Predigt zu Allerseelen (Joh 11,17-27)

Die Auferstehung und das Leben

Die Begegnung mit Sterben und Tod ist immer eine Grenzerfahrung, egal, ob der Tod früher oder später kommt, erwartet oder plötzlich und unerwartet, gleichsam über Nacht. Der Tod widerspricht einfach vollkommen unserem Wunsch nach Leben. Trotzdem müssen wir uns immer wieder dieser Tatsache stellen. Es hilft einfach nichts, der Tod gehört zum Leben dazu – und irgendwann trifft es jeden Menschen.

Oft fehlen uns im Angesicht des Todes die Worte … Wir Christen haben jedoch ein Wort, das dieser Sprachlosigkeit gegenüber dem Tod seit nun schon über zweitausend Jahren trotzt: es ist das menschgewordene Wort Gottes, Jesus Christus. Er ist für uns „die Auferstehung und das Leben“, wie wir gerade im Evangelium gehört haben. Wer an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Der Tod ist eben nicht das Ende und Aus, das bodenlose Nichts. Es gibt ein Weiterleben.

Daher sind wir jetzt auch hier versammelt, um uns an die Verstorbenen zu erinnern und für sie zu beten.

Bei einer der Beerdigungen, die ich im letzten Jahr begleitet habe, wollten die Angehörigen, dass ich den Text des englischen Theologen Henry Scott Holland vorlese, der für sie sehr schön zum Ausdruck bringt, was der oder die Verstorbene jetzt zu den Hinterbliebenen sagen würde. Dieser Text lautet:

Der Tod ist nichts, ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht keine andere Redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich,
betet für mich,
damit mein Name ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung,
ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Weshalb soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg,
nur auf der anderen Seite des Weges.

Ich möchte noch einen Gedanken des heiligen Franz von Sales hinzufügen, der sehr gut zu diesem Text passt. „Der Tod ist … nur ein Übergang von einem Leben zum anderen und Sterben heißt nichts anderes, als die Grenzen dieses sterblichen Lebens überschreiten, um zum unsterblichen Leben hinüberzugehen.“

Mit dieser Hoffnung wollen wir uns jetzt in den Fürbitten an Gott wenden und für die Verstorbenen beten, vor allem für die Verstorbenen des vergangenen Jahres. Amen.