Predigt zum Pfingsfest (Joh 20,19-23)

Das Wirken des Heiligen Geistes

wenn man ein wenig nachdenkt, kommt man drauf, dass der Heilige Geist in unserem Leben tatsächlich öfter vorkommt, als man vielleicht meinen könnte.

Zum Beispiel kommt er in jedem Sakrament vor, das wir empfangen:

schon in der Taufe werden wir mit der Gnadenfülle des Heiligen Geistes beschenkt;

dann in der Eucharistie, dort heißt es am Beginn des Hochgebetes: „Sende deinen Geist über die Gaben von Brot und Wein, damit sie uns werden Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus“. Der Heilige Geist ist es also, der das Wunder der Wandlung bewirkt.

Und in der Lossprechung des Bußsakramentes heißt es: „Er hat uns den Geist gesandt zur Vergebung der Sünden“. Versöhnung, Vergebung geschieht durch das Wirken des Heiligen Geistes.

Am deutlichsten ist uns das Wirken des Heiligen Geistes natürlich im Sakrament der Firmung bewusst. Wenn wir fragen: Wo kommt in der Kirche der Heilige Geist vor – dann werden wohl die meisten antworten: bei der Firmung. Und das stimmt auch: in der Firmung werden wir Menschen mit der Fülle der Gaben des Heiligen Geistes beschenkt: mit Weisheit, Rat und Stärke, Einsicht und Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Wir sind nicht nur mit Wasser getauft, sondern mit dem Feuer des Heiligen Geistes, damit wir durch unser Leben die frohe Botschaft Jesus Christi – so wie die Jüngerinnen und Jünger – voll Mut, Kraft und Fantasie bezeugen und am Aufbau des Reiches Gottes mitwirken.

Der Heilige Geist spielt aber auch im Sakrament der Ehe eine wesentliche Rolle. Ein jedes Brautpaar verspricht sich gegenseitig Liebe und Treue – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und im Trauungssegen heißt es: „Der Heilige Geist schenke dem Brautpaar Einheit und heilige den Bund ihres Lebens. Er bewahre ihr Liebe in aller Bedrohung, er lasse sie wachsen und reifen und einander fördern in allem Guten“. Dass es ähnliche Formulierungen auch beim Weihesakrament für Diakone, Priester und Bischöfe gibt, braucht nicht extra hingewiesen zu werden.

Und schließlich das Sakrament der Krankensalbung, wo der Heilige Geist als Tröster, Begleiter, Kraftquelle auftritt, der den Menschen in seiner Krankheit stärkt, und im Angesicht des Todes auf seinen letzten Weg vor das Angesicht Gottes vorbereitet und begleitet.

Der Heilige Geist ist die wirksame Liebe Gottes unter uns … sagt der Heilige Franz von Sales. Unsere Aufgabe ist es, achtsam und wachsam auf dieses Wirken zu sein und unser Herz weit zu öffnen, damit sich der Heilige Geist in uns und unserem Leben auch wirklich voll entfalten kann, denn der Heilige Geist zwingt nicht, sondern lässt uns die Freiheit, zu ihm und seinem Wirken Ja oder Nein zu sagen.

„Seien wir, was wir sind, und seien wir es gut“, sagt Franz von Sales. Wir sind Menschen, die mit der Gnadenfülle des Heiligen Geistes ausgestattet sind. Ein jeder von uns hat von Gott Talente und Fähigkeiten geschenkt bekommen, die ihn nicht nur einzigartig machen, sondern auch berufen, in der Kirche zur wirken und sich zu entfalten. Niemand ist nutzlos, ein jeder ist berufen, auf seine Art und Weise, mit seinen Fähigkeiten und Talenten den Glauben zu leben.

Wenn wir an den Heiligen Geist glauben, wenn wir an das glauben, was am Pfingstfest passiert, dann geht das gar nicht anders: „Seien wir, was wir sind“ – nämlich mit der Fülle der Gaben des Heiligen Geistes Beschenkte – „und seien wir es gut“! Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS