Predigt zum 12. Sonntag im Jahreskreis (Mt 10,26-33)

Gottvertrauen und Zuversicht

„Mit Gott geht das Leben nie zugrunde!“ – Diese Aussage stammt leider nicht vom heiligen Franz von Sales, sondern von Papst Franziskus. Er sagte diesen Satz Ende März dieses Jahres auf dem menschenleeren Petersplatz in Rom, mitten in der Corona-Krise.

Diese Aussage könnte man auch als Überschrift über die Stelle des eben gehörten Evangeliums verwenden: „Mit Gott geht das Leben nie zugrunde!“ Jesus sagt ja hier zu seinen Aposteln:

„Fürchtet euch nicht vor den Menschen.“

„Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten.“

„Kein Spatz fällt von der Erde ohne den Willen des Vaters! Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf gezählt – Fürchtet euch also nicht.“

Dreimal also: „Fürchtet euch nicht!“ Dreimal das Versprechen Jesu: Gott ist auf eurer Seite, vertraut ihm, fürchtet euch nicht, egal, was auch passiert.

Im Hirtenwort der österreichischen Bischöfe zum diesjährigen Pfingstfest wird dieses Gottvertrauen, dieser Optimismus und diese Zuversicht ebenso zum Ausdruck gebracht und unterstrichen. Die österreichischen Bischöfe schreiben wörtlich:

„Christlicher Glaube wischt keine Probleme weg, verleiht aber eine unerwartete Trotzdem-Kraft in aller Not und gibt den langen Atem sowie Ausdauer für den vor uns liegenden Weg. Glaube stärkt Freiheit und Herzenskraft. Wer glaubt, lebt von Gottes Zusage, immer neu beginnen zu dürfen und die dafür notwendigen Anschubhilfen des Heiligen Geistes zu erhalten. Das Herzstück des Glaubens, die tragende Mitte, ist eine lebendige Beziehung zu Gott, der sich durch den pfingstlichen Geist in unserem Alltag erfahrbar macht.“

Also noch einmal, damit wir es uns merken: Christlicher Glaube verleiht eine Trotzdem-Kraft in aller Not. Christlicher Glaube schenkt einen langen Atem und Ausdauer. Christlicher Glaube stärkt die Freiheit und die Herzenskraft. Und das Herzstück dieses Glaubens, also das Wichtigste, die tragende Mitte ist eine lebendige Gottesbeziehung.

Von dieser Trotzdem-Kraft des Glaubens war auch der heilige Franz von Sales überzeugt. Daher sprechen wir heute auch vom „salesianischen Optimismus“ oder besser vom „salesianischen Gottvertrauen“. Sein ganzes Leben lang hat Franz von Sales versucht, den Menschen genau diese Trotzdem-Kraft des Glaubens zu lehren: „Ja, Gott verlangt von uns schon ein ganz großes Vertrauen auf sein väterliches Sorgen, auf seine göttliche Fürsorge. Aber warum sollten wir ihm nicht vertrauen, da er noch keinen getäuscht? Es hat noch keiner sein Vertrauen auf Gott gesetzt, ohne reiche Frucht dieses Gottvertrauens zu empfangen.“ (DASal 2,87).

„Fürchtet euch nicht!“ – „Mit Gott geht das Leben nie zugrunde!“ Nehmen wir uns diese Gedanken heute mit in den Alltag. Und noch etwas sollten wir dabei nicht vergessen: Wie der Papst, wie die österreichischen Bischöfe so war auch Franz von Sales davon überzeugt, dass es für dieses Vertrauen, diesen Optimismus und diese Zuversicht eine lebendige Gottesbeziehung braucht. Auch daran sollten wir täglich arbeiten: am Morgen, unter Tags, am Abend. Gott ist ein Du – mit ihm kann und soll ich immer und überall kommunizieren. Wir leben in seiner Gegenwart. „Gott ist ja in allem und überall; es gibt keinen Ort und kein Ding, wo er nicht wirklich gegenwärtig wäre“ (DASal 1,73). Fürchtet euch also nicht! Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS