Predigt zum Aschermittwoch (Mt 6,1-6.16-18)

Sind wir noch zu retten?

Bevor wir die Asche segnen und auflegen, noch ein paar Gedanken zum Nachdenken:

Drei Dinge, so sagte uns Jesus Christus gerade, sollten wir beachten:

Beim Spenden nicht herumposaunen.

Beim Beten nicht plappern.

Und beim Fasten und Verzichten nicht traurig dreinschauen.

Drei Dinge, die uns – wie so oft bei Jesus – deutlich machen: Es geht nicht um das Äußere, sondern um das Innere: die Einstellung, die Haltung, das Herz.

Anders ausgedrückt: Posieren, Posten und Poltern bringt nichts – Gott schaut nicht auf die Äußerlichkeiten, er schaut auf das, was dahintersteckt. Natürlich darf ich Gutes zur Sprache bringen – im Sinne von „Tu Gutes und rede darüber“ –, aber nicht, damit ich selbst gut dastehe und die anderen sagen: Du bist der Beste, der Größte, der Frömmste.

Es geht nicht um Show, um das zur Schau stellen und Präsentieren, es geht um Authentizität: „Seien wir, was wir sind“, so sagt Franz von Sales, „und seien wir es gut.“ – ohne viel Lärm, ohne viele Worte, ohne großes Getue.

Auf all das möchte uns das Symbol der Asche hinweisen. Wir sind Geschöpfe Gottes, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dieses Symbol möchte uns also nicht nur zum Nachdenken darüber anregen, wie es in unserem Inneren wirklich ausschaut, es ist auch ein Heilszeichen – ein Zeichen, das heilen will – eigentlich genauso wie das heilsame Öl bei der Krankensalbung.

„Sind wir noch zu retten?“ so wird gefragt, angesichts der vielen Krisen in der Welt. Das Symbol der Asche sagt JA. Ja, wenn ihr euch bewusst macht, dass ihr Geschöpfe Gottes seid – nicht nur du selbst, sondern auch der und die andere neben dir – und natürlich auch die gesamte Schöpfung, die Lebewesen, die Natur, das Universum.

Normalerweise sagt man bei der Auflegung der Asche: „Bedenk o Mensch, dass du Staub bist und zu Staub werden wirst.“ – Oder: „Kehr um und glaube an das Evangelium“. Diese Aussagen können mit dem Satz zusammengefasst werden: „Mensch, werde wesentlich!“

Das bedeutet: Sei dir bewusst, dass du ein Geschöpf Gottes bist, dass es nicht auf Posieren, Posten und Poltern ankommt, wie Jesus im Evangelium sagt, sondern auf die innere Haltung, auf dein Herz, eben auf dein Wesen, so wie du wirklich bist. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS