Von einigen WhatsApp-Bildern angeregt, fragen uns viele Bekannte, wie unsere kurze Pilgerreise vom 24. – 27. November 2025 gewesen ist. Deshalb möchte ich in ein paar Zeilen einen kleinen Reisebericht wiedergeben.

Soweit es möglich ist, treffen wir Sales-Oblaten aus Indien, die in der deutschsprachigen Provinz tätig sind, uns normalerweise jedes Quartal, um uns auszutauschen und die Freude des Oblaten-Seins zu stärken. Anlässlich des 150-jährigen Ordensjubiläums haben wir uns dieses Mal eine kurze Pilgerfahrt nach Troyes (Frankreich) vorgenommen, dem Gründungsort unserer Ordensgemeinschaft. Schon früh morgens fuhren wir vier (P. Manikumar Arepalli OSFS, P. Paul Narayanasamy Ramaiyan OSFS, P. Paul Martin Arockiyasamy OSFS und ich, P. Balaprasad Kaligiri OSFS) von Mülheim an der Ruhr, Nordrheinwestfalen, nach Paris, um eine kurze Blitzbesichtigung der französischen Hauptstadt zu erleben. Obwohl unser Aufenthalt nur einen Tag dauerte, konnten wir einige bedeutende Monumente der Stadt hautnah erleben. Der Autoverkehr, die Metrofahrten, die kulturelle Vielfalt sowie die berühmten Denkmäler und Kirchen haben uns sehr beeindruckt.

Paris

Unsere Faszination stieg weiter, als wir den Eiffelturm besichtigten und die Basilika Sacré-Cœur sowie die frisch renovierte Kathedrale Notre-Dame betraten. Diese Kirchenräume tragen einen besonderen Geist, der allumfassend und berührend wirkt. Erste Spuren unserer Spiritualität entdeckten wir, als wir in der Basilika Sacré-Cœur das Mosaik-Fresko von Franz von Sales und Margareta Maria Alacoque bestaunten – ein kleines Fest für Augen und Herz.

Troyes

Nach einer zweieinhalbstündigen Autofahrt erreichten wir am frühen Abend Troyes. Wir durften im Gästehaus unserer Ordensschwestern, der Oblatinnen des hl. Franz von Sales, übernachten. Das Gefühl, an unsere gemeinsamen Wurzeln zurückzukehren, war wunderschön. Bruder Cyprien Messie OSFS empfing uns sehr herzlich. Schwester Louis Miriam OSFS, die für die Gäste zuständig ist, hat sich mit großer Wärme um uns gekümmert. Besonders beeindruckt waren wir von ihrem Backtalent: Mit eigenen Händen bereitete sie frisches Brot zu und deckte ein vielfältiges, liebevoll gestaltetes Frühstücksbuffet für uns auf.

Am nächsten Tag führte uns Bruder Cyprien durch die frühere Handelsmetropole Europas. Die Menschen, denen wir begegneten, waren freundlich, offen und einfach. Die Stadt ist bekannt für ihre zahlreichen Kirchengebäude. Der Dom (St. Peter und Paul) und andere Kirchen tragen beeindruckende Glasfenster, die die Kunsttradition der Stadt widerspiegeln. Einige Kirchen sind allerdings relativ alt und renovierungsbedürftig. Die Spuren unseres Gründers, des Seligen Louis Brisson, sowie der ersten Oblatin, die hl. Leonie Franziska Salesia Aviat, sind in mehreren dieser Kirchen sichtbar.

Krypta

Am Nachmittag nutzten wir die Gelegenheit, die Krypta der Oblatinnen zu besuchen, in der die Gräber der hl. Leonie und des Sel. Louis Brisson ruhen. Gemeinsam mit ein paar deutschsprachigen Schwestern feierten wir dort die Heilige Messe und beteten für unsere Mitbrüder in Indien, der deutschsprachigen Provinz und Frankreich, für alle Sales-Oblaten weltweit und auch für die Oblatinnen. Es war eine besondere Erfahrung, an diesem historischen Ort das heilige Opfer des Dankes, des Gebetes und der Anbetung darzubringen.

Mit der Hilfe einer Schwester machten wir eine kurze Runde durch die „Schatzkammer“ des Ordens, in der Erinnerungsstücke des Gründers, der Gründerin und der Oblatenfamilie aufbewahrt werden. Nach einem erlebnisreichen Tag kehrten wir in ein typisches französisches Lokal ein, um gemeinsam die uns noch unbekannte französische Küche zu kosten.

Heimsuchungskloster von Troyes

Am nächsten Vormittag stand die Besichtigung des Klosters der Heimsuchungsschwestern auf dem Programm. Zuvor begrüßten uns die Generaloberin der Oblatinnen und ihre Stellvertreterin persönlich beim Frühstück – beide sprachen ein hervorragendes Hochdeutsch, obwohl sie aus der Schweiz stammen.

Die Begegnung im Heimsuchungskloster von Troyes war herausragend und inspirierend. Der Empfang war erneut herzlich und geschwisterlich; einzig die Sprachbarriere erschwerte manches. Dennoch waren die Begegnungen tief berührend und eindrucksvoll. Es war faszinierend zu sehen, wie die Schwestern in diesem alten Kloster aus dem Jahr 1631 einfach, bodenständig und treu ihr Ordensleben führen. Dort besuchten wir auch das Grab der ehrwürdigen Schwester Marie-Thérèse Chappuis OVM, einer starken Persönlichkeit, die unseren Gründer mit großer Beharrlichkeit zur Ordensgründung ermutigte. Sie ist bekannt für ihren „Weg“ – ein geheimnisvoller Kern ihrer Berufung. Das Kloster birgt zudem mehrere Orte, die sichtbare Spuren des Wirkens Gottes tragen. 

Saint-Bernard

Vor unserer Abreise aus Troyes besuchten wir gemeinsam mit Br. Cyprien noch kurz eine Gemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales, die in der ältesten Schule der Oblaten, Saint-Bernard, zuhause sind. Die Mitbrüder begrüßten uns mit einem Glas Champagner, dessen Etikett eigens anlässlich des Ordensjubiläums gestaltet wurde. Wir lernten uns kurz kennen, tauschten ein paar herzliche Worte aus und setzten anschließend unsere Reise fort.

Plancy

Nach unserem kurzen Aufenthalt verabschiedeten wir uns von Troyes und machten einen spontanen Abstecher nach Plancy, um das Geburtshaus und das Sterbehaus von Louis Brisson zu besuchen und seine Heimat kennenzulernen. Eine Oblatin, die dort lebt, hieß uns herzlich willkommen und zeigte uns sowohl das Haus als auch die Heimatkirche des Gründers. Die Fahrt dorthin hatte ihren eigenen Charme: die Gegend ist abgeschieden und sehr ländlich. Beeindruckend, dass aus diesem kleinen Ort ein Mensch stammt, der zwei Ordensgemeinschaften gründete, die heute in vielen Teilen der Welt nach dem Geist des hl. Franz von Sales Christus durch vielfältige Dienste an den Menschen nachfolgen. Wirklich ein Wunder Gottes!

Nach der kurzen Kirchenbesichtigung machten wir uns auf den Rückweg und kamen am selben Abend wohlbehalten in Mülheim an. Natürlich begrüßte uns Pater Dennis Jose OSFS mit einem leckeren indischen Essen. Wir sind Gott und vielen Menschen dankbar, dass wir diese kurze Pilgerreise so erfüllend erleben durften.

Vivat Jesu (V+J)

Pater Bala Kaligiri OSFS