Predigt zum Gründonnerstag (Joh 13, 1-15)

Eucharistie: Sonne der geistlichen Übungen

Der Gründonnerstag gibt uns die Gelegenheit, ein wenig über das Sakrament der Eucharistie, also die Heilige Messe nachzudenken … und dazu möchte ich heute einladen.

Ich werde immer wieder mal gefragt, ob man denn wirklich immer in die Messe gehen MUSS. Mein Antwort darauf ist normalerweise: Müssen müssen Sie gar nichts, Gott bietet uns seine Liebe als Geschenk an und er möchte, dass wir in aller Freiheit diese Geschenke annehmen, nicht aus Zwang, sondern aus Liebe.

Welche Kraft und Energie, welche unsagbare Liebe in diesem göttlichen Sakrament der Eucharistie steckt, macht uns der heutige Abend deutlich.

Denken Sie an Ihre persönlichen Begegnungen mit Sterben und Tod. Im Angesicht des Todes wird nicht mehr um den heißen Brei geredet, sondern man konzentriert sich auf das Wesentliche. Und genau das hat Jesus Christus bei diesem letzten Abendmahl getan. All das, was da geschieht, gehört zum letzten Willen Jesu, es ist sein Testament an uns – das, was er uns im Angesicht seines eigenen Todes hinterlassen wollte:

  • Das Dienen ist mehr wert als das Herrschen.
  • Die Liebe ist das Wesentliche.
  • Ich schenke euch meinen Leib und mein Blut – damit ihr nie vergesst, dass Gott die Liebe ist.
  • Tut dies zu meinem Gedächtnis.
  • Erinnert euch, so oft ihr könnt, an dieses wunderbare Geschenk meiner Liebe.

Es wundert nicht, dass alle Lehrer des Christentums seid 2000 Jahren, so auch der heilige Franz von Sales, die Eucharistie als die „Sonne“ aller christlichen Frömmigkeitsübungen betrachtet haben, also als das Zentrum und die Mitte unseres Glaubens, um das sich alles dreht.

Wörtlich schreibt Franz von Sales in seinem Buch „Anleitung zum frommen Leben – Philothea“: Die Heilige Messe ist die „Sonne der geistlichen Übungen, der Mittelpunkt der christlichen Religion, das Herz der Frömmigkeit, die Seele der Andacht; ein unfassbares Geheimnis, das den Abgrund der göttlichen Liebe umfasst, durch das Gott sich wirklich mit uns vereinigt und uns seine Gnaden und Gaben in herrlicher Fülle spendet.“

Selbst der Katechismus der Katholischen Kirche weist uns darauf hin: „Die Eucharistie ist die Quelle und der Höhepunkt des ganzen christlichen Leben.“

Wer das begriffen hat, für den stellt sich die Frage des Müssens und der Pflicht gar nicht mehr.

Wer begriffen hat, dass er von Gott kein größeres Geschenk bekommen kann, der wird sich dieses Geschenk auch nicht entgehen lassen wollen.

Aber wie gesagt, Gott achtet unsere Freiheit. Er will kein erzwungenes Ja zu seiner Liebe, sondern ein freies Ja – aus ganzem Herzen. Dazu sind wir eingeladen und es liegt an uns, diese Einladung anzunehmen. Amen.

Herbert Winklehner OSFS