Predigt zum 2. Adventsonntag (Mt 3,1-12)
Das Himmelreich ist nahe
Johannes der Täufer ist eine wichtige adventliche Hoffnungsgestalt. Neben der Gottesmutter Maria wahrscheinlich die bedeutendste, auch wenn sein Wüstenruf, den wir heute hörten, in manchen Ohren wie eine flammende Höllenpredigt klingen mag. Aber das, was Johannes der Täufer verkündet, hat trotzdem sehr viel mit Hoffnung zu tun, und vor allem zeigt er uns sehr deutlich, dass hoffnungsvolle Menschen nicht einfach tatenlos herumsitzen, sondern im Gegenteil aktiv handeln und wirken.
Die wesentliche Hoffnungsbotschaft des Johannes des Täufers lautet: „Das Himmelreich ist nahe.“ Und dann kommen drei große Rufzeichen, die uns zum Handeln auffordern: „Kehrt um! Bereitet dem Herrn den Weg! Macht gerade seine Straßen!“
Das heißt: Wenn du willst, dass es in deinem Leben Weihnachten wird, dann musst du dafür auch etwas tun, dann musst du dich darauf vorbereiten. Oder mit dem heiligen Franz von Sales formuliert: Wenn du wirklich willst, dass du in deinem Leben die Gegenwart Gottes spürst, dann musst du dir das auch aktiv bewusst machen. Genau dafür wäre die Adventszeit da. „Seht, Christus kommt uns suchen“, predigte Franz von Sales, „die Kirche lädt uns ein, ihn gut zu empfangen“ (DASal 9,142).
Das kann jedes Jahr anders ausschauen, weil jedes Jahr anders ist und auch andere Herausforderungen mit sich bringt. Was muss ich also in diesem Jahr tun, damit Gott in meinem Leben wirklich ankommen kann? Was muss ich ändern? Welche Hindernisse muss ich wegräumen? Was muss ich geradebiegen? Welche Zeichen muss ich setzten, damit deutlich wird, dass mir Gott in meinem Leben nicht egal ist, sondern dass ich wirklich und ernsthaft will, dass er in meinem Leben eine Rolle spielt und mich bereichert?
Für all diese Fragen steht die Advents- und Hoffnungsgestalt Johannes der Täufer. Und noch etwas macht uns dieser Vorläufer Jesu deutlich: Wir sind mit Heiligem Geist getauft. Das heißt: Wir fangen nicht bei Null an, sondern wurden durch die Taufe bereits ausgerüstet und beschenkt, damit wir Früchte hervorbringen können. Welche Früchte sollen das in diesem Jahr sein, damit es Weihnachten wird in meinem Leben, in meiner Welt, in meinem Beruf, in meinem Zuhause?
Heute ist auch der 4. Dezember … ein Tag, der uns eine weitere adventliche Hoffnungsgestalt vor Augen führt: die heilige Märtyrerin und Nothelferin Barbara. An diesem Tag ist es Brauch einen Zweig in ein Wasserglas zu stellen, damit dieser an Weihnachten blüht. Hintergrund ist die Legende, dass die in einem Turm eingesperrte Barbara durch diesen Zweig, den sie zum Blühen brachte, in ihrer aussichtslosen Situation ihre Hoffnung nicht verlor. Vielleicht machen wir das in diesem Jahr wieder einmal ganz bewusst, um Gott deutlich zu machen, dass ich mich wirklich auf sein Kommen vorbereiten will. Und was könnte dann dieser Barbarazweig in meinem Leben heute bedeuten? Was soll wieder aufleben? Was soll wieder zum Blühen gebracht werden? Welche Frucht, welche Blüte soll mein Barbarazweig an Weihnachten tragen?
Das sind viele Fragen, die uns der zweite Adventsonntag stellt … es sind alles Fragen zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest und damit Fragen, die wir uns gerade jetzt stellen und beantworten sollten. Amen.
P. Herbert Winklehner OSFS