350 Jahre Schwestern der Heimsuchung in Bayern

1667 kamen die ersten Schwestern der Heimsuchung Mariens auf Bitten des bayerischen Königshofes vom italienischen Kloster Vercelli nach Bayern. 350 Jahre später feierten die heutigen Schwestern der Heimsuchung ihr bayerisches Jubiläum im ehemaligen Heimsuchungskloster in Beuerberg bei München, das nun von der Erzdiözese München-Freising übernommen wurde und derzeit sehr erfolgreiche Ausstellungen zum Kloster- und Ordensleben anbietet.

Das Jubiläumsfest fand am Sonntag, 2. Juli 2017, dem liturgischen Fest der Heimsuchung Mariens statt. Schwester Lioba Zezulka OVM, die Föderationsoberin der Deutschsprachigen Föderation der Ordensgemeinschaft, hieß die rund 200 Gäste aus Kirche und Politik, sowie Angehörige, Mitarbeiter und Freunde der Ordensgemeinschaft herzlich willkommen, um Gott für seine Begleitung durch die 350 Jahre zu danken und die zahlreichen Früchte zu feiern, die Heimsuchungsschwestern in Bayern hervorbrachten. Etwa dreißig Heimsuchungsschwestern aus den Klöstern Dietramszell, Zangberg und Zagreb sowie aus den ehemaligen Klöstern Beuerberg, Niedernfels, Oberonning und Pielenhofen nahmen an dem Fest teil.

Die Schwestern halten uns den Himmel offen

Hauptzelebrant bei der Festmesse war der Generalvikar der Erzdiözese München-Freising Peter Beer. In seiner Predigt sagte er zunächst, dass der Begriff „Heimsuchung“ in unseren Ohren heute etwas seltsam klingt. Dennoch meint dieses Wort etwas sehr Positives, nämlich „daheim besuchen“, so wie es auch das biblische Vorbild des Besuches Marias bei ihrer Verwandten Elisabet zum Ausdruck bringt. Damit birgt dieser Ausdruck sogar etwas Revolutionäres in sich, nämlich die Herausforderung, dass der Mensch von Gott persönlich in seinem Zuhause besucht wird, um dort Mensch zu werden und seine frohe Botschaft in der Welt zu verwirklichen. „An dieses Handeln Gottes“, so der Generalvikar wörtlich, „wollen wir heute denken und dafür danken, dass uns die Schwestern der Heimsuchung zeigen, was es bedeutet, von Gott und seinem Geist heimgesucht zu werden.“ Die Schwestern halten uns durch ihr Gebet und ihr kontemplatives Leben „den Himmel offen“. Sie zeigen uns, wie wir die Gegenwart Gottes in unserem Leben erkennen und seine Spuren im Leben entdecken können.

Sehnsuchtsort Kloster

Nach einem festlichen Mittagessen mit italienischen Spezialitäten – die ersten Schwestern kamen ja aus Italien –, hatten die Gäste Gelegenheit, die Ausstellung „Sehnsuchtsort Kloster“ zu besichtigen. Diese Ausstellung des Diözesanmuseums München-Freising unter der Leitung von Christoph Kürzeder, der beim Jubiläumsfest nicht nur als Museumsleiter in Erscheinung trat, sondern sich auch in den Küchendienst einteilte, steht Besuchern noch bis zum 3. Oktober 2017 offen und gibt wunderbare vergangene und gegenwärtige Einblicke in die Lebensweise in einem Kloster, besonders im Kloster der Heimsuchung Mariens.

Neues Buch: „Liebe, nicht Zwang“

Stefan Hauptmann, Pfarrer des Pfarreienverbandes Markt Indersdorf, stellte im Rahmen des Festes das von ihm herausgegeben Buch „Liebe, nicht Zwang. Franz von Sales im Blick der Johanna Franziska von Chantal“ vor. In diesem Buch ist die Zeugenaussage enthalten, die die heilige Johanna Franziska von Chantal beim Seligsprechungsprozess des heiligen Franz von Sales machte. Ihre Schilderungen zeichnen nicht nur ein eindrucksvolles Portrait über Franz von Sales, sondern zeigen auch sehr deutlich, dass Johanna Franziska jene Person war, die Franz von Sales am besten kannte. Mit dieser Buchveröffentlichung wurde ein weiteres besonderes Zeichen in diesem Jahr gesetzt, in dem Franz von Sales seinen 450. Geburtstag feiert. Weitere Information zur Neuerscheinungen finden Sie >>>hier…

Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes

Es folgte eine feierliche Vesper unter der Leitung von Prälat Lorenz Kastenhofer, dem Ordensreferenten der Erzdiözese München-Freising. Die Homilie hielt Pater Herbert Winklehner OSFS, der Regionalassistent der deutschsprachigen Föderation der Heimsuchungsschwestern. Er erklärte, warum der heilige Franz von Sales und die heilige Johanna Franziska von Chantal ihre Ordensgründung „Schwestern der Heimsuchung Mariens“ nannten. Wörtlich sagte er: „Das biblische Ereignis der Begegnung zwischen Maria und Elisabet bringt in konzentrierter Form genau das zum Ausdruck, was wir heute salesianische Spiritualität nennen: Das Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes in allem, was wir tun – und zwar so, dass die Menschen, denen wir begegnen, leibhaftig spüren können, dass Gott ein Gott der Liebe ist. Eine solche Erfahrung ist etwas so Großartiges, dass man gar nicht anders kann, als die Größe Gottes in uns und um uns zu loben und zu preisen.“ All das wollten die Ordensgründer in der Heimsuchung verwirklicht sehen.

Singer pur

Abschluss des Festtages bildete ein wunderbares Konzert des Vocal Ensembles „Singer pur“. Das Sextett von fünf Männern und einer Frau begeisterte alle Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrem vorwiegend marianischen Liedrepertoire von der Renaissance bis heute.

P. Herbert Winklehner OSFS

Fotos: Hans Holzner