Predigt zum 22. Sonntag im Jahreskreis (Mk 7,1-8.14-15.21-23)
Auf das Herz kommt es an
Außen und Innen … das ist die tägliche große Herausforderung des christlichen Lebens, mit dem sich auch schon Jesus Christus immer wieder herumschlagen musste, wie wir es soeben im Evangelium hörten:
„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir … Begreift, was ich euch sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“
Der Mensch lässt sich sehr gerne von Äußerlichkeiten beeindrucken. Der schöne Schein zieht an. Und das wird dann auch weitlich ausgenutzt. In der Werbung, in der Politik, in Kunst und Kultur, in der Seitenblicke-Gesellschaft und oft genug natürlich auch in der Kirche. Es werden wunderbare, schöne, bunte Luftballone produziert, aber kaum nimmt man eine klitzekleine Stecknadel und sticht hinein, zerplatzen sie und man erkennt … hinter dem bunten Luftballon ist nichts als Luft.
Auf das Herz kommt es an. Was in einem solchen Herzen alles an bösen Gedanken und verborgenen Realitäten schlummern kann, hat uns Jesus heute aufgezählt … es ist da alles genau beschrieben, was sich an Müll in unserem Inneren ansammeln kann, der endlich entsorgt gehört:
„Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut, Unvernunft. All dieses Böse kommt von Innen und macht den Menschen unrein.“
Es ist also kein Wunder, dass sich auch der heilige Franz von Sales in einem Kapitel seines Buches „Philothea – Anleitung zum frommen Leben“ ausführlich mit dem Herzen, der inneren Haltung und Einstellung eines Menschen beschäftigte.
Er schreibt: „Nie habe ich das Vorgehen jener billigen können, die bei Äußerlichkeiten beginnen, um den Menschen zu bessern: bei Haltung, Kleidung oder Frisur. Mir scheint im Gegenteil, man muss beim inneren Menschen anfangen … Weil das Herz die Quelle unserer Handlungen ist, werden diese so sein, wie unser Herz beschaffen ist. … Darum möchte ich vor allem das erhabene und heilige Wort ‚Es lebe Jesus!‘ in dein Herz schreiben. Ich bin sicher, dann wird dein Leben … als Früchte nur Handlungen hervorbringen, denen dieses Heilswort aufgeprägt und eingegraben ist. Wie der geliebte Jesus in deinem Herzen lebt, so wird er auch in deinen Handlungen lebendig sein, wird sein Name geschrieben stehen auf deinen Augen, auf deinem Mund, auf deinen Händen, ja, auf deinen Haaren“ (Philothea III,23; DASal 1,163-164).
Deutlicher kann man eigentlich gar nicht all das zusammenfassen, was Jesus Christus den Menschen beibringen wollte. Nicht der äußere Schein ist entscheidend, sondern die innere Haltung. Darauf kommt es an, das zeigt den Menschen, wie er wirklich ist. Es geht also in erster Linie um Authentizität, um Echtheit und Übereinstimmung meiner inneren Haltungen und meiner äußeren Handlungen.
Dass Jesus Christus mit seinen Hinweisen auf alles andere als auf Gegenliebe gestoßen ist, ist nur zu verständlich. Er hat uns eben die Masken vom Gesicht gerissen und uns mit den eigenen Fehlern und Schwächen, die in unserem Herzen schlummern, konfrontiert. Das kann manchmal nicht nur sehr ernüchternd sein, sondern auch wehtun. Aber es ist auch heilsam. Es hilft uns, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und vor allem, erste Schritte zu unternehmen, um besser zu werden. Das heißt: authentischer, ehrlicher und echter. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS