Predigt zum Fest Hl. Stephanus (Mt 10, 17-22)
Zeugnis für das Licht
Der heilige Stephanus wird Erzmärtyrer genannt, weil er als Erster für Jesus Christus Zeugnis ablegte und dafür mit dem Leben bezahlte.
Die Apostelgeschichte hat uns von diesem Ereignis berichtet: Stephanus wird gesteinigt, weil er Christus verkündete – er sieht den Himmel offen und verzeiht seinen Mördern.
Ein Ereignis, dass sich in unserer Welt seither zigtausendfach wiederholt – auch heute noch. Und ein Ereignis, das so gar nicht zur Weihnachtsstimmung passt – und dennoch wichtig ist. Es macht uns deutlich, dass unser Glaube nicht nur Idylle- und Wohlfühlreligion ist, sondern auch dann zu leben ist, wenn unser Zeugnis gefragt ist: das Zeugnis für das Licht, das die Finsternis erhellt. Wie das aussehen kann, mag uns eine kleine Geschichte erklären:
Es ist eine Geschichte, die sich vor einigen Jahren im Stadion von Los Angeles zugetragen hat – und uns deutlich machen kann, dass jede und jeder von uns ein Licht für die Welt sein kann – so wie Jesus Christus.
In Zeiten von Krieg und Terror fand im Stadion von Los Angeles im Rahmen eines Football-Spiels eine typisch amerikanisch inszenierte Multimedia-Show statt. Auf den Stadionbildschirmen, untermalt von brachialer Weltuntergangsmusik, wurden Bilder von Krieg, Angst, Terror, Not, Leid, Elend und Zerstörung gezeigt. Und dann brach das Spektakel von einer Sekunde auf die andere ab, das Stadionlicht wurde ausgeschaltet, es war stockfinster. Im Stadion war es plötzlich mucksmäuschenstill.
Nach ein paar Sekunden kam von irgendwoher eine Stimme aus dem Lautsprecher: „Meine Damen und Herrn, nun zeigen wir ihnen, dass ein jeder von Ihnen etwas tun kann.“
In der Mitte des Spielfeldes flammte plötzlich ein Streichholz auf. Jeder und jede im Stadion konnte es sehen.
Und dann sagte die Stimme: „Und nun machen sie es mir nach – zünden sie ein Licht an.“
Und nach und nach entzündeten die Zuschauer auf den Rängen ein Streichholz, ein Feuerzeug … und siehe da, in wenigen Minuten war das Stadion hell erleuchtet.
Das ist Weihnachten: Ich zünde ein Licht an, damit es in meiner Welt, in meiner Umgebung ein wenig heller wird. – Damit Jesus, das Licht der Welt, der Mensch gewordene Sohn Gottes spürbar wird.
Franz von Sales, der heilige Bischof und Kirchenlehrer, sagt uns: „Folgt furchtlos diesem Licht, es ist der Herr; dann kommt ihr glücklich ans Ziel, zu Gott.“ (DASal 2,311) Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS