Franz von Sales – Ein Heiliger der Barmherzigkeit
„Haben Sie unbegrenztes Vertrauen, dass Gottes Barmherzigkeit und Güte Sie nie verlassen wird.“ Franz von Sales (Brief an Johanna Franziska von Chantal, DASal 5,45)
Spät aber doch wurde per Dekret durch Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, die Erlaubnis erteilt, dass in der Kirche Maria Schmerzen im Kaasgraben, eine Kirche der Pfarrgemeinde Franz von Sales im 19. Wiener Gemeindebezirk, eine „Heilige Pforte“ zum außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit offiziell errichtet wird.
Schon während der Fasten- und Osterzeit wurden die Menschen regelmäßig auf das Heilige Jahr der Barmherzigkeit hingewiesen, in dem an jedem Sonntag eines der vierzehn leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit im Mittelpunkt der Predigt stand. Diese vierzehn Werke der Barmherzigkeit sind optisch immer noch gegenwärtig. Vierzehn Stoffbanner mit je einem Werk der Barmherzigkeit wurden unter die vierzehn Stationen des Kreuzweges gehängt.
Die Einrichtung einer Heiligen Pforte ist auch ganz im Sinne der Lehre des heiligen Kirchenlehrers und Pfarrpatrons Franz von Sales (1567-1622), für den die Liebe und Barmherzigkeit eines der wesentlichen Eigenschaften Gottes sind. Hier nur zwei Zitate aus seinem umfangreichen mystischen Hauptwerk „Abhandlung über die Gottesliebe“ (Theotimus), das in diesem Heiligen Jahr den 400. Jahrestag der Ersterscheinung feiert (Tag der Veröffentlichung: 29. Juni 2016):
„Sieht nun der Herr eine Seele, die in die Sünde gefallen ist, so ist es zwar nicht mehr erforderlich, dass er aus Liebe zu uns erneut sterbe, aber er eilt herbei, der Seele zu helfen, und ÖFFNET MIT UNBESCHREIBLICHER ERBARMUNG DIE PFORTEN IHRES HERZENS durch Empfindungen und Mahnungen des Gewissens. Diese lässt er aus verschiedenen Erkenntnissen und Regungen entspringen und flößt sie der Seele gleich wohlriechenden und herzstärkenden Mitteln ein, um sie wieder zum Bewusstsein, d. h. zum Guten zurückzuführen.“ (Franz von Sales, Theotimus III. Buch, 3. Kapitel).
„Die Liebe des Menschen zu Gott verdankt ihren Ursprung, ihre Entfaltung und ihre Vollendung der ewigen Liebe Gottes zu den Menschen. Dies ist die einmütige Meinung der Kirche, unserer Mutter. Mit glühendem Eifer will sie, dass wir unser Heil und auch die Mittel dazu NUR DER BARMHERZIGKEIT UNSERES ERLÖSERS zuschreiben. Ihm allein soll auf Erden so wie im Himmel alle Ehre und Verherrlichung gegeben werden“ (Theotimus IV. Buch, 6. Kapitel; DASal 3,215).
Papst Franziskus fordert in diesem heiligen Jahr der Barmherzigkeit vor allem die Christen zu einer „Kultur der Begegnung“ auf, die zu einer „Revolution der Zärtlichkeit“ führt. Der heilige Franz von Sales forderte dies mit anderen Worten bereits vor 400 Jahren: Die AFFEKTIVE LIEBE, die wir von Gott in der Begegnung der Eucharistie, des Bußsakramentes und des Gebetes geschenkt bekommen, soll sich in der EFFEKTIVEN LIEBE des Menschen zu den Mitmenschen auswirken, z.B. in der Form der 14 Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, die Toten begraben; den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten.
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