Predigt zum 3. Fastensonntag (Lk 13,1-9)

Früchte bringen im Alltag

ich glaube, vom heiligen Franz von Sales können wir immer noch eine ganze Menge für unser eigenes Glaubensleben lernen, auch wenn dieser heilige Bischof von Genf schon vor vierhundert Jahren lebte. Dieser Franz von Sales jedenfalls war ein sehr guter Ratgeber in allen Lebenslagen und wurde daher auch von vielen Menschen um Rat gefragt.

Einmal kam jemand zu ihm, dem es schlecht ging. Dieser spürte keine Freude mehr in seinem Leben und meinte, Gott hätte ihn in seiner Not verlassen. Diesem Menschen schrieb der heilige Franz von Sales:

„Ich kann mich nicht erinnern, dass Gott jemals aus Blumen heraus zu einem Menschen gesprochen hat, wohl aber mehrmals in der Wüste und durch Gestrüpp. Gehen sie also mutig ihren Weg, auch bei schlechtem Wetter und bei Nacht“ (DASal 5,97).

Genau das sagen uns auch die heutigen Texte aus der Bibel: Gott ist bei uns auch in der Wüste. Er offenbart sich den Menschen im Dornbusch als Gott, der sich selbst einen einzigartigen Namen gibt, nämlich „Jahwe“ – und das heißt auf Deutsch: „Ich bin da“. Ich bin Euer Gott, der für euch da ist, auch dann, wenn ihr glaubt, ich hätte euch verlassen, weil ihr gerade durch eine Wüste geht und keine Freude verspürt.

Wer das in seinem innersten annehmen kann, dass Gott trotz meiner Dornen und meines Gestrüpps an meiner Seite ist, trotz meiner Fehler, Schwächen und Sünden, trotz meiner Not und meines Elends, meiner Traurigkeit und Angst, meiner Schmerzen … trotz allem also, was wir mit Dornen und Wüste verbinden, wenn wir das annehmen können, dann wird unser Gestrüpp sicher auch einmal mit der Hilfe Gottes Früchte tragen und nicht umgehauen werden, wie es im Evangelium Jesus Christus in seinem Gleichnis vom Feigenbaum schildert.

Was können wir tun, um zusammen mit Gott aus dem Gestrüpp einen fruchtbaren Baum zu machen? Auch hier hat Franz von Sales einen Rat bereit: Er sagt: Es geht nicht um Großartiges, Außergewöhnliches, das ihr tun sollt. Achtet vielmehr auf die kleinen Dinge des ganz normalen alltäglichen Lebens. Schritt für Schritt könnt ihr da immer eine ganze Menge Gutes tun, auch wenn ihr euch sonst als unvollkommen und schwach erlebt. Diese Kleinigkeiten aber schafft jeder. Jetzt ist natürlich die Frage, welche Kleinigkeiten das sein können?

Franz von Sales nennt diese Kleinigkeiten die „kleinen Tugenden“, die wir jeden Tag gut brauchen können, um kleine gute Werke zu tun. Er nennt diese Kleinigkeiten auch konkret beim Namen:

Zu jemandem ein gutes Wort sagen; dem anderen auch einmal zuhören; jemanden besuchen, sich ein bisschen Zeit nehmen für den anderen, Dankesagen, hilfsbereit sein, Geduld üben, Bescheidenheit, den Nächsten mit seinen Fehlern und Schwächen ertragen, Herzlichkeit, Liebenswürdigkeit, Duldsamkeit unserer eigenen Unvollkommenheiten gegenüber, ein Wort des Trostes bereit halten für jene, die betrübt sind und so weiter …

Wenn man sich diese Kleinigkeiten ansieht, dann könnte man eigentlich schon sagen, dass wir einen richtigen Kleine-Gute-Werke-Stress bekommen, vor dem wir uns eigentlich nicht drücken können. Denn solche kleine Früchte kann jeder von uns hervorbringen, egal mit welchen Fähigkeiten und Talenten er sonst begabt ist. Das sind alles Früchte, die wir jeden Tag bringen können, wo es keine Ausrede gibt, dass wir dazu zu schwach wären. Ein Kleines Gutes Werk geht eigentlich immer. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS