Predigt zur Gedenkmesse P. Aregger und P. Huber (Röm 8,18-30; Lk 24,13-16.28-35)
Begegnung mit dem Auferstandenen
Zwei Jünger gingen am ersten Tag der Woche nach Emmaus, so haben wir grade gehört. Und sie unterhielten sich über das, was sich ereignet hatte. Und während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Ich möchte heute in Anbetracht unseres Gottesdienstes die beiden Emmausjünger P. Joseph Huber und P. Franz Aregger nennen. Die beiden sind auf dem Weg nach Emmaus – und Emmaus steht für die Begegnung mit dem Auferstandenen, steht für das Brechen des Brotes, steht für das Aufgehen der Augen, steht für das Brennen des Herzens beim Hören des Wortes Gottes, steht für das Erkennen, dass im Tod nicht das Ende, sondern ein Auferstehen verborgen ist, … ein Auferstehen hin zum Ewigen Leben in der bleibenden Gegenwart Gottes. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass ich das Gespräch der beiden Jünger und ihre Gedanken, die sie mit Jesus austauschten, ausgelassen habe. Bei diesem Gespräch brannte ja offensichtlich ihr Herz in der Brust. Wir wissen nicht genau, was Jesus ihnen gesagt hat, was schließlich ihr Herz zum Brennen brachte. Es heißt lediglich: er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. Es muss eine Sternstunde im Leben der beiden gewesen sein, von Jesus selbst zu erfahren, wer er ist, wie er sich sieht und wie er die Herrlichkeit bei Gott, seinem Vater, nun erlebt.
Was die beiden „Emmausjünger“ Joseph Huber und Franz Aregger auf ihrem Weg nach Emmaus besprochen haben, was sie umgetrieben hat, wie sie mit Jesus den Weg ihres Lebens gegangen sind, das haben viele von uns lange oder vielleicht auch nur eine kurze Zeit selbst erlebt. Wir haben die beiden erlebt, wie sie geglaubt haben, woran sie geglaubt haben, woran sie gezweifelt haben, was sie nicht gesehen haben, was sie aber ihr ganzes Ordens- und Priesterleben getragen hat. Wir erlebten P. Joseph als einen aufgeschlossenen, interessierten und geistig regen Sales-Oblaten. Seine Freude an der Natur, an den Bergen, genauso wie an der Begegnung mit den Menschen kennzeichneten seine Freude am Leben allgemein, die wir alle zu spüren bekamen, wenn er sich mit uns unterhielt, wenn er uns bewirtete, wenn er mit uns unterwegs war. Da war eine Liebe zu spüren, eine Liebe zur Gemeinschaft von uns Oblaten des hl. Franz von Sales. Als Mitglied einer Großfamilie war er es gewöhnt, mit den anderen mitzudenken, ein Familiengespür zu haben, das mit jedem irgendwie mitfühlt und mitdenkt. Das galt wohl auch für seine Auffassung von Seelsorge. Von Franz von Sales hat er es in der Ausbildungszeit noch einmal mehr gelernt, ein Freund der Menschen zu sein, engagiert in sozialen und caritativen Fragen, genauso aber in theologischen Themen aktuell und dringend, selbst noch im hohen Alter. Dieser Emmausjünger Joseph Huber war ein langes Stück seines Lebens mit dem anderen Emmausjünger Franz Aregger unterwegs. Franz war sogar für eine geraume Zeit sein Provinzial, also auch verantwortlich für das, wo Joseph schließlich als Ordenspriester zu wirken hatte, wo er ihn mit seinen Talenten und Fähigkeiten einsetzen wollte. Dieser Franz Aregger war ja selbst ein sehr lebendiger und dynamische Ordensmann und Seelsorger, sprachlich gewandt und versiert. Mit seiner Eloquenz und seinem Humor erreichte er viele Menschen, nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich (Wien), und auch in all den anderen Ländern der Erde, die er mit großem Interesse bereiste, um letztlich dort die Werke der Sales-Oblaten zu unterstützen und zu fördern. Auch er war ein Familienmensch, und daher konnte er sich mit der Ordensfamilie so sehr identifizieren, dass er den Bezug zur Gemeinschaft nie verloren hat. Sein Interesse an Franz von Sales prägte nicht nur sein Predigen, sondern auch seine Vorträge und Exerzitien, seine Schriften – letztlich war er geformt und geprägt von dieser lebensfrohen Spiritualität unseres Ordenspatrons.
In unseren Erinnerungen können wir alle jetzt erzählen, was die beiden wohl auf dem Weg nach Emmaus redeten, welche Gedanken sie austauschten, was sie wohl als Sinn und Ziel ihres Lebens gesehen und gesucht haben. Wir sind mit ihnen unterwegs gewesen und haben dabei auch die beiden erlebt, wie sie mit Jesus gesprochen haben, gerungen haben, wie sie ihn geliebt haben und auch für ihn gelitten haben … und wie seine Gegenwart in ihnen auf uns ausgestrahlt hat.
Wenn Paulus schreibt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll, dann sind sie uns jetzt in dieser Erfahrung um den großen Schritt voraus. Sie sind den Schritt durch das Leid und den Tod bereits gegangen. Sie erfahren jetzt das Gute, zu dem Gott alle führt, die ihn lieben, … befreit zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Das ist es letztlich auch, was die Emmausjünger beim Brotbrechen erkennen ließ. Die Eucharistie als Zugang zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Unsere beiden „Emmausjünger“ Joseph und Franz waren eucharistische Menschen. Sie feierten die Eucharistie als wirkliche Mitte ihres geistlichen Lebens. Die Eucharistie (Danksagung) prägte ihren Lebensstil als Ordenspriester. Versammelt um das Brotbrechen gingen ihnen immer wieder neu die Augen auf und ließ sie aufbrechen und nach Jerusalem zurückkehren. Nun sind die beiden ins himmlische Jerusalem eingekehrt. Nun erkennen sie den, der mit ihnen unterwegs redete und ihnen den Sinn der Schrift erschloss, ganz, weil er selbst sie nun in seine Auferstehung mithineingenommen hat. So sind sie jetzt bei dieser Eucharistie inmitten der Kirche des Himmels jetzt hier bei uns, wenn wir im Auftrag Jesu das Brot brechen und darum bitten, dass er uns die Augen öffnet, um ihn zu erkennen, und dass er unser Herz brennen macht, wenn wir den Sinn der Schrift in dem, was wir jetzt tun, erkennen. Amen
P. Provinzial Thomas Vanek OSFS (Kriens, 16. Juli 2021)