Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis (Joh 6,24-35)
Brot
Das Wort „Brot“ hat heutzutage leider nicht mehr jene existenzielle Bedeutung wie zur Zeit Jesu. Bei uns gibt es ja Brot im Überfluss, gleich um die Ecke. Vieles davon wird am Ende des Tages weggeworfen, damit am nächsten Tag die Regale frisch gefüllt werden können.
Um die Worte Jesu, die wir soeben hörten, richtig zu verstehen, müssen wir ihnen also wieder das Gewicht geben, das sie damals hatten.
Brot besaß einen sehr hohen Stellenwert. Die Menschen erinnerten sich sofort an die vierzigjährige Wüstenwanderung, wo niemand wusste, was sie am nächsten Tag essen werden. Da fiel das Brot vom Himmel – wie durch ein Wunder – und den Menschen wurde deutlich, dass Gott es ist, der sie in der Wüste mit dem täglichen Manna versorgt.
Diese Erfahrung prägte sich ein. Die Menschen waren überzeugt: Ohne Gott verhungern wir. Mit ihm leben wir. Er gibt uns Nahrung zur rechten Zeit.
Wenn die Menschen Brot teilten, dann taten sie es mit dem klaren Wissen, dass sie damit eine göttliche Handlung vollzogen. Miteinander Brot essen war nichts weniger als ein Gottesdienst. Die ersten Christinnen und Christen erkannten einander im gemeinsamen Brotbrechen. Brot bedeutete Leben, Überleben. Brot ist ein Gottesgeschenk, das leben lässt.
Dieses Gewicht hatte das Brot – und mit dieser Bedeutung müssen wir auch heute die Brot-Worte Jesu betrachten:
„Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird!“
Beim Brot geht es also nicht nur um das irdische Nahrungsmittel, es geht um die Speise für das Ewige Leben: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
Hier wird Brot zum Symbol für den Sinn des Lebens überhaupt. Und Jesus Christus selbst ist dieses Brot der Lebens. Ohne ihn verhungern wir. Ohne ihn ist das Leben letztendlich sinnlos. Ohne ihn fehlt das Wesentliche.
Vielleicht wird uns all das wirklich erst dann tatsächlich bewusst, wenn wir an das Ende des Lebens denken, an das Grab, an dem wir stehen. Wo es nichts mehr zu sagen gibt, weil durch den Tod alles sinnlos geworden ist … An dieser Stelle können wir uns allein nur noch an das Vergangene erinnern … eine Zukunft gibt es nur, wenn wir den Brot-Worten Jesu Glauben schenken: „Ich bin das Brot des Lebens … wer davon isst, wird leben, auch wenn er stirbt.“
Beweise dafür gibt es natürlich keine. Es bleibt die Herausforderung des nackten Glaubens und das Vertrauen, dass uns Jesus mit seiner Botschaft nicht anlügen, sondern Mut machen will, ihm zu folgen, damit wir das Leben in Fülle haben.
Merken wir uns, was der heilige Franz von Sales dazu im Zusammenhang mit dem Kommunionempfang sagte:
„Unterlassen Sie es … nicht zu kommunizieren. … Gehen Sie … mutig … und empfangen Sie das Brot des Lebens (Joh 6,35.48). Wenn Sie so handeln, werden Sie siegreich … sein. Wer es aufgibt, verliert es“ (DASal 12,220). Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS