Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis (Lk 12,13-21)
Habgier hat keine Zukunft
schön langsam wird uns die große Bedeutung des heutigen Evangeliums wieder klarer bewusst.
Angesichts von Klimawandel und Raubbau an der Umwelt, Wirtschaftskrisen und Finanzskandalen kommen wir doch wieder darauf, dass Geld allein nicht glücklich macht und dass Gier keine Tugend, sondern ganz eindeutig eine Untugend ist.
Papst Franziskus hat dies in seine Enzyklika „Laudato si“ sehr deutlich formuliert: Die Erde „schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen.“ (2)
Geiz und Habgier sind nach alter Tradition Untugenden, ja sogar noch mehr: sie gehören zu den sieben Hauptsünden des Menschen, das heißt: aus ihnen heraus entspringen eine ganze Reihe weiterer Folgesünden. Und das ist immer noch der Fall.
Jesus Christus jedenfalls bestätigt das durch das heutige Gleichnis: Es bringt letztlich nichts, immer mehr und mehr Güter anzuhäufen. Irgendwann kracht entweder das System zusammen … oder ich selbst muss mich damit abfinden, dass mein Leben nicht ewig dauert, um meine angehäuften Güter zu genießen.
Jesus nennt jenen Mann, der seine Scheunen voll hat und meint, er hätte jetzt ausgesorgt, einen Narren – weil er an alles Mögliche gedacht hat, nur nicht daran, dass auch er einmal sterben muss.
Und er sagt: „Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier“, also vor der Gier immer mehr und mehr haben zu wollen, weil euch diese Gier den Blick vernebelt für das Wesentliche, nämlich dass euer Leben hier auf der Erde begrenzt ist.
Wohlgemerkt: Jesus spricht uns in diesem Gleichnis nicht das Recht ab, unsere Grundbedürfnisse zu stillen. Und dazu gehört eben auch eine gewisse Grundversorgung an Eigentum und Besitz. Jesus verlangt nicht, dass der Mensch auf jeden Besitz verzichten soll, er warnt nur vor der Habgier, also vor dem immer mehr und mehr haben wollen.
Davor warnt auch der heilige Franz von Sales, wenn er schreibt: „Wenn du andauernd, leidenschaftlich und ruhelos Güter anstrebst, die du nicht hast, kannst du noch so sehr behaupten, dass du sie nicht ungerechter Weise haben willst, du bist dennoch habgierig“ (DASal 1,144).
Leider ist das gerade in unserer westlichen Welt etwas in Vergessenheit geraten. Die Konsequenzen sind schon längst spürbar: die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer, weil eben Habgier immer nur auf Kosten anderer funktioniert, irgendwer zahlt eben drauf, wenn andere gewinnen. Das soziale Netz zerbröselt, je mehr Superreiche es in einer Gesellschaft gibt. Und der Umwelt ergeht es genauso. Mittlerweile beginnt sie, sich gegen die jahrzehntelange Ausbeutung und den Raubbau heftig zu wehren.
Was ziehen wir für Lehren aus dem heutigen Sonntag? Ich glaube, es geht um die Frage: Und ich? Wo stehe ich mit meiner kleinen Gier nach Mehr? Ist es das Habenwollen und immer mehr Haben wollen Wert, dass ich dafür Energie einsetze? Oder ist es an der Zeit mich neu zu besinnen und loszulassen, was sich an zu viel in meinem Leben angehäuft hat.
Letztlich geht es um die ganz zentrale Frage nach dem Sinn des Lebens: Was ist wirklich sinnvoll? Was bleibt nach meinem Tod.
Auch da gibt uns das Evangelium einen interessanten Tipp, wenn Jesus sagt: So geht es jedem, „der nur für sich Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.“ Das heißt: die besten Schätze, die ich sammeln kann, sind eigentlich immer die, die ich nicht für mich, sondern für andere sammle, die nicht mir allein, sondern allen Menschen und der Schöpfung um mich herum dienen. Oder wie der heilige Franz von Sales schreibt: „So muss … dein Herz sein: offen nur dem Himmel, unzugänglich für vergänglichen Reichtum. Hast du Besitz, so halte dein Herz frei von der Liebe dafür; es soll immer über den Reichtümern stehen und sie beherrschen, inmitten der Reichtümer arm sein.“ (DASal 1,143). Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS