Predigt zum Goldenen Priesterjubiläum von P. Herbert Macek OSFS

Selig ist der, der geglaubt hat

Gablitz, am Fest der Heimsuchung Mariens; Lk 1,39-56; Röm 12,9-16b

Anlässlich (d)eines Goldenen Priesterjubiläums könnte man über den Jubilar so wie Elisabet über Maria sagen: Selig ist der, der geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihm sagen ließ. Denn wer auf 50 Jahre Priestertum zurückschauen darf, der kann und wird entdecken, dass sein Priestersein sich dann als selig – vielleicht würde man heute sagen: als gelungen – herausstellt, wo der Priester sich nicht selbst in den Mittelpunkt gestellt hat und sich nicht selbst verkündet hat, sondern wo er geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihm sagen ließ … und diesen Glauben glaubhaft gelebt und bekannt hat. Denn das Priestertum ist nicht ein Privileg, das die Kirche einigen Menschen ausgestellt hat, damit sie sich als die Besseren unter allen Christen fühlen, sondern das Priestertum ist eine Aufgabe, ein Auftrag zu einer besonderen Art des Glaubens und des Bekennens. Dabei ist aber nicht gemeint, dass der Priester deshalb ein Glaubens-Profi zu sein hat, auch wenn man sich das oft von ihm erwartet oder wünscht. Ich meine damit, dass man von ihm immer die richtigen Antworten und Auskünfte bekommt, wenn man etwas über Theologie, Kirche und vor allem Moral wissen möchte. Ganz gegenteilig, ich denke, der Priester sollte aus der Begegnung mit den suchenden, fragenden und ringenden Menschen sich daran erinnern, dass es nicht darum geht, eigene Meinungen und Ansichten zum Dogma zu erklären, sondern dass es um das Teilen des Glaubens geht … des Glaubens, dass sich erfüllt, was der Herr uns sagen lässt. 1963, also drei Jahre, bevor du zum Priester geweiht wurdest, schrieb der große Theologe Hugo Rahner in einem Brief an einen Primizianten folgendes bedenkenswerte Wort: „Sie werden eines Tages die Erfahrung machen, dass die sakramentale Gnade der Priesterweihe zwar den Menschen, wie er ist, nicht ändert, aber in ihm bisher brachliegende Gewalten entbindet, mit deren Hilfe es doch in einem langen Leben gelingt, in Christus zu einem Menschen umgewandelt zu werden, der zu sein man sich ohnmächtig Jahr um Jahr bemüht hat.“ Eigentlich nichts anderes, als Elisabet zu Maria, der Glaubenden, gesagt hat, als sie ihr begegnete: Selig ist die, die geglaubt hat, das sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Es trifft sich wunderbar, dass du dein Priesterjubiläum an diesem Fest der Heimsuchung Mariens, der Visitatio Mariae, feierst. Zum einen, weil es mit der salesianischen Spiritualität untrennbar verbunden, ja sogar verwoben ist, zum anderen aber, weil es die rechte Gesinnung und Einstellung hervorhebt, die nicht nur Maria zugesprochen wird, sondern die eigentlich jeder Christ als fundamentale Einstellung haben sollte. Es ist die Haltung, in der sich das geweihte Priestertum in das gemeinsame Priestertum aller Getauften eingliedert, integriert.  Das klingt jetzt vielleicht sehr theoretisch – theologisch, aber es lässt sich über die Erzählung des heutigen Festes ganz einfach erklären. Maria macht sich auf den Weg zu Elisabet. Sie macht sich auf den Weg, Elisabet zu visitieren. (Herbert, du bist ein Sprachengenie, du könntest das jetzt noch besser erklären als ich!) Im Wort Visitieren steckt das Wort videre – sehen und das Wort ire – gehen. Also Maria geht los um zu sehen, Elisabet zu sehen, ihre Cousine, aber vielleicht auch noch mehr zu sehen als eine liebe Verwandte. Wir wissen, dass diese Begegnung eine Begegnung zweier werdender Mütter ist. Beide werdenden Mütter tragen in ihrem Leib ein Zeichen des lebendigen Gottes. Elisabet wurde wider die Natur schwanger, und ebenso Maria wurde wider die Natur schwanger. Gott hat bei beiden Frauen ein Zeichen gesetzt, und dieses Zeichen tragen beide Mütter unter ihrem Herzen. Es ist das Zeichen, dass Gott in jedem Menschen sichtbar werden kann, dass Gott aus jedem Menschen geboren werden kann. Dass Gott aus dem Menschen spricht und in dem Menschen sichtbar wird, der an das glauben kann, was Gott uns zugesagt hat und täglich zusagt: ich bin in dir, ich bin mit dir, ich will durch dich in dieser Welt gesehen werden. Maria sieht in Elisabet die Frucht dieses Glaubens und Elisabet sieht die Frucht ihres Glaubens in Maria. Das lässt die beiden emotional nicht kalt bleiben. Denn während in Elisabet der ungeborene Johannes durch diese Begegnung zu hüpfen beginnt, beginnt Maria über Gott zu schwärmen. Das Magnifikat ist doch ein einziges Schwärmen von Gott oder anders gesagt: Gott schwärmt aus Maria (heraus) und zeigt sich, wie er wirklich ist.

Lieber Herbert, vor 50 Jahren hast du durch Priesterweihe die Zusage bekommen, dass Gott dich in seinem Dienst haben will. Und durch die Beauftragung zu diesem Dienst hast du durch die Kirche auch die Zusage Gottes bekommen, dass er dich ausgewählt hat, ihn in der Welt sichtbar zu machen. Du hast das in deiner Berufung zum Priester gespürt, dass Gott in dir im priesterlichen Dienst in die Welt hineingeboren werden will. Mittlerweile hast du 50 Jahre diesen Auftrag der Kirche ernst genommen und versucht, ihm gerecht zu werden. Als Priester trägst du wie die schwangeren Frauen im Evangelium Gott in die Begegnung mit den Menschen hinein. Genaugenommen ist es das, was wir als Sakrament bezeichnen. Gott wird sichtbar in einem Zeichen, das jeder Mensch kennt und jeder Mensch versteht. Als Priester bist du bereits 50 Jahre unterwegs, selbst Zeichen Gottes unter den Menschen zu sein und solche Zeichen auch zu setzen.

Heute ist es ein guter Anlass, dir für dein JA zu dieser Berufung zu danken. Ich möchte dir danken für deine Berufung zum Ordenspriester in unserer Gemeinschaft der Sales-Oblaten. Danken wollen dir sicher auch die vielen Menschen, denen du deinen priesterlichen Dienst, dein Dasein und dein Wohlwollen geschenkt hast. Danken wirst du selbst heute wollen für die 50 Jahre, die dich an den verschiedenen Orten, an denen du warst, in unterschiedlicher Weise als Priester herausgefordert und geprägt haben. Danken möchte ich dir, dass du schließlich zu deinem Ruf hierher nach Gablitz vor ein paar Jahren dein JA gesagt hast, obwohl du genauso gut schon in den Ruhestand hättest gehen können. Mit viel Aufmerksamkeit und ganzer Hingabe gehst du deinen Aufgaben hier nach, bist daneben auch noch ein gesuchter Aushilfepriester. Und ich beobachte, dass du alle deine Dienste hier gerne tust und das freut mich besonders. Und ich weiß von den Schwestern, wie sehr sie es zu schätzen wissen, dass du für sie als Priester hier bist.

Bevor dich der Ruf hierher nach Gablitz erreicht hat, war es dir möglich, eine gewisse Zeit in Rom zu verbringen, quasi an der Quelle der Kirche. Neben deiner Mithilfe im Generalatshaus war es für dich eine gute Gelegenheit, dein Italienisch zu perfektionieren, was du ja auch getan hast. So möchte ich mit folgendem Gedanken schließen:

Grazie per il tuo sacerdozio, grazie per la tua fraternitá, grazie per la tua disponibilitá, grazie che tu sei un Oblato di San Francesco di Sales molto reale. E con il apostolo Paolo ti auguro: sei allegro nella speranza, paziente nell´afflizioni, perseverante nella preghiera.

Grazie e tanti auguri! Sei benedetto del nostro Dio!

Amen

P. Thomas Vanek OSFS