Verklärung Christi

Predigt zum 2. Fastensonntag (Lk 9,28b-36)

Zeit der Begeisterung

Die Begeisterung für den Fußball ist gleichbleibend groß – und das, obwohl die Eintrittskarten alles andere als billig sind, und obwohl niemand voraussagen kann, ob die Mannschaft auch erfolgreich sein wird. Der Funke ist allerdings übergesprungen. Das Feuer brennt.

Der heutige 2. Fastensonntag möchte in uns ein ähnliches Feuer der Begeisterung anzünden, allerdings nicht für eine Fußballmannschaft, sondern für Jesus Christus. Deshalb erzählt uns das heutige Evangelium die Geschichte von der Verklärung Jesu. Die Inszenierung ist geradezu perfekt. Jesus auf einem Berg. Ein strahlendes Licht, sein Gewand in hellem Weiß. Und neben ihm zwei prominente Hauptpersonen der Geschichte Israels: Mose und Elija. Selbstverständlich braucht es auch eine Wolke – das klassische Symbol für die Anwesenheit Gottes. Dann der Höhepunkt: eine Stimme, die verkündet: Dieser Jesus, den ihr da strahlen seht, ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Ein unvergesslicher Augenblick, der sich in die drei Zeugen Petrus, Johannes und Jakobus unauslöschlich einprägt, so sehr, dass sie zunächst sprachlos bleiben. Erst viel später wagen sie es, davon zu erzählen, obwohl auch da ihre Worte zu kurz greifen, um das Unbeschreibliche zu beschreiben.

Was soll diese Erzählung bei uns bewirken? Unsere Begeisterung für Jesus und seine Botschaft soll in uns neu entfacht werden. Die Fastenzeit, diese Wochen der Vorbereitung auf das Osterfest, ist also auch eine Zeit der neuen Begeisterung für unseren Glauben. Das heutige Evangelium möchte uns bewusst machen: ihr glaubt nicht an irgendwen, ihr glaubt an Jesus Christus, den Sohn Gottes, seine Worte, seine Botschaft, sind das Beste, was euch passieren kann. Oder mit den Worten unseres Pfarrpatrons Franz von Sales gesagt: „Mut, bringt euer Herz in dieser heiligen Fastenzeit wieder recht in Glut!“

Was können wir tun, damit in den Aschehaufen unseres Glaubens wieder etwas Wind hineinkommt, damit das Feuer von neuem auflodert? Der heilige Franz von Sales ist davon überzeugt, dass dies nur mit der Hilfe Gottes funktionieren kann. Es ist daher notwendig, dass ich mir so oft wie möglich bewusst mache, dass Gott da ist, dass ich in seiner Gegenwart lebe, egal was ich tue. Dieser Gott begleitet mich, ich lebe in ihm wie in der Luft, die ich atme, ich kann ihn zwar nicht sehen, aber ich würde ohne ihn nicht leben können, genauso wenig wie ich ohne Sauerstoff leben könnte. Bin ich mir dessen überhaupt bewusst, dass mein Leben ohne Gott unweigerlich zum Sterben verurteilt ist. Drei Minuten ohne Sauerstoff genügen, um das Gehirn lahmzulegen … fünf Minuten kein Sauerstoff bedeuten den Gehirntod. Fünf Minuten ohne Gott – und mein Leben wäre nicht mehr lebbar. Bin ich mir dessen eigentlich bewusst?

Wenn ich mir nur ein wenig Zeit nehme und darüber nachdenke, wie sehr mein Leben von der Gegenwart Gottes abhängt, so kann ich eigentlich nur dankbar sein, dass dieser Gott mein Leben trägt, auch wenn ich die meiste Zeit gar nicht daran denke, genauso wie mir die meiste Zeit gar nicht bewusst ist, dass ich atme und durch dieses selbstverständliche Atmen meinen Körper mit Sauerstoff versorge.

„Mut, bringen Sie ihr Herz in dieser heiligen Fastenzeit recht in Glut!“ – rät Franz von Sales. Macht euch die Gegenwart Gottes bewusst, die euch das Leben schenkt. Lasst euch von neuem begeistern für all das, was Jesus Christus mit seiner Botschaft in die Welt gebracht hat, nicht weil die Gebote der Kirche es von euch verlangen, sondern weil ihr ohne diese göttliche Gegenwart über kurz oder lang in eine lebensgefährliche Atemnot geraten würdet.

Vielleicht schaffen wir es ja in dieser Fastenzeit, die Glut unter der Asche unserer Begeisterung mit Gottes Hilfe wieder neu zu entfachen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS