Predigt zum Fest Taufe des Herrn (Mt 3,13-17)

Das Geschenk der Taufe

Der heilige Franz von Sales wurde gleich zweimal getauft. Er war nämlich eine Frühgeburt im 7. Schwangerschaftsmonat. Seine Mutter war erst 15 Jahre alt – und die Geburt verlief ziemlich dramatisch. Jedenfalls glaubte man nicht, dass das Kind überleben wird – und so wurde Franz von Sales am 22. August 1567, also vor 450 Jahren notgetauft. Als man dann ein paar Tage später feststellte, dass sich das Kind doch erholt und zu Kräften kommt, wurde Franz am 28. August 1567 in seiner Pfarrkirche noch einmal feierlich getauft.

Ich erzähle das, weil man an dieser Geschichte sehr schön erkennt, welch hohe und wichtige Bedeutung die Taufe zur Zeit des heiligen Franz von Sales hatte. Man war eben davon überzeugt, dass die Taufe für das Heil des Menschen unbedingt notwendig ist. Der Tauftag war daher auch viel wichtiger als der Geburtstag. Ebenso der Namenstag, der den Täufling an die Taufe erinnert und daran, dass Gott ihn mit Namen kennt und mit seinem Namen anspricht.

Das hat sich mittlerweile zumindest in unseren Breiten völlig verändert. Die Taufe hat bei weitem nicht mehr jenen Stellenwert, den sie noch zur Zeit des heiligen Franz von Sales hatte. Kinder bleiben monatelang, ja manchmal sogar jahrelang ungetauft – und die Getauften selbst wissen zwar genau den Tag, an dem sie geboren sind, aber beim Namenstag oder Tauftag wird es schon viel schwieriger.

Wenn wir heute die Taufe Jesu feiern, so könnte dieser Tag für uns wieder einmal ein guter Anlass sein, über unsere eigene Taufe ein wenig nachzudenken: An welchen Tag wurde ich getauft? Weiß ich, wie dieser Tag abgelaufen ist? Vielleicht hab ich ja sogar noch meine Taufkerze, die ich wieder einmal anzünden könnte.

Meine Taufe fand am 2. August um 14.00 Uhr statt und sie verlief eigentlich völlig unspektakulär. Damals kam der Pfarrer regelmäßig an einem bestimmten Tag in der Woche in die Geburtenstation des Krankenhauses und taufte einfach alle neugeborenen Kinder in einem Aufwaschen. Wenn ich einen Taufschein von mir haben wollte, musste ich mich daher jahrelang ans Büro des Krankenhauses wenden – denn dort und nicht in der Pfarrgemeinde war meine Taufe registriert.

Bei der Taufe selbst ist aber genau das Gleiche passiert, was auch heute noch in jeder Taufe geschieht, nämlich genau das, was wir auch im heutigen Evangelium von der Taufe Jesu gehört haben: Gott sagte an diesem 2. August um 14.00 Uhr zu mir: „Herbert, du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden!“ Das ist doch etwas Großartiges und Schönes: Gott sagt in der Taufe zu mir, dass ich von ihm geliebt werde und ich – das kleine Menschenkind – ihm – dem großen allmächtigen Gott gefalle. Er beschenkt mich mit seinem Licht, reinigt mich mit dem Wasser des Lebens, stärkt mich mit dem Chrisamöl und schenkt mir durch das weiße Taufkleid eine einzigartige Würde, die mir bis zu meinem Lebensende niemand mehr nehmen kann. Außerdem bettet er mich ein in eine große Gemeinschaft, in die Gemeinschaft der Kirche und in die Gemeinschaft der Engel und Heiligen, und er gibt mir eine Begleiterin, einen Begleiter mit auf den Weg: die Taufpatin oder den Taufpaten, weil er eben weiß, dass das Leben leichter fällt, wenn man nicht allein unterwegs sein muss.

All das wurde und wird einem jeden, einer jeden von uns in der Taufe geschenkt – und zwar einfach so, ohne Vorbedingungen, ohne eine Leistung bringen zu müssen, einfach nur aus dem einen Grund, weil Gott mich liebt. Dafür bin ich dankbar und deshalb feiere ich auch gerne nicht nur meinen Geburtstag, sondern auch den Tag meiner Taufe und ich denke daran, was auch Franz von Sales über die Taufe sagt: „Am Tag meiner heiligen Taufe bin ich ein Kind Gottes geworden bin. Zu meinem Glück und zu meiner Heiligung.“ (DASal 1,61) Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS