Predigt zum 1. Adventsonntag (Mt 24,37-44)

Säulen der Hoffnung

„Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Furcht, sondern mit Hoffnung.“ Diese Aussage, die dem heiligen Franz von Sales zugeschrieben wird, passt sehr gut als Überschrift über den Advent, die Zeit des Wartens auf das Kommen unseres Herrn Jesus Christus.

Die vielen Symbole der Adventszeit machen uns das deutlich, vor allem der Adventkranz. Er ist eigentlich ein Hoffnungskranz in der dunklen, kalten Jahreszeit. Die grünen Zweige sagen uns: Das Leben trotzt jeder Kälte, jedem tödlichen Angriff, weil alles Leben von Gott kommt. Und die vier Kerzen zeigen uns: Das Licht Jesu Christi besiegt die Finsternis.

Das heutige Evangelium, das eigentlich sehr düster beginnt und von der Sintflut erzählt, macht uns aber ebenso darauf aufmerksam, dass wir wachsam und bereit sein sollen, weil wir nicht wissen, zu welcher Stunde der Herr und Menschensohn kommen wird. Christliche Hoffnung ist also nicht weltfremd oder blauäugig. Im Gegenteil, sie betrachtet die Wirklichkeit genau, ist wachsam und bereit. Vor allem hört sie auf das Wort Gottes, genauso wie damals Noach, der auf das Wort Gottes hin eine Arche mitten in der Wüste baute, um vor der Sintflut gerettet zu werden.

Was ist für eine solche christliche, wachsame und bereite Hoffnung notwendig? Der heilige Franz von Sales schlägt uns vier Säulen der Hoffnung vor. Diese vier Säulen könnten wir uns in der kommenden Adventszeit ganz besonders vornehmen:

Die erste Säule ist die Gegenwart Gottes mitten unter uns. Gott ist da, wir sind nicht alleine, er begleitet uns, oft ganz unscheinbar. Damit ich Gott in meinem Leben nicht übersehe, soll ich mir seine Gegenwart immer wieder bewusst machen.

Die zweite Säule ist das Kreuz als Trost- und Hoffnungszeichen. Es sagt mir: Nicht der Karfreitag, nicht das Leid, der Schmerz, die Trauer, der Tod, Krieg oder Katastrophen haben das letzte Wort, sondern die Auferstehung am Ostermorgen. Garant dafür ist Jesus Christus, der durch das Kreuz alles Tödliche, Lebensfeindliche und Böse besiegte.

Die dritte Säule ist die Nächstenliebe, also der Blick auf all jene in der Welt, denen es nicht so gut geht, und die Bereitschaft, sich mit den Armen, Kranken, Leidenden, Einsamen, Ausgestoßenen und Ausgegrenzten solidarisch zu erklären und mit den Fähigkeiten, die mir zur Verfügung stehen, an einer besseren Welt mitzuwirken.

Und schließlich die vierte Säule: die Freude. Auch wenn das Leben nicht immer lustig ist, sondern immer wieder Probleme und Herausforderungen zu bewältigen sind, sollen wir nicht übersehen, dass es trotz allem immer wieder Gründe zur Freude gibt, weil eben Gott der Gott der Freude ist.

Wer also wachsam auf das Kommen des Menschensohnes zugehen und sich entsprechend auf das Weihnachtsfest vorbereiten möchte, der mache sich bewusst, dass Gott da ist und uns begleitet, dass das Kreuz auf die Auferstehung verweist, und Nächstenliebe und Freude wesentliche Elemente unseres Glaubens sind. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS