der Jesus gerade eben als „Christus“ erkannte? Er nimmt Jesus beiseite und weist Jesus zurecht. Er stellt sich also über Gott und meint zu wissen, was besser ist und wie sich Gott zu verhalten hat … und genau dadurch wird er zum Satan, zum Gegner und Widersacher Gottes.

Die Reaktion Jesu wird damit sehr verständlich: „Du Satan, tritt hinter mich! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will.“

Genau das ist der Teufel: Er ist derjenige, der nicht will, was Gott will. Wer Gott zur Seite nimmt und ihm vorschreiben will, was richtig und falsch ist, der macht sich zum Satan, zum Gegner Gottes, der die Welt ins Chaos stürzt.

„Tritt hinter mich!“ … Genau das ist aber auch die Lösung, die uns Jesus anbietet, um dem Bösen zu entkommen. Das bedeutet: Folge mir nach – Geh hinter mir her, glaube nicht, dass du größer bist und mehr weißt als ich. Geh hinter mir her, verleugne dich selbst und nimm das Kreuz auf dich. Das bedeutet: Wer sein Leben retten will, der hält sich an Jesus Christus, egal wohin er mich führt.

Der Satan, der Teufel, Luzifer oder wie immer wir ihn nennen wollen, ist derjenige, der verhindern will, dass wir Jesus nachfolgen. Wie sollen wir uns ihm gegenüber verhalten? Der heilige Franz von Sales hat dazu einen sehr guten Rat. Er meint: „Haben Sie guten Mut und beharrlichen Mut. Verlieren Sie ihn nicht, auch wenn der Feind viel lärmt und wenn Sie gegen den Glauben versucht werden. Unser Feind ist ein großer Polterer; machen Sie sich seinetwegen keine Sorge. Er kann Ihnen nicht schaden, ich weiß es sicher. Lachen Sie über ihn, verachten Sie ihn und lassen Sie ihn lärmen. Streiten Sie nicht mit ihm, nehmen Sie von ihm keine Notiz; das alles ist nichts.“ (DASal 5,69-70) Also: einfach guten Mut haben, hinter Jesus treten und ihm folgen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS