Predigt zum 20. Sonntag im Jahreskreis (Joh 6,51-58)

Das Brot des Lebens

Ohne Essen und Trinken kann der Mensch nicht überleben. Das ist eine einfache Wahrheit, die wir uns allerdings immer wieder bewusst machen sollten, um sie nicht zu vergessen.

Wir leben ja in einer Gegend, in der Essen und Trinken kaum ein Problem darstellen. Wir haben genug davon. Die Regale der Supermärkte sind voll. Hat man Hunger oder Durst, weiß man ganz genau, wo man hingehen muss, um diese lebensnotwendigen Bedürfnisse zu stillen.

Wir wissen aber auch, dass es auf unserer Erde zahlreiche Gegenden gibt, in der Essen und Trinken alles andere als selbstverständlich sind.

Daher gibt es seit 1945 im Organisationsnetzwerk der Vereinten Nationen die so genannte „Welternährungsorganisation“, deren Hauptziel die Bekämpfung des Hungers in unserer Welt ist. Die Daten, die diese Organisation regelmäßig liefert sind erschreckend: Mehr als eine Milliarde Menschen, also jeder siebte Mensch leidet an Hunger. Oder noch dramatischer: alle drei Sekunden stirbt auf dieser Welt ein Mensch, weil er zu wenig zu essen oder zu trinken hat. Und diese Lage wird leider nicht besser.

Essen und Trinken ist also etwas Lebensnotwendiges – auch für uns, die wir davon im Überfluss haben.

Im heutigen Evangelium spricht Jesus davon, dass er das Brot des Lebens ist. Sein Fleisch und sein Blut garantieren das ewige Leben. Sein Fleisch ist wirklich eine Speise und sein Blut ist wirklich ein Trank … und alles dient dem Leben, dem Leben in Fülle. Wer sein Fleisch isst und sein Blut trinkt wird Leben in Ewigkeit. Weil Jesus wusste, wie lebensnotwendig Essen und Trinken sind, schenkt er sich uns selbst als Fleisch und Blut im Sakrament der Eucharistie. Er möchte uns damit deutlich machen, dass wir so oft wie möglich von ihm essen und trinken sollen, damit wir das Leben haben.

Wenn wir diese Worte des heutigen Evangeliums hören, stellt sich natürlich wiederum die Frage, ob uns das überhaupt noch bewusst ist. Der heilige Franz von Sales meint: „In der heiligen Eucharistie werden wir eins mit Gott wie die Speise mit dem Körper“ (DASal 2,283). Sie ist die „Sonne der geistlichen Übungen … Mittelpunkt der christlichen Religion … Herz der Frömmigkeit, der Seele der Andacht; ein unfassbares Geheimnis, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfasst, durch das Gott sich wirklich mit uns vereinigt und uns seine Gnaden und Gaben in herrlicher Fülle spendet … [Der Eucharistie wohnt] eine unsagbare Kraft inne“ (DASal 1,90). Ohne diese Kraft ist ewiges Leben nicht möglich. In ihr schenkt Gott sich uns in seiner ganzen Gnadenfülle … In der Eucharistie bekommen wir alles, was notwendig ist, damit wir das Ewige Leben haben und es in Fülle haben.

Sehe ich diesen herausragenden Wert des eucharistischen Sakramentes überhaupt noch? Oder gehe ich damit genauso um, wie mit den Nahrungsmitteln, von denen es ohnehin in Fülle gibt?

Lebt in mir noch der Hunger und der Durst nach Gott? Lebt in mir noch die Sehnsucht, mit Gott ganz eins und verbunden zu sein, von ihm mit seiner Gnadenfülle beschenkt zu werden? Bin ich noch sensibel genug für dieses große Geschenk, das uns Jesus Christus hier bereitet hat?

Darüber nachzudenken laden uns die Gedanken des heutigen Evangeliums ein. Und natürlich wollen sie uns ebenso daran erinnern, das Essen und Trinken keine Selbstverständlichkeit sind und wir stets dankbar sein sollen für das tägliche Brot. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS