Predigt zum 3. Sonntag der Osterzeit (Joh 21,1-14)

Zurück in den Alltag

Die Jünger sind zu ihrem Alltag zurückgekehrt. Vor ihrer Jesus-Begegnung waren sie Fischer – nun sind sie es wieder. Der Erfolg ihrer Bemühungen ist aber, gelinde gesagt, eher bescheiden: „In dieser Nacht fingen sie nichts.“

Gelebter Glaube, lebendiges Christsein besteht nicht nur darin, Hochfeste zu feiern und Sonntag für Sonntag in die Kirche zu gehen. Das ist natürlich auch wichtig, ebenso wichtig aber ist es, den ganz normalen Alltag, also das ganz normale Leben vom Aufstehen am Morgen bis zum Schlafengehen am Abend mit dem Glauben in Einklang zu bringen. Vielleicht hat Jesus seinen Jüngern gerade deshalb nach seiner Auferstehung gesagt: Geht zurück nach Galiläa. Dort werde ich euch treffen. Geht zurück in euer ganz normales Leben, dort werde ich euch begegnen.

Jesus Christus hat nun in dem Abschnitt des Evangeliums, das wir gerade gehört haben, für dieses lebendige Glaubensleben im ganz normalen Alltag drei Impulse für uns, die wir in unser persönliches Alltagsleben mitnehmen könnten.

Der erste Impuls lautet: Gebt nicht auf, wenn euch einmal nichts gelingt. Probiert es einfach noch einmal, aber vielleicht ein bisschen anders. Nur nicht den Mut verlieren, so würde es Franz von Sales formulieren, einfach neu beginnen. Irgendwann wir es schon funktionieren, denn ihr handelt ja nicht allein, sondern im Auftrag Jesu. Und das Evangelium berichtet sogar von einem 100-prozentigen Erfolgserlebnis der Fischer: 153 große Fische wurden gefangen. Diese Zahl kommt wahrscheinlich daher, weil man zur damaligen Zeit im See von Tibérias genau 153 verschiedene Fischarten kannte. Das bedeutet also: Die Ausbeute des Fischfangs war hundertpozentig. Mehr Erfolg wäre nicht möglich gewesen. Wer auf Jesus vertraut und nicht aufgibt, so lautet die Botschaft, der wird irgendwann auch den vollen Erfolg haben.

Der zweite Impuls, der für den Alltag sicher ebenso wichtig ist, lautet: Entdeckt Jesus in eurer Mitte. „Die Jünger wussten nicht“, so heißt es, „dass es Jesus war.“ Sie erkannten ihn also nicht. Der erste, dem die Augen aufgingen, war der Jünger, den Jesus liebte. „Es ist der Herr!“ sagt er zu Petrus. Und dieser Petrus erkennt seine Nacktheit. Es geht also um das Entdecken der Gegenwart Jesu mitten in unserem Leben, mitten in unserem Alltag. Es geht um das Sich-Bewusstmachen der Gegenwart Gottes unter uns. Dazu braucht es eine Gottesbeziehung, die sich bewusst ist, dass Gott mich liebt. Die Gegenwart Gottes mitten in meinem Alltag erkennen, kann jedoch auch dazu führen, dass ich meine Nacktheit, also meine Fehler und Schwächen, meine Unvollkommenheiten erkennen und annehmen muss. Weil Gott mich liebt, weiß er auch um mich und ich brauche mich vor ihm nicht zu verstecken. Es sind wichtige salesianische Grundsätze, die hier deutlich werden: Ich lebe in der Gegenwart Gottes bei allem, was ich tue. Gott ist da, auch wenn ich ihn nicht sehe. Und ich kann vor ihm sein, so wie ich bin, denn Gott kennt mich, weil er mich liebt.

Schließlich noch der dritte Impuls des heutigen Evangeliums für den Alltag: Das Erkennungsmerkmal der Gegenwart Gottes ist das gemeinsame Mahl, das Miteinander Essen. „Kommt her und esst!“ Diese Einladung hat die Jünger erkennen lassen, dass Jesus unter ihnen ist. Nun wussten alle, „dass es der Herr war“. Schon für die ersten Christen wurde das „Brotbrechen“ zum wesentlichen Erkennungsmerkmal. Das Essen miteinander teilen gehört zum Kern des Glaubenslebens im Alltag eines Christen. Daraus entwickelte sich die liturgische Feier des Sakramentes der Eucharistie. Der Ursprung aber findet sich im ganz normalen alltäglichen Essen. Daher meint auch Franz von Sales, dass wir zum Essen nicht nur gehen, um unseren Hunger zu stillen, sondern um Gott zu gehorchen und Gemeinschaft zu pflegen. Im gemeinsamen Essen geschieht also viel mehr als bloße Nahrungsaufnahme. Es geschieht Gottesbegegnung in der Erfahrung der Gemeinschaft und in der Erfahrung, dass Gott mich von neuem stärkt, um meinen ganz normalen Alltag bewältigen zu können. Daher soll ich jedes gemeinsame Mahl auch mit dem Dank an Gott beginnen, um damit auch deutlich zu machen, dass Gott in unserer Tischgemeinschaft gegenwärtig ist.

Drei Impulse können wir uns also heute mitnehmen für den lebendigen Glauben im ganz normalen Alltag:

Nicht den Mut verlieren.

Sich die Gegenwart Gottes bewusst machen.

Und die Pflege des gemeinsamen Essens als Gottesbegegnung. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS