140 Jahre Kirchenlehrer

Franz von Sales: Doctor Amoris – Lehrer der Liebe

Vor genau 140 Jahren, am 16. November 1877, erschien das apostolische Schreiben DIVES IN MISERICORDIA DEUS (Reich an Erbarmen ist Gott), in dem der selige Papst Pius IX. den heiligen Franz von Sales zum Kirchenlehrer ernannte.

Lehrer der echten und frommen Wissenschaft

Wörtlich schreibt darin der Papst: „Unter der Zahl dieser hervorragenden Männer erstand Franz von Sales, der Bischof von Genf, als Vorbild allbekannter Heiligkeit und als Lehrer der echten und frommen Wissenschaft. Er hat nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern auch durch unvergängliche Schriften die Ungeheuer der aufsteigenden Irrtümer durchbohrt, den Glauben bekräftigt, die durch Laster verdorbenen Sitten gehoben und allen den Himmel offen gezeigt. Durch seine hervorragende Weisheit hat er das gleiche Lob verdient, von dem Unser Vorgänger seligen Andenkens Bonifacius VIII. (cap. unic. De rel. et ven. SStum, in VI) erklärte, dass es jene alten und vorzüglichen Lehrer der Kirche Gottes auszeichnete. Sie haben nämlich ‚die Kirche durch heilsame Lehren erleuchtet, mit Tugenden geschmückt und durch den Lebenswandel geformt‘. Er schilderte sie als ‚gleichsam leuchtende und brennende Lichter auf den Leuchter im Haus Gottes gestellt, die nach der Vertreibung der Finsternis von Irrlehren den ganzen Leib der Kirche wie der Morgenstern‘ erhellten, ‚die Rätsel der heiligen Schriften 1östen, durch tiefgründige und schöne Predigten den Bau der Kirche selbst gleichsam mit blühenden Edelsteinen‘ schmückten …

Unter diesen Umständen haben Wir den Bitten der … Kardinäle und Bischöfe der heiligen römischen Kirche, der Kollegien, Akademien und Gläubigen stattgegeben. Auf Empfehlung Unserer ehrwürdigen Brüder, der Kardinäle der heiligen römischen Kirche, die der Kongregation der heiligen Riten vorstehen, bestätigen Wir aufgrund des vorliegenden Schreibens den Titel eines Kirchenlehrers zu Ehren des hl. Franz von Sales, Bischofs von Genf und Gründers des Ordens der Schwestern von der Heimsuchung der seligsten Jungfrau Maria, oder falls notwendig, gewähren und verleihen Wir ihn aufs Neue, so dass er in der ganzen katholischen Kirche stets als Kirchenlehrer gilt.“

Lehrer der Liebe

Damit ist Franz von Sales in der Katholischen Kirchen einer jener 32 Männer und 4 Frauen, die mit dem Titel „Kirchenlehrer“ ausgezeichnet wurden. Das Besondere, das Franz von Sales in die theologische Lehre eingebracht hat, ist die Bedeutung der Liebe für das christliche Gottes- und Menschenbild. Daher wird Franz von Sales seit seiner Ernennung zum Kirchenlehrer auch „Doctor amoris“ – „Lehrer der Liebe“ genannt. Sein theologisches Hauptwerk, in dem er die Liebe in den Mittelpunkt stellt ist die „Abhandlung über die Gottesliebe (Theotimus)“. Im 10. Teil dieses Werkes fasst er seine Gottes-, Welt- und Menschenbild folgendermaßen zusammen:

„Der Mensch ist Vollendung des Weltalls, der Geist Vollendung des Menschen, die Liebe Vollendung des Geistes und die göttliche Liebe Vollendung der Liebe. Daher ist die göttliche Liebe Ziel, Vollendung und Krönung des Weltalls. Darin, Theotimus, besteht die Größe und der Vorrang des Gebotes der göttlichen Liebe, das der Herr „das erste und größte Gebot“ nennt (Mt 22,38).“ (Theotimus X,1; DASal 4,68)

P. Herbert Winklehner OSFS