oblatengebet_wien_11-01-2016

Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis (Lk 5,1-11)

 Was ist Erfolg?

Evangelium: Lk 5,1-11

Was ist Erfolg? Wann bin ich erfolgreich, wann bin ich es nicht?

  • Bin ich erfolgreich, wenn mir heute nach der Messe jemand sagt, dass die Predigt gut war?
  • Oder wenn gesagt wird: Von der Predigt hat man heute jedes Wort verstanden?
  • Oder: Die Predigt heute hat mich bewegt, da konnte ich einige Gedanken und Impulse für mich mitnehmen?
  • Oder: durch die Predigt bin ich wieder motiviert, mein Leben als Christ zu überdenken und neu anzufangen?

Also: Was ist Erfolg?

Ich glaube, das heutige Evangelium klärt uns ein wenig darüber auf, was Jesus Christus unter Erfolg versteht.

Da ist einmal Petrus, ein erfahrener Fischer, ein Experte in seinem Beruf, und er hat die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen. Es wundert eigentlich niemanden, wenn er auf die Aufforderung Jesu, noch einmal auf den See hinauszufahren und die Netze auszuwerfen, mit Unverständnis reagiert: Jesus, glaub mir doch, wir sind es, die sich da auskennen, wir haben Erfahrung: Wenn wir die ganze Nacht keine Fische gefangen haben, unter Tags fangen wir bestimmt keine mehr. Das, was du von uns verlangst, ist völlig sinnlos. Das hat noch nie funktioniert.

Jesus aber bleibt hartnäckig … er ist kein Fischer, sondern ein Zimmermann – er hat also eigentlich keine Ahnung vom Fischen, trotzdem beharrt er darauf: Fahrt noch mal hinaus – nicht, weil es sinnvoll ist, sondern weil ich es so will.

Und siehe da: Die Netze waren so voller Fische, dass die Boote sogar drohten unterzugehen. Das hat den Petrus dermaßen erschüttert, dass er ganz erschrocken sagte: „Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder.“ Was so viel bedeutet wie: „Herr, mich kannst du vergessen … ich habe dir nicht vertraut.“

Was die Welt unter Erfolg versteht, also erfolgreich sein im Beruf, in der Familie, in der Politik, im Sport oder sonst wo, das weiß ich nicht. Vielleicht sollte sich derjenige, den das interessiert, die Bilder vom Wiener Opernball anschauen. Das heutige Evangelium erklärt uns allerdings das, was Erfolg im christlichen Sinne, also in den Augen Jesu, bedeutet, nämlich: Als Christ bin ich dann erfolgreich, wenn ich den Willen Gottes erkenne – und dann die Kraft habe, diesen Willen zu erfüllen, selbst dann, wenn ich ihn nicht verstehe, ja sogar dann, wenn er mir als der falsche Weg erscheint.

Wenn wir also im Sinne Jesu erfolgreich sein wollen, dann besteht unsere erste Aufgabe darin, herauszufinden, was Gott eigentlich von uns will, und dann sollten wir ihn um die Kraft bitten, diese Willen zu erfüllen – und vor allem um das Vertrauen, dass Gott die Lage im Griff hat, so sinnlos seine Wünsche auch erscheinen mögen.

Unser Pfarrpatron, der heilige Franz von Sales, ist heute ein angesehener Heiliger der Kirchengeschichte. Es gibt in der 2000jährigen Kirchengeschichte nur 36 Frauen und Männer, die von der Kirche den Titel „Kirchenlehrer“ erhielten. Franz von Sales ist einer von ihnen – und deshalb steht auch eine große Statue von ihm – wie von allen anderen Kirchenlehrerinnen und –Lehrern im Petersdom in Rom.

Als Franz von Sales 1622 – also vor fast genau 400 Jahren – starb, sah die Sache ganz anders aus. Vieles von dem, was er als Bischof erreichen wollte, war misslungen. Viele seiner Ideen sind erst zweihundert oder dreihundert Jahre nach seinem Tod verwirklicht worden. Von einem aber war Franz von Sales immer überzeugt: „Gott kann ich vertrauen, er hat die Lage im Griff – egal, ob ich das verstehe oder nicht.“ Wer auf Gott vertraut, wird nicht untergehen – so lautete daher auch sein Motto, das er sich für seine Bischofsweihe ausgesucht hat. Offenbar war ihm genau das klar, was uns Jesus im heutigen Evangelium vermitteln wollte: Vertraut mir und tut, was ich euch sage, dann wird alles gut. Oder mit den Worten des heiligen Franz von Sales: „Wenn du dein ganzes Vertrauen auf Gott setzt, dann wirst du den besten Erfolg haben.“

Bitten wir unseren Pfarrpatron, dass er uns hilft, dieses Gottvertrauen in uns zu stärken. Wir nennen das heute den salesianischen Optimismus, jene Überzeugung also, dass Gott alles im Griff hat, auch wenn es überhaupt nicht danach aussieht. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS